Zeitung

Sonntag, 22. Juni 2008 um 14:12

Irgendwann schreibe ich einen langen, detailreichen und ungeheuer langweiligen Text über das Falten von Tageszeitungen zum Zweck des bequemen Lesens. Unter besonderer Berücksichtigung des Lesens in öffentlichen Verkehrsmitteln. Möglicherweise mit einem Unterkapitel „das Falten von Tageszeitungen im Freien bei Wind“.

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Weil ich gerade das Interview mit Patricia Riekel in der SZ am Wochenende lese, in der sie erklärt, wie „Frauen“ ticken: Ich bin keine Frau. Allein schon meine Ratlosigkeit, als ich auf dem Sessel des neuen Friseurs saß. Er hatte mich während des End-Stylings (ich hab ihm die Freud gelassen und ihn nicht davon abgehalten, Essenzen, Gels und Sprays auf meinem Kopf zu verteilen und meine Haare kunstreich zu zupfen und zu strubbeln) aufgefordert, zur Verdeutlichung meiner Frisurenwünsche ruhig Bilder aus Magazinen mitzubringen: „Wenn‘s irgendwas inara Zeitschrift sehn, des Ihne gfällt.“ Doch ich habe nur ungefähr alle drei bis vier Jahre eine Gazette in der Hand, in der Frauenköpfe ihrer Haare wegen abgebildet sind. Alte Hollywoodfilme fallen mir da erheblich schneller ein – aber ob man aus meinen grauen 7-Zentimeter Raspelfransen eine Mary Astor machen kann? Ganz abgesehen davon, dass ich nie die Energie für eine tägliche Stunde Frisieren aufbringen würde.

die Kaltmamsell

12 Kommentare zu „Zeitung“

  1. rip meint:

    Ich habe den Anfang dieses Interviews gelesen (die Interviews der SZ-Wochenendbeilage sind ja überwiegend lesenswert) – und konnte mich nicht dazu aufraffen, weiter als bis zur zweiten Spalte zu gehen. Hab ich was verpasst? ;-)
    Zum Beispiel die folgende Passage aus Riekels Mund fand ich etwas seltsam:

    Frauen sind in ihrer Wahrnehmung subtiler. Sie checken in der Regel ihr Gegenüber ab und registrieren jedes Detail, vor allem bei anderen Frauen: Sind die Fingernägel manikürt, was ist mit den Augen, trägt sie eine Brücke, hatte sie eine Schönheits-OP?

    Da frage ich mich schon, was das für eine Art von Subtilität sein soll …
    Ich lese die Zeitung übrigens allermeistens am Küchentisch – da ist genug Platz. Eine befriedigende Falttechnik zur Anwendung in öffentlichen Verkehrsmitteln habe ich mir – unter anderem aus Mangel an Notwendigkeit – noch nicht angeeignet. Habe aber einen Tipp parat, wie man nur wenig falten muss: Lektüre auf die Titelseite beschränken ;-))

  2. Lila meint:

    Kaltmamsell, ich wiederhole mich: Du wirst mir unheimlich. Mary Astor!!! Ich habe vor Jahren mal einen Friseur in große Verlegenheit gebracht, als ich auf die Frage, wessen Kopf mir gefällt, sagte, “Mary Astor”.

    Ich weiß übrigens inzwischen, wie man diese Wellen macht, und mit einer Stunde am Tag ist es wohl kaum getan.. aber es sah schon toll aus.

  3. loreley meint:

    Mary Astor sass spätestens um 5 Uhr morgens in der Maske.

  4. loreley meint:

    Apropos Hollywoodstars. Ich war sehr überrascht in Katharine Hepburns Autobiographie zu lesen, dass sie wegen ihres abendlichen Haarrituals sehr ungesellig war. Während andere vom Team noch beisammen sassen, wickelte sie ihr frisch gewaschenes Haar vor dem Zubettgehen mit Streifen von Zeitungspapier auf, ging so ins Bett und Frühmorgens war ihr Haar dann so, wie sie es wollte. Ich konnte mich nie dazu aufraffen, es mal auszuprobieren. Ich glaube aber, dass das Zeitungspapier heute anders ist.

