Das Christbaummassaker von Hellabrunn
Donnerstag, 1. Januar 2009 um 9:43Es war vor genau zwei Jahren, als ich beim Neujahrsjoggen am Tierpark Hellabrunn vorbeikam und über den Zaun im Alpaka-Gehege Fürchterliches beobachtete: Die lateinamerikanischen Wollproduzenten verzehrten bedächtig und systematisch drei wunderschöne, wenn auch ungeschmückte Christbäume! Dass es sich um ursprünglich zur Weihnachtszier vorgesehene Tännchen handelte, belegte ein ganzer Hügel Nachschub in einer Ecke des Geheges: Sie stapelten sich ins typische Netz gewickelt.
Schlagartig wurde mir klar, was mit all den Christbäumen passiert, die nicht das Glück haben, von Menschen wie mir noch schnell am 24.12. ins Wohnzimmer getragen zu werden. Sie werden VERFÜTTERT. (Sie kennen die Friends-Folge, in der Phoebe beim Christbaumkauf Ähnliches aufgeht?)
Kurz vor Weihnachten machte auch die Süddeutsche Zeitung auf dieses besondere Baumschicksal aufmerksam – leider nur auf Papier: Die Elefanten des Münchner Tierparks, so hieß es, freuten sich besonders über die unverkauften Christbäume, die die Verkäufer ab Heilig Abend abgäben. Solange die Bäume frisch seien.
Am Dienstag machte ich mich auf Recherche nach dem Verbleib der Zoochristbäume. Überraschung: Die Alpakas und Elefanten hatten ihre Ration anscheinend bereits vertilgt; dafür tauchten Futterchristbäume fast überall sonst im Tierpark auf.
Bei Gemsen ist das ja noch zu erwarten.
Aber auch den Giraffen werden Christbäume zum Fraß vorgeworfen. Vorgehängt.
Gleich daneben tun sich Pinselohrschweine am angeblichen König der deutschen Weihnacht gütlich.
Ein echter Futterrenner scheinen Christbäume bei den Halbaffen und den Affen zu sein. Als Vari-Mahlzeit,
zur Katta-Unterhaltung,
als Brotzeit für kleine Orang-Utans.
Und jetzt versuchen Sie bitte nicht, mich mit Sprüchen zu trösten, die auf den ewigen Kreislauf der Natur verweisen, auf Fressen und Gefressenwerden – ich bleibe erschüttert.
(Gemsen, Pinselohrschwein, Katta fotografiert vom Zoobegleiter.)
die Kaltmamsell12 Kommentare zu „Das Christbaummassaker von Hellabrunn“
Sie möchten gerne einen Kommentar hinterlassen, scheuen aber die Mühe einer Formulierung? Dann nutzen Sie doch den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein, Sternchen darüber und darunter kennzeichnen den Text als KOMMENTAROMAT-generiert. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken.
1. Januar 2009 um 12:14
der einzig wahre verwendungszweck für abgeschnittene jungtannenbäume… kein trost, sondern meine überzeugung ;-)
1. Januar 2009 um 13:00
Na eben, ist doch viel besser als wenn sie geshreddert werden. Ich finde das toll.
1. Januar 2009 um 13:11
Ein Skandal ist das!
So ein Christbaum ist schließlich auch nur ein Mensch.
Und das sind ja auch noch so kleine Christbäume, die können sich doch noch gar nicht richtig wehren.
Gab es da nicht mal sogar so ein Lied? “Sind so kleine Tannen, winz’ge Nadeln dran…” oder so ähnlich?
1. Januar 2009 um 14:37
OT:
Euch auch alles Gute! Mögen viele Bücher und noch mehr gute Speisen das neue Jahr prägen!
1. Januar 2009 um 16:09
******************KOMMENTAROMAT**********************
Gerne gelesen
*******************************************************
1. Januar 2009 um 17:45
******************KOMMENTAROMAT**********************
Made my day
*******************************************************
1. Januar 2009 um 21:33
Muss ja sagen, dat is ne Unverschämheit und wir auf Malle bleiben total ohne Baum. Dat jeht so nich.
1. Januar 2009 um 21:39
Rum ist rum, da helfen auch keine Nadeln. In 50 oder 51 Wochen gibt’s wieder frische Nadeln fürs Wohnzimmer.
Bis dahin, Ihnen ein spannendes, anregendes, aufregendes neues Jahr!
2. Januar 2009 um 4:57
die bäumekens kommen aus plantagen, auf denen die nicht für als christbäume, sondern auch als reisiglieferanten für kränze, gestecke, tischschmuck etc. gezüchtet werden, die weniger schönen (unsymmetrisch gewachsenen) exemplare enden immer als tierfutter (für den schredder sind die einfach zu frisch, das harz verklebt alles).
im zoo werden die “christbäume” vielfach auch exotischen tieren angeboten, weil die ätherischen öle in frischen nadelbäumen atemwegserkrankungen vorbeugen (durch die im vergleich zum ursprungsland für sie pathogene luftfeuchtigkeit neigen viele tiere in europäischen zoos zu bronchitiden – wrd ihnen aus tierschutzblablablagründen alledings kaum jemand bestätigen, weil, eh schon wissen, die tiere in tiergärten und artgerecht und blablabla).
giraffe, an tannenbaum mümmelnd, ist allerdings doppelt exotisch, da gebe ich ihnen recht. aber das konzept hat gute gründe, und minimiert zusätzlich den abfall auch von blumengrosshändlern etc..
2. Januar 2009 um 10:07
Die Nachbarskatzen schmusen den Christbaum nur in Grund und Boden, aber sie fressen ihn nicht. Ich weiss gar nicht, ob meine Wellensittiche auch Christbaumