Archiv für Mai 2008

Urlaub, eigentlich

Dienstag, 13. Mai 2008

Ich geh jetzt mal nachschaun, was die in Edinburgh so essen. Werde berichten.

An dieser Stelle sollte der Eintrag enden, doch jetzt bitte ich wieder um Ihre Daumendrückunterstützung: Der Reisebegleiter hat gestern festgestellt, dass alle seine Ausweispapiere abgelaufen sind (noch ein Glück, dass er sie geckeckt hat! Ich wäre erst an der Sicherheitsschranke draufgekommen) und hat jetzt nur zwei Stunden, dem Passamt ein Notdokument zu entringen. Sonst muss ich erst mal allein los – was keine Katastrophe wäre, die dringend nötige Entspannung aber behinderte. Danke.

Nachtrag 9.12 Uhr: Entwarnung. Und ein Hoch! auf das Münchener Passamt.

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Montag, 12. Mai 2008

Ich kann mich nicht eine derart intensive, dichte Kastanienblüte erinnern. Dieses Jahr ist sie überwältigend.

Pizza chez Kaltmamsell

Sonntag, 11. Mai 2008

Dann habe ich also letzte Woche die Autorin eines meiner überhaupt liebsten Kochbücher kennengelernt und es nicht gemerkt. Manche kriegen von zu viel Arbeit Immunsystem, ich Merken. Hoffentlich ergibt sich nochmal die Gelegenheit, dass ich der Dame persönlich danke.

Verschreckt

Donnerstag, 8. Mai 2008

Und dann ergibt es sich, dass der Mitbewohner und ich mal wieder Zeit haben, zu einem unserer Lieblingsrestaurants zu reisen. Das immer etwas ganz Besonderes war, ein höchstklassiger Geheimtipp. Das wir über die Jahre durch so manche Entwicklung in Küche und Einrichtung begleitet haben, anfangs von zusammengesparten Studentengroschen, auch später immer als besonderen Luxus. Das so geheim war, dass nie alle Tische besetzt waren, wir an einem denkwürdigen Samstagabend sogar das ganze Restaurant für uns allein hatten.
Dann bekam das Restaurant einen Michelin-Stern. Und als ich eben anrufe, um einen Tisch für morgen zu reservieren, wird der Restaurantchef gedehnt. Ob nicht Samstag ginge, morgen sehe es schlecht aus. Ich könne aber meine Telefonnummer hinterlassen, er würde sich melden, wenn morgen doch noch ein Tisch frei würde. Oh, antworte ich überrascht, dann würde ich lieber einen anderen Termin suchen, wenn es nicht so voll sei. „Wir sind nicht voll, wir sind exklusiv“, sagt er da.
Jetzt bin ich wirklich verschreckt, zumal die die längere Anreise nicht viel Spielraum für Spontanität lässt. Und so sage ich ab, unter Entschuldigungen, und dass ich mich zu einem anderen Zeitpunkt wieder melden werde.

Kleines Denkmal für eine Fußballerin

Mittwoch, 7. Mai 2008

„Du, und dann habe ich noch was Trauriges“, sagt meine Mutter in unserem jetzt regelmäßigen Telefonratsch. „Die Babsi ist gestorben, heute war die Todesanzeige in der Zeitung. ‚Nach schwerer Krankheit.’ hat’s geheißen.“
Die erste meiner Mitschülerinnen aus dem Gymnasium, von deren Tod ich erfahre. Abitur hat sie nicht mit mir gemacht, hat vorher auf die Fachoberschule (FOS) gewechselt. Ich bin nicht sehr bewegt, sie hatte mir nicht nahe gestanden. Und zuletzt waren wir uns wohl vor etwa 15 Jahren begegnet, auf einem Fest ihres älteren Bruders, der oft genug sitzengeblieben war, um mit mir Abitur gemacht zu haben.

Aber seit dieser Nachricht denke ich viel an sie. Sie war auf jeden Fall ein Original, die Babsi. Möglicherweise das am wenigsten stereotyp feminine Mädchen, das mir je begegnet ist: Klein, breitschultrig, o-beinig mit wiegendem Gang. Eine begeisterte Fußballerin (ein bisschen an Pierre Littbarski erinnernd, auch wegen ihres starken Kinns); wenn im Sommer der Lehrplan des Sportunterrichts erfüllt war und das Wetter schön, drängte sie auf dem Sportplatz immer auf eine Runde Fußball. Einmal durfte sie beim Schulfest in der Schüler-gegen-Lehrer-Mannschaft antreten.

Ich sehe sie auch auf ihrem Fahrrad vor mir, das kettenseitige Hosenbein hochgekrempelt, auf dem Weg in die Schule keine Pfütze und keinen Lehmhügel im Parkgürtel der Stadt auslassend.

Ab dem Teenageralter war sie schrecklich und erfolglos verknallt in einen – wie wir anderen Mädchen meinten – eher biederen, semmelblonden und rotwangigen Schüler aus der Jahrgangsstufe über uns. Damit rückte sie allerdings erst während eines Schullandheimaufenthalts heraus, nachts, bei ausgeschaltetem Licht im Schlafsaal, als ihr eine Mitschülerin ihre Schwärmerei direkt auf den Kopf zusagte, weil sie ihr hochgradiges Rotwerden in Gegenwart des Burschen bemerkt hatte. Reden war nicht so Babsis Ding.

So drückte sich auch ihre große Warmherzigkeit nicht in Worten aus. Doch als ich mit 13 lungenentzündungskrank im Schwabinger Kinderkrankenhaus lag (meine Ärztin hatte dem Zentralklinikum meiner Geburtststadt misstraut und mich lieber nach München schaffen lassen), überraschte sie mich mit einem Besuch und schenkte mir das Otto-Buch – für uns damals ein sehr kostbares Geschenk. Denn, das hatte sie aufmerksam bemerkt, Otto Waalkes zitierten wir beide gerne.

Ein Stichwort gibt es, das mich über all die Jahre immer wieder an Babsi erinnert hat: Jod-Tabletten. Denn – warum auch immer – sie musste regelmäßig Jod nehmen, und das nannte sie immer ihr „Trill“ – wegen der „Jod-S11-Körnchen“ aus der Werbung.

Übergang

Mittwoch, 7. Mai 2008

Wo es früher einen eigenen „Übergangsmantel“ und „Übergangsschuhe“ gab, sitzt heute in der Straßenbahn die Frau mit ärmellosem Neckholder-Sommerkleid und nackten Füßen in Sandalen neben einer in Anorak mit Wollschal um den Hals. Untergang des Abendlandes, möglicherweise?

Beharrender Widerstand

Dienstag, 6. Mai 2008

Gestern bekam ich endlich meine aktuelle Ausgabe Granta, die eigentlich schon Anfang April hätte eintreffen müssen (das englische „Magazin of New Writing“ erscheint quartalsweise). Ich hatte mir schon gedacht, dass es nach dem Abschied von Chefredakteur Ian Jack letztes Jahr einiges umzuorganisieren gab, und damit erklärt der neue Chefredakteur, Jason Cowley, auch die verspätete Auslieferung.

Sobald ich auch nur das Päckchen mit dem Magazin in der Hand hatte, verwandelte ich mich in den typischen veränderungsresistenten Altabonnenten:
– Das Buch / Magazin wird ja auf einmal in durchsichtiger Plastikfolie verschickt, nicht mehr in weißer – muss das denn sein?
– Hat ja auf einmal ein ganz anderes Logo, auch noch mittig gesetzt. (Hier übrigens eine Diaschau besonders schöner Granta-Cover aus 30 Jahren.)
– Und wo ist das Thema? Haben wir etwa kein Schwerpunktthema mehr?

Weiter ging mein inneres Genöhle nach Öffnen des Päckchens:
– Soso, eine Leserbriefseite. Das hatten wir ja noch nie.
– Spalten! Der Untergang des Abendlandes steht kurz bevor, wenn Granta mehrspaltig kommt! (Na ja, ist nur eine Seite, der Rest hat keine.)
– Und Farbe auf den Textseiten, tse.
– Wo sind die Autorenbiografien? Kriegen wir etwa keine Autorenbiografien mehr? Ah, sie sind ans Ende des Buches gewandert. (Da waren sie vor einigen Jahren schon mal, ist also akzeptierbar.)
– Wenigstens! Wenigstens ist wie immer eine Fotostrecke drin.

Sie kündigen sogar jetzt schon das Thema der nächsten Ausgabe an („The New Nature Writing“). Am End kommt demnächst noch jemand auf die Idee, die Autorenbiografien leserfreundlich direkt zu den Texten zu stellen.

So ganz passt die Rolle der beharrenden Altabonnentin allerdings nicht zu mir. Das erste Unbehagen über all die Veränderungen ging schnell vorüber und machte Platz für Neugier: Ich bin schon sehr gespannt, wie es mit dem einzigen Magazin weitergeht, das ich immer und von Anfang bis Ende lese, seit – lassen Sie mich nachrechnen – 13 Jahren, dem einzigen, das ich archiviere (inklusive etwa 20 back issues von vor meiner Abonnentinnenschaft). Der neue Online-Auftritt sieht ebenfalls gut aus (auch wenn sie nicht wissen, was ein Blog ist). Aber wehe der Newsletter will mir nur was verkaufen.