  5. Remington meint:

    O.m.G.

  6. Milla meint:

    Liebe Frau Kaltmamsell,

    die Frisur kann man mit “Wellenreitern” machen, das sind halbrund geformte gezahnte ca. 10 cm lange Clips, die gegenläufig in die feuchten Haare geschoben werden, dann läßt man’ s trocknen, geht auch an der Luft und kämmt es vorsichtig aus. Ist sicher nicht so aufwändig wie eine Farah-Fawcett-Löwenmähne-Fönfrisur aus den Achtzigern zu pflegen, aber an Ihre praktischen Kurzhaarschnitt (hört sich an wie ein Schimpfwort) kommt es nicht ran. Außerdem machten die Damen damals net so viel Sport wie Sie, da blieben die Haare auch mal längere Zeit ungewaschen, was dem Styling zugute kam.
    Liebe Grüße
    Milla
    PS: Mögen Sie eigentlich Jean Seberg?

  7. die Kaltmamsell meint:

    Ach, Lila, das sollte dich nicht gewundert haben – wir haben beide Ester Williams nachgespielt, da ist Mary Astor nicht weit.

    Tischlesen, rip, habe ich gleichzeitig mit dem Rauchen aufgehört. Das bedeutet sicher was.

    Mit Papilloten ins Bett – aus welchem Material auch immer, loreley: Habe ich zu Langhaarzeiten (vor 13 und 23 Jahren) auch probiert. Schlechter Schlaf und lächerlicher Rauschgold waren die Ergebnisse.

    Auf Jean Seberg fahre ich total ab, Milla – aber das ahnten Sie, nicht wahr?

  8. walküre meint:

    Frau Kaltmamsell, Papilloten sind NICHT das selbe wie Wellenreiter, bei denen handelt es sich wirklich um breite Clips aus Metall, die im Abstand von 7 bis 10 cm ins gewaschene, halbtrockene und mit vieeeel Festiger versehene Haar (idealerweise kinnlang und von Natur aus glatt) geklammert werden (für stilechten Look am Seitenscheitel ausrichten). Schlafen ist mit den Dingern unmöglich, ansonsten kann man das Haar mit den Clipsen drin auch problemlos trockenfönen – allerdings auf niedriger Stufe. Die Wellenreiter gehören zu den wenigen Behelfen, mit denen ich bis jetzt solistisch in der Lage war, einen schönen Look in mein feines und glattes Haar zu bringen.

  9. die Kaltmamsell meint:

    Natürlich nicht, Frau walküre, die von loreley beschriebenen Zeitungsstreifen waren sicher nicht aus Metall.

  10. cdv! meint:

    Werte Kaltmamsell, berücksichtigen Sie bei Ihrem langen, detailreichen und ungeheuer langweiligen Text über das Falten von Tageszeitungen bitte auch die japanische Falttechnik. Unübertroffen in öffentlichen Nahverkehrsmitteln. Merkwürdig, dass noch kein Verlag darauf gekommen ist, die Zeitung nur etwa 20 Zentimeter breit zu machen.

  11. Barbara meint:

    Danke, liebe Frau Kaltmamsell. Ohne Ihre Anregung hätte ich mich nie im Leben durch die vier Seiten mit den Ansichten der Madame Riekel gequält. Jetzt weiss ich, dass auch ich keine Frau bin. Und vor diesem Hintergrund fühle ich mich darob sehr geehrt.

  12. KochSchlampe meint:

    Ich liebe Wasserwellen, bin aber deutlich zu faul, das regelmäßig selber zu machen, was sich da bei mir bewährt hat ist: ‘Oma-Friseur’ suchen, da das die einzigen sind, die ihr Handwerk dahingehend noch ordentlich beherrschen, und sich zu besonderen Gelegenheiten die Haare legen lassen.
    Aber leider ist die Frisur immer nach dem ersten Waschen sofort weg…

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