Hiermit habe ich mir endgültig bewiesen, dass ich diesen Körper der Konfektionsgröße 38/40 für meinen wirklich eigenen halte – und nicht nur ausgeliehen bis ich wieder dick werde (Hintergrund am schnellsten hier und hier aufholbar): Gestern habe ich mich mit neuer Unterwäsche ausgestattet. Davor hatte ich von meinen zwischengelagerten Beständen von vor 2002 gezehrt und mit eher funktionalen Teilen aufgefüllt (immer im passenden Set, das schon). Gestern aber verschaffte mir der längst fällige und sehr erfolgreiche Friseurbesuch den nötigen Schwung für einen Besuch meines früheren Stamm-Wäschegeschäftes.
Da ich schon jung eine seltene BH-Größe hatte, halte ich mich für eine Expertin auf dem Gebiet vertrauenswürdiger Wäsche-Dealer. Indizien: Der Laden ist klein, vollgestopft und unübersichtlich, die darin agierende Fachkraft ist weiblich, älter, gepflegt, hat einen umfangreichen Körper und ausländischen Akzent, vorzugsweise aus den neuen EU-Ländern. Idealerweise Grand-Dame-Ausstrahlung mit einem Hauch liebevoller Mütterlichkeit.
Vorsicht vor Kaufhausabteilungen mit Selbstbedienung (hohe Gefahr von teuren Missgriffen mangelns Beratung) sowie vor schicken, grell ausgeleuchteten Läden und ihren Verkäuferinnen mit Model-Maßen (schwer zu behebende Dellen im Selbstwertgefühl).
Ich war sehr beeindruckt, welche textiltechnischen Fortschritte die Wäschebranche in den vergangenen Jahren gemacht hat. Meine Wäscheberaterin (ich tippe auf Ungarn als Ursprung ihres Akzents) überredete mich zur Anprobe eines Schalen-BHs, den ich immer für unvorteilhafte Panzerung gehalten hatte. Ist er nicht. Also trug ich dieses Model heim. Könne man auch wunderbar als Bikini tragen, meinte meine Wäschefee. Und als ich andeutete, dass ich meine Bikinitage für lang vergangen halte, machte sie mir – ebenfalls in Andeutungen – klar, dass sie da ganz anderer Meinung ist.
Dazu kam cremefarbene Spitze von Chantelle (heh, Ihr Modefirmen, Flash zur Produktpräsentation ist wirklich wenig hilfreich, weil man nicht deeplinken kann), dieses Modell – das in meiner Größe allerdings ziemlich anders aussieht. Den Anbieter hatte ich erheblich biederer in Erinnerung als alles, was ich unter dieser Marke gezeigt bekam.
Selbstverständlich reichte mir meine Wäschefee immer die exakt passende Größe in die einzige Umkleidekabine des Ladens – erst daheim sah ich nach und entdeckte, dass meine Größe sich im Vergleich zu meiner Figur vor dem Ausflug ins Dicksein verändert hatte. Ich seh schon: Sobald ich verdrängt habe, wie viel Geld ich gestern da gelassen habe (dass BHs Ergebnis aufwändiger Schneiderkunst sind, begreife ich ja – aber was zum Teufel kostet an Slips fast genauso viel?), gehe ich nochmal hin.