Zurück im Hier und Jetzt

Samstag, 18. Oktober 2008 um 9:55

Da meine Urlaubsfotos alle sind, muss die Vorspeisenplatte wohl ins Hier und Jetzt zurückkehren.

Von dort gibt es zu vermelden:

– Man darf Zimmerpflanzen auch dann wegwerfen, wenn sie noch grüne Stellen haben. Es hat lange gedauert, bis ich das erkannte; nunmehr bin ich von zwei ziemlich großen, halb kahlen, hässlichen Benjaminen befreit.

– Diese Befindlichkeitsentwicklung über wenige Stunde muss mir erst mal jemand nachmachen: Eine berufliche Abendveranstaltung, ich fühle mich gut und attraktiv – freue mich, dass ein berühmter, interessanter Mann intensiv und lange mit mir fachsimpelt – merke, dass er mich nicht etwa für eine ebenbürtige Gesprächspartnerin hält, sondern lediglich attraktiv findet – bin enttäuscht, fühle mich klebrig und schleiche mit hängendem Kopf heim.

– Ich erarbeite mir grundsätzliche Fertigkeiten in Mousse-Herstellung, auf dass ich damit beliebige Geschmacks- und Texturvarianten erstellen kann.

– Die populäre Anweisung, jeden Tag zu leben, als wäre er des Lebens letzter, soll vermutlich Unternehmungslust, Tatendrang, zumindest aber Genussbewusstsein fördern. Ich hingegen säße am verlässlich letzten Tag meines Lebens tumb im Sessel, selbst dadurch entstehende Verspannungen wären egal, da ihr Ende absehbar wäre. Nur gegen drückende Harnblase, Mastdarmalarm oder Hungerschmerzen täte ich was. Denn, und mit dieser Ansicht kann ich unmöglich allein sein, wir tun doch nur Dinge und denken uns ständig neue aus, suchen nach Interessen oder Zielen, um die Zeit bis zu diesem letzten Tag rumzukriegen, an dem endlich nichts mehr zu tun ist.

– Die Kollegin wundert sich, dass ihr diesmal der Vollmond überhaupt nichts ausgemacht hat: „Komisch, manchmal schlafe ich bei Vollmond schlecht, manchmal nicht.“ Ich bin sehr stolz auf meine Toleranz, weil ich sie nicht darauf hinweise, dass es mit anderen Worten schlicht keinen Zusammenhang zwischen ihrem Schlaf und dem Mondstand gibt.

– Morgen bringe ich meiner Mutter (danke, wirklich gut, die Strahlentherapie hat allerdings ein Eckchen Lunge beschädigt) nachträglich ihr Geburtstagsgeschenk. Darunter ein wenig von einem wundervollen Duschgel von L’Occitane, das durch und durch nach Provence riecht. Um dieses umzufüllen (meine Mutter hat überhaupt nichts für besondere Körperpflegeprodukte übrig und tendiert dazu, edle solche, die sie geschenkt bekommt, dekorativ verstauben zu lassen, deshalb schenke ich ihr nur ein Probefläschchen), muss ich heute noch eine Spritze oder Ähnliches auftreiben.

die Kaltmamsell

9 Kommentare zu „Zurück im Hier und Jetzt“

  1. walküre meint:

    Darf ich fragen, woran Sie gemerkt haben, dass das Interesse Ihres Gesprächspartners auf Äußerlichkeiten beschränkt war ? Falls er nämlich auf Fachbemerkungen Ihrerseits zusehends ausweichend reagiert hat, könnte es auch daran gelegen haben, dass Sie ihm fachlich überlegen sind. Ein Dummkopf ist er allerdings so oder so, weil er weder Ihre fachliche Kompetenz zu schätzen wusste noch genug Menschenkenntnis hat, um Ihre Motive zu erkennen.

    Als bekennende L’Occitane-Anhängerin (Seit einigen Wochen gibt es zwei U-Bahn-Stationen und wenige Schritte entfernt eine entzückende Filiale, sodass ich nicht mehr in die Innenstadt fahren muss, um diese wunderbaren Produkte zu kaufen ! Ob das Segen oder Fluch ist, wird sich allerdings noch herausstellen.) erkundige ich mich umgehend nach der Bezeichnung dieses Duschgels.

  2. die Kaltmamsell meint:

    Gemerkt hab’ ich es, walküre, an der steigenden Weichheit seines Blicks.

    Das Duschgel “Aux huiles essentielles, menthe pin romarin” ist wohl der L’Occitane-Klassiker schlechthin – schreiben sie auf ihrer eigenartigen Homepage, die keine Liste der eigenen Produkte bietet.

  3. walküre meint:

    Auweh. Gleich zweimal.

  4. croco meint:

    So ist das eben mit dem Testosteron.

    http://www.ehrensenf.de/cartoon-blog/ivys-bar-und-dann

  5. gedsudski meint:

    gelöscht von Kaltmamsell: Keine echte E-Mail-Adresse – kein Kommentieren.

  6. gittl28 meint:

    wenn die Kollegin aber nur bei Vollmond schlecht schläft und den restlichen Monat immer gut, dann hat es ja vielleicht doch wieder was mit dem Vollmond zu tun, oder bin ich da jetzt auf dem falschen Trichter?

  7. beh meint:

    Wenn man die eigenartige Korrelation beobachtet, die Nacht ueber immer wieder halb wach geworden zu sein, alles entweder zu warm oder zu kalt gefunden zu haben, und morgens nicht wirklich ausgeschlafen zu sein, und dann beim Blick in den Kalender festzustellen: Vollmond, kommt man schon ins Gruebeln. Ohne an dem Tag gewusst zu haben, wie der Mond steht. Andererseits keine Messung zu haben, an der schlecht-Schlafen _ohne_ Mond vorgekommen waere.

    Ob eine kritische Masse von schlecht schlafenden Leuten den Vollmond provoziert? Man muesste sich absprechen und eine Nacht vor kalendarischem Vollmond zu Hypnotika greifen. Wenn dann der Mond dunkel bliebe waere das mal geklaert…

  8. Petra_S meint:

    Das Beste was ich je zu diesem Satz “Lebe jeden Tag als wäre es dein Letzter” gelesen habe!!!

  9. Petra_S meint:

    da habe ich komplett den Überblick verloren und bin im Jahr 2008 gelandet. Egal ich musste es loswerden und bin froh es gelesen zu haben und weiß, dass es noch viel zu lesen gibt. Bin relativ neu hier! Und nun wieder ans Tageswerk und keine links mehr

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