Designdesign
Freitag, 29. August 2008 um 8:54Ah, heute wieder das jährliche Themenheft „Design“ des Süddeutschen Magazins. Bereits der Überblick auf Seite 3 jagt meine Augenbrauen Richtung Haaransatz: Er kündigt Luftbilder an, die zeigen sollen, „wie menschlicher Gestaltungswille eine ehemals intakte Umwelt verändern“. Ohne Mensch ist die Welt „intakt“, dann kommt der Mensch und denaturiert sie. Wenige Zeilen darüber ist von „ausgesuchte Designerbrille“ die Rede – was mich ins Grübeln bringt, welche Eigenschaften eine Brille zur „Designerbrille“ machen. Ich bin ganz sicher, dass jedes heute angebotene Brillenmodell von jemandem gestaltet wurde und nicht das Zufallsprodukt eines – sagen wir mal: Vulkanausbruchs ist. Wird sie zur Designerbrille, wenn der Name der Designerin bekannt ist? Gerade auf so genannten Designerbrillen ist doch aber meist der Name der Herstellermarke vermerkt, niemand kennt die Frau oder den Mann, die sich diese spezielle Form ausgedacht haben. Oder muss eine Designerbrille vielmehr ein Einzelstück sein? Unwahrscheinlich: Designfans schätzen individuelles Handwerkertum meist wenig, ihnen ist die Erkennbarkeit der Herkunft viel mehr wert.
Ist „Design“ einfach das Marketing-Etikett eines grundmenschlichen Phänomens? Der Mensch sieht überall Strukturen, findet Muster auch in dem, was er als von der Natur selbst geformt bezeichnet. Er ist so gestrickt, dass er überall Gestaltung wahrnimmt; nach dieser Erkenntnis wurde ja die Gestalttheorie benannt. Oder braucht Gestaltung Reflexion, um zu Design zu werden?
Zwar kokettiere ich gerne damit, meine Wohnung sei design-freie Zone. Doch ich weiß, das das gar nicht geht. Mein Einfluss auf meine Wohnung ist Gestaltung, ist bereits Design.
Man kann nicht
nicht gestalten.
6 Kommentare zu „Designdesign“
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29. August 2008 um 9:34
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29. August 2008 um 10:01
Ich finde die Designlandschaften da alle sehr schön und würde sie gerne besuchen, normal schön haben wir ja genug hier. Könnte nicht mal ein Reiseveranstalter ein Tour dorthin designen?
29. August 2008 um 10:15
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29. August 2008 um 14:46
Jaja, die jungfräuliche Mutter Natur. Naturschutz als Marienverehrung.
Beinahe alles, was uns ins Wald und Flur heute achso natürlich erscheint, ist Menschenwerk. Kulturlandschaft is all around.
(Hierzu kann ich ein sehr bereicherndes, aber leider durch Verzicht auf jegliches Design in Gestalt von Layout oder Typographie arg augenunfreundliches Buch: Hansjörg Küster – Die Geschichte der Landschaft in Mitteleuropa empfehlen)
29. August 2008 um 16:29
Auch Heuschrecken gestalten Landschaften, ja, auch Gnus und Elefanten fressen weg, was da ist. Sobald man die Elefanten platt macht, gibt es plötzlich viele Bäume und die Savanne ist verschwunden.
Es ist halt die alte “wie sind doch keine Natur, wir nicht”- Diskussion.
Übrigens, auf meiner Sonnenbrille steht Bogner, aber der kann doch nur skifahren, oder?
29. August 2008 um 17:34
Früher war man froh, wenn die Dinge überhaupt verfügbar waren.
Weil das zur Selbstverständlichkeit geworden ist, sollen sie jetzt noch obendrein durch ihr Aussehen Botschaften vermitteln: “Ich gehöre dazu”, “ich lebe in Wirklichkeit woanders”, “mir ist alles egal”.