Mittagessenkunst

Donnerstag, 3. Juli 2008 um 9:57

Mittags auf dem Münchner Opernplatz auf einer Bierbank sitzen und Idyll mimen, inklusive Jägerzaun, Semmelknödel und Schweinsbraten – das kann nur Kunst sein. Ist es auch, aber lustige. Sie heißt „Soiz in da Suppn. Eine Münchner Idyllenstudie.“, dahinter stehen Schauspielerin und Verrichterin Ruth Geiersberger sowie Mittagesser Sebastian Dickhaut, das Ganze ist ein RischArt-Projekt.

Abgefahren genug, dass ich gestern Mittag an die Oper fuhr und mich zum Studienobjekt machen ließ. Zu meinem Glück war die Bedingung fürs Gasttum in dieser Runde, eine Frau ohne Halskette oder ein Mann ohne Krawatte zu sein – das passte. Die Verrichterin (in kleinem Schwarzen mit Glitzerdiadem!) kündigte das Menü an: Kraftbrühe und Schweinsbraten mit Mini-Semmelknödel und Krautsalat, alles jeweils in Mongtratzerl-Mengen. Und festgehalten von einem Filmteam, wir hatten schließlich eine künstlerische Funktion.

Die Mitesser kannte ich alle nicht, was die Gaudi keineswegs schmälerte. Als die Suppe aufgetragen wurde (in einem Haferl für alle, jeder nutzte seinen Löffel), bekam ich vom Herrn gegenüber erklärt, was ein Suppenbrunzer ist. Während Sebastian Dickhaut (in gelbem Rennradlershirt und schwarzer japanischer Kochmütze) den Braten verteilte („Wir verwenden nur lokale Zutaten; der Braten kommt zum Beispiel direkt vom Franziskaner da drüben.“), fuhr eine Limousinenflotte mit Polizei-Eskorte vor. Daraus stiegen viele schwarzhäutige Menschen, der Herr neben mir raunte: „Des is a afrikanische Prinzessin, hab i in da Zeidung glesen.“ Ruth Geiersberger versuchte vergeblich, die Berühmtheiten in ihr Jägerzaungehege zu lotsen; das Sicherheitspersonal sorgte dafür, dass die Gäste statt dessen ins Spatenhaus gingen.

Es hat geschmeckt, es war schräg, ich kann das Erlebnis sehr empfehlen. Hier nochmal die Termine und Orte. Gehen Sie doch mal hin und hören Sie Sebastian Dickhaut sagen: „Die Idylle in München ist oft nicht selbstgekocht.“

die Kaltmamsell

2 Kommentare zu „Mittagessenkunst“

  1. The Exit meint:

    Ein paar Geranien, die täten der Idylle gut tun!

  2. Sebastian meint:

    Danke sehr. Gefilmt wurde nur am ersten Tag, für Medienscheue. Aber die haben in München eh nix verloren. Und es gibt Blumenkästen mit Schnittlauchtöpfen.

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