Wäschezauber
Donnerstag, 3. April 2008 um 10:49Hiermit habe ich mir endgültig bewiesen, dass ich diesen Körper der Konfektionsgröße 38/40 für meinen wirklich eigenen halte – und nicht nur ausgeliehen bis ich wieder dick werde (Hintergrund am schnellsten hier und hier aufholbar): Gestern habe ich mich mit neuer Unterwäsche ausgestattet. Davor hatte ich von meinen zwischengelagerten Beständen von vor 2002 gezehrt und mit eher funktionalen Teilen aufgefüllt (immer im passenden Set, das schon). Gestern aber verschaffte mir der längst fällige und sehr erfolgreiche Friseurbesuch den nötigen Schwung für einen Besuch meines früheren Stamm-Wäschegeschäftes.
Da ich schon jung eine seltene BH-Größe hatte, halte ich mich für eine Expertin auf dem Gebiet vertrauenswürdiger Wäsche-Dealer. Indizien: Der Laden ist klein, vollgestopft und unübersichtlich, die darin agierende Fachkraft ist weiblich, älter, gepflegt, hat einen umfangreichen Körper und ausländischen Akzent, vorzugsweise aus den neuen EU-Ländern. Idealerweise Grand-Dame-Ausstrahlung mit einem Hauch liebevoller Mütterlichkeit.
Vorsicht vor Kaufhausabteilungen mit Selbstbedienung (hohe Gefahr von teuren Missgriffen mangelns Beratung) sowie vor schicken, grell ausgeleuchteten Läden und ihren Verkäuferinnen mit Model-Maßen (schwer zu behebende Dellen im Selbstwertgefühl).
Ich war sehr beeindruckt, welche textiltechnischen Fortschritte die Wäschebranche in den vergangenen Jahren gemacht hat. Meine Wäscheberaterin (ich tippe auf Ungarn als Ursprung ihres Akzents) überredete mich zur Anprobe eines Schalen-BHs, den ich immer für unvorteilhafte Panzerung gehalten hatte. Ist er nicht. Also trug ich dieses Model heim. Könne man auch wunderbar als Bikini tragen, meinte meine Wäschefee. Und als ich andeutete, dass ich meine Bikinitage für lang vergangen halte, machte sie mir – ebenfalls in Andeutungen – klar, dass sie da ganz anderer Meinung ist.
Dazu kam cremefarbene Spitze von Chantelle (heh, Ihr Modefirmen, Flash zur Produktpräsentation ist wirklich wenig hilfreich, weil man nicht deeplinken kann), dieses Modell – das in meiner Größe allerdings ziemlich anders aussieht. Den Anbieter hatte ich erheblich biederer in Erinnerung als alles, was ich unter dieser Marke gezeigt bekam.
Selbstverständlich reichte mir meine Wäschefee immer die exakt passende Größe in die einzige Umkleidekabine des Ladens – erst daheim sah ich nach und entdeckte, dass meine Größe sich im Vergleich zu meiner Figur vor dem Ausflug ins Dicksein verändert hatte. Ich seh schon: Sobald ich verdrängt habe, wie viel Geld ich gestern da gelassen habe (dass BHs Ergebnis aufwändiger Schneiderkunst sind, begreife ich ja – aber was zum Teufel kostet an Slips fast genauso viel?), gehe ich nochmal hin.
die Kaltmamsell21 Kommentare zu „Wäschezauber“
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3. April 2008 um 11:10
Darf ich eine persönliche Frage stellen ? Wissen Sie, ab welchem Zeitpunkt Ihre Figur sozusagen aus dem Ruder zu laufen begann ? Ich erkundige mich deshalb, weil diese Frage auch für mich ein Thema ist und ich derzeit ziemlich deutlich merke, dass sich der Ballast, den ich in meinem Leben mit mir herumschleppte, deutlich auf meinen Hüften wiederspiegelte und dies auch zu einem Teil noch immer tut. Irgendwie logisch, denn der Speck von zwanzig mühsamen und frustrierenden Jahren verschwindet nicht binnen eines halben Jahres.
3. April 2008 um 12:20
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Gerne gelesen
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3. April 2008 um 12:34
Darf man fragen, welches Modell denn am 19.4. zur Anwendung kommt?
Und vielleicht sollten Sie sich mit Frau gaga absprechen?
3. April 2008 um 12:44
In meinem Fall, walküre, setzte das Dickwerden mit der Einnahme des Medikaments Trevilor ein. Erst über ein Jahr nach dem Absetzen wiedererwachte meine Sportlust. Allerdings gilt medizinisch wohl die Faustregel: Für jedes Lebensjahrzehnt kommt eine Konfektionsgröße dazu.
Sie werden sehen, fressack, dass Frau Gaga und ich so unterschiedlich aussehen (selbstverständlich eine schöner als die andere), dass wir ohne Verwechlsungsgefahr die gleiche Unterwäsche tragen könnten.
3. April 2008 um 13:03
Hätten Sie auch ein Bild der neuen Frisur?
3. April 2008 um 15:34
Ach, diese Geschäfte kenn ich auch. Und ich danke der Marktwirtschaft, dass sie ein Unternehmen wie Chantelle am Leben lässt. Vor Kurzem war ich in einem Wäschegeschäft im schnieken Düsseldorf. Seine Kabinen zeichneten sich durch einen Wechselschalter mit Dimmer aus, Tageslicht, Kerzenlicht, Dämmerung und nochwas, das ich aber vergessen habe. So konnte man die Halter auf ihre gewünschte Wirkung testen.
3. April 2008 um 18:34
Aber sind denn all diese Bändchen & Schleifchen (besonders beim ersten, bikini-tauglichen Modell) nicht, hmm, lästig; tragen sie nicht auf unter Kleidung? Oder sind sie gar nicht dafür gedacht, unter Kleidung versteckt zu werden?
3. April 2008 um 19:09
Himmelherrgott, wieso braucht man ständig neue Klamotten? Ich gehe alle zwei, drei Jahre mal auf einen Raubzug und das reicht dann aber auch für die nächste Zeit. Aber gut, ich brauche keine BH´s.
Aber selbst wenn. Die Dinger sind meistens gut verarbeitet, dürften also auch ne Weile halten. Oder sehe ich hier was falsch?
3. April 2008 um 19:43
Darf ich antworten?
Herr Remington, Verführung sieht immer zufällig aus und ist doch ein hartes Geschäft ;-)
4. April 2008 um 5:39
Das Halsbändchen, Hande, kann man tatsächlich abnehmen, die anderen tragen nicht auf.
Ich war, Remington, zuletzt 2001 richtig Wäschekaufen, also vor sieben Jahren. Ja, das teure Zeugs hält lange.
Und, croco, ich gehöre zu den Frauen, die selbst in Jahren, in denen niemand anderes die Wäsche sieht, teures und schönes Zeug haben (und denen das niemand so recht glauben will). Selbstachtung beginnt für mich bei der Wäsche; sie ist möglicherweise für mich das, was für andere die teuren Gesichtscremchen und Lotionen sind.
4. April 2008 um 8:55
@puppit ,aus gegebenem anlass schließe ich mich nun dieser bitte an, insbesonders nach dem mir im hinterkopf die schilderung und dessen verschiedene aspekte des besuches von fr. kaltmamsell bei einem londoner herrenfriseur noch herumspucken.
4. April 2008 um 9:15
Ach, puppit, Richard: Meine Bitten an die Haarschneiderin waren “sehr kurz” und “nicht langweilig”. So ist der Schnitt dann auch geworden, und jetzt habe ich eine Hutgröße weniger.
4. April 2008 um 9:19
Gerne gelesen!
Und neidvolle Bewunderung für die 38/40 – toll!
Kann man diese sportliche (und vermutlich auch ernährungstechnische) Konsequenz lernen?
Und die erworbenen Teile sind ausgesprochen hübsch.
4. April 2008 um 10:04
Das Gemeine ist, mediokra: Sport erfordert weder Disziplin noch Konsequenz, wenn er so richtig Spaß macht. Es würde mir erheblich mehr Disziplin abverlangen, würde ich mir meine Dauerläufe und mein Aerobic-Gehopse verkneifen wollen.
4. April 2008 um 10:13
ich habe mir sagen lassen, dass der Spaß sich aber erst nach Wochen (Wochen!!!) regelmäßigen Tuns einstellt – und diese Hürde muss ich erst einmal nehmen ;-)
Ich bin noch in dem Stadium, dass mir nach 2 Minuten laufen die Puste ausgeht und ich mich wie eine Dampflok anhöre – mal ganz abgesehen davon, dass ich aus so ähnlich aussehe.
Nochmals – meine aufrichtige Bewunderung!
4. April 2008 um 11:17
Dass Selbstachtung bei der Unterwäsche beginnt, halte ich für eine sehr richtige Feststellung. Wie ein Mensch zu sich selber steht, lässt sich gut an dem ermessen, wie er mit sich selber abseits des offiziellen, für die Umwelt einsehbaren Lebens agiert.
4. April 2008 um 13:00
Sehr guter Geschmack, dieses kleine feine Geschäft an der Alster lässt auch mein Konto regelmässig bluten… und die ältere Dame ist der Hammer, der würd ich alles abkaufen – ich geh doch mal davon aus, dass das Geschäft sich in HH befindet, oder?
4. April 2008 um 13:21
Nein, lahase, diese Fee tut ihr gutes Werk in der Innenstadt von München. Aber es ist gut zu wissen, dass in dieser Hinsicht nichts gegen eine Umsiedlung nach Hamburg spricht.
5. April 2008 um 16:25
Liebe Kaltmamsell,
sehr schöner Beitrag. In einem Ihrer vergangenen Beiträge habe ich über die “Strumpftante” gelesen. Gestern war ich in Schwabing unterwegs (lebe selbst in Haidhausen) und habe die Strumpftante aufgesucht. Sehr, sehr gute Auswahl und sehr, sehr gute Beratung (man muss ja leider mittlerweile schon froh sein, wenn man überhaupt beraten wird, gestern grauenhafte Erfahrungen beim Beck gemacht). Ich habe ihr auch ausgerichtet, dass sie in Ihrem Blog erwähnt wurde und sie hat sich sehr darüber gefreut.
5. April 2008 um 20:43
Hallo Kaltmamsell
dass du schreibst, dass du von Trevilor dick geworden bist zeigt mir mal wieder, wie unterschiedlich Psychopillen bei unterschiedlichen Leuten wirken. Seit ich die Dinger nehme muss ich mich zum essen zwingen, weil ich zwar Hunger habe aber eben keinen Appetit.
3. Februar 2009 um 15:43
Kann ich bitte die Koordinaten dieses Fachgeschäfts haben? Ich brauche nämlich dringend gute BHs!