Läuferkameradschaft
Sonntag, 22. Juni 2008 um 14:50Die junge Joggerin, die mir auf Höhe Unterföhring entgegenkommt: „Excuse me.“ Auf Englisch mit französischem Akzent warnt sie mich, dass etwa 50 Meter weiter ein nackter Mann im Gebüsch zwischen Weg und Isar herumgehe. Sie habe kein Handy bei sich, um die Polizei zu rufen, vielleicht sei er ja auch harmlos, aber sie wolle mich auf jeden Fall darauf vorbereiten.
Ich überlege schnell, ob ich sie darüber informieren soll, dass an der Isar halt nackt gebadet wird und dass es deshalb keineswegs ungewöhnlich ist, im Grünzeug drumrum Nackten zu begegnen. Doch das könnte herablassend klingen, außerdem würde die Frau sich dann vielleicht dumm fühlen. Also danke ich ihr einfach herzlich und verspreche, dass ich mich vorsehen werde.
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Der plumpe, weißhaarige Mann vor mir, der am Eisbach-Zufluss in Laufkleidung geht und den ich zügig überhole. Ich grüße ihn über die Schulter, sehe, dass sein Gesicht hochrot ist. „Darf ich Ihnen ein Stück hinterher laufen?“ fragt er. „Äh, gern.“ „Wissen‘S, ich brauch immer einen Vorläufer, damit ich loskomme.“ Ich höre seine Schritte nur wenige Minuten hinter mir, dann lässt er sich wohl wieder zurückfallen.
die Kaltmamsell2 Kommentare zu „Läuferkameradschaft“
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22. Juni 2008 um 16:12
Ich grüße beim Laufen eigentlich immer nur die entgegenkommenden Läuferinnen und Läufer. Beim Überholen grüße ich nicht, weil das meiner Meinung nach bei den anderen falsch ankommen kann. Ausnahme: wenn es sich um Bekannte handelt, dann laufe ich doch kurz im selben Tempo mit und wir wechseln ein paar nette Worte. Ich kann mich nicht erinnern, ob ich beim Überholtwerden schon mal gegrüßt wurde — das kommt so selten vor ;-)
Wie sieht das eigentlich bei Ihnen aus: werden Sie in der nächsten Zeit mal an einem Wettkampf teilnehmen? Was man so über Ihre Läufe hört, scheint doch auch auf ehrgeiziges Training hinzuweisen. (Nur als Antwort auf den Thread »Verdächtige Stille«: ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Freude vor und nach dem Wettkampf auch ins richtige Leben ausstrahlt.)
22. Juni 2008 um 16:27
Ach nee, Stefan, mir pressiert es nicht. Von Ehrgeiz nicht die Spur (oder ist es Zeichen von Ehrgeiz, sich etwas Gutes und Entspannendes zu gönnen?).
Ich freue mich durchaus, dass ich für meine 2-Stunden-Runde mittlerweile nur noch zwischen 1:40 und 1:50 brauche, dabei ebenso ruhig und gelassen vor mich hin trabe wie eh und je. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es mir Spaß machen könnte, mit Hunderten von Menschen um die Wette zu laufen, zumal diese Rennen immer auf geteerten Straßen stattfinden, die ich meinen Gelenken nicht antun will.