Archiv für April 2008

Damit Sie hinterher nicht sagen können, Sie hätten es nicht gewusst

Montag, 7. April 2008

Verhaltensregeln für den geneigten Italiener bei Atomkrieg, Druckschrift aus dem Jahr 1962:
Un opuscolo divulgativo: La protezione individuale dagli effetti delle esplosioni nucleari

(Mein Liebling: Der Superheld “Stoßwirkung-Man!” Dicht gefolgt von der jungen Dame, der angesichts der Komplexheit von Schutzmaterialien der Schweiß ausbricht.)

via elektrosmog

Selbsthass für Fortgeschrittene

Montag, 7. April 2008

Kurz vor Beginn der Aerobicstunde husche ich in den Turnsaal und stelle mich auf das bisschen Restplatz; wie immer ist nur noch etwas vorne direkt vor dem Spiegel frei. Dieser Abschnitt scheint ein besonders freundlicher Spiegel zu sein: Mein Blick fällt auf eine schlanke, trotz entlarvender Sportbekleidung richtig gut aussehende Frau. Und sofort spüre ich den Impuls, mich vor einen anderen, weniger schmeichelhaften Spiegel zu stellen. Denn, so die verdrehte Logik: In dem Moment, in dem ich nichts mehr Wesentliches an meinem Äußeren auszusetzen hätte, jederzeit ein Dutzend ekliger Dinge an mir aufzählen könnte, ließe ich mich gehen und würde fett, schleimig, abstoßend. Also suche ich mir am besten regelmäßig die Bestätigung für meine Fehler.
(Ich sollte wirklich nicht über meine wallfahrende Kusine spotten.)

Der Fortschritt: Ich erkenne das Einsetzen dieses Mechanismus’ sofort und amüsiere mich darüber, wohlwollend. Vorbei die Zeiten, in denen er funktionierte, vorbei auch die Zeiten, in denen ich ihn zwar erkannte, aber mich auch noch dafür verachtete. Ich bin halt ein bisschen kaputt – aber auch das ist völlig in Ordnung.

Resteverwertung

Sonntag, 6. April 2008

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Ich bin ja ein Kriegskind, und wir Kriegskinder können nichts Essbares wegschmeißen. Nicht dass ich tatsächlich je einen Krieg hätte erleben müssen oder sonst eine Hungersnot – aber wie sonst sollte ich erklären, dass ich jahrelang bei jedem Elternbesuch erst mal nachgesehen habe, was unbedingt weg muss, und das dann auch gegessen habe. Oder dass ich mich bis heute sehr schwer damit tue, Nahrungsmittel wegzuwerfen, selbst wenn sie mir nicht schmecken. Und jedes Mal, wenn ich drei Eiweiß übrig habe, hebe ich sie auf und nehme mir vor, Amaretti damit zu machen. Auch wenn die Eiweiß die einfachste und am wenigsten kostbare Zutat an diesem Gebäck ist. Oft genug kippe ich die Eiweiß nach ein paar Wochen dann doch ungenutzt weg. Heute aber habe ich tatsächlich Amaretti gemacht. Hier das Familienrezept.

Isarlauf in den Frühling

Samstag, 5. April 2008

Endlich waren Licht und Wetter es heute mal wieder wert, dass ich zum Laufen meinen Fotoapparat mitnahm.

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Wäschezauber

Donnerstag, 3. April 2008

Hiermit habe ich mir endgültig bewiesen, dass ich diesen Körper der Konfektionsgröße 38/40 für meinen wirklich eigenen halte – und nicht nur ausgeliehen bis ich wieder dick werde (Hintergrund am schnellsten hier und hier aufholbar): Gestern habe ich mich mit neuer Unterwäsche ausgestattet. Davor hatte ich von meinen zwischengelagerten Beständen von vor 2002 gezehrt und mit eher funktionalen Teilen aufgefüllt (immer im passenden Set, das schon). Gestern aber verschaffte mir der längst fällige und sehr erfolgreiche Friseurbesuch den nötigen Schwung für einen Besuch meines früheren Stamm-Wäschegeschäftes.

Da ich schon jung eine seltene BH-Größe hatte, halte ich mich für eine Expertin auf dem Gebiet vertrauenswürdiger Wäsche-Dealer. Indizien: Der Laden ist klein, vollgestopft und unübersichtlich, die darin agierende Fachkraft ist weiblich, älter, gepflegt, hat einen umfangreichen Körper und ausländischen Akzent, vorzugsweise aus den neuen EU-Ländern. Idealerweise Grand-Dame-Ausstrahlung mit einem Hauch liebevoller Mütterlichkeit.
Vorsicht vor Kaufhausabteilungen mit Selbstbedienung (hohe Gefahr von teuren Missgriffen mangelns Beratung) sowie vor schicken, grell ausgeleuchteten Läden und ihren Verkäuferinnen mit Model-Maßen (schwer zu behebende Dellen im Selbstwertgefühl).

Ich war sehr beeindruckt, welche textiltechnischen Fortschritte die Wäschebranche in den vergangenen Jahren gemacht hat. Meine Wäscheberaterin (ich tippe auf Ungarn als Ursprung ihres Akzents) überredete mich zur Anprobe eines Schalen-BHs, den ich immer für unvorteilhafte Panzerung gehalten hatte. Ist er nicht. Also trug ich dieses Model heim. Könne man auch wunderbar als Bikini tragen, meinte meine Wäschefee. Und als ich andeutete, dass ich meine Bikinitage für lang vergangen halte, machte sie mir – ebenfalls in Andeutungen – klar, dass sie da ganz anderer Meinung ist.

Dazu kam cremefarbene Spitze von Chantelle (heh, Ihr Modefirmen, Flash zur Produktpräsentation ist wirklich wenig hilfreich, weil man nicht deeplinken kann), dieses Modell – das in meiner Größe allerdings ziemlich anders aussieht. Den Anbieter hatte ich erheblich biederer in Erinnerung als alles, was ich unter dieser Marke gezeigt bekam.

Selbstverständlich reichte mir meine Wäschefee immer die exakt passende Größe in die einzige Umkleidekabine des Ladens – erst daheim sah ich nach und entdeckte, dass meine Größe sich im Vergleich zu meiner Figur vor dem Ausflug ins Dicksein verändert hatte. Ich seh schon: Sobald ich verdrängt habe, wie viel Geld ich gestern da gelassen habe (dass BHs Ergebnis aufwändiger Schneiderkunst sind, begreife ich ja – aber was zum Teufel kostet an Slips fast genauso viel?), gehe ich nochmal hin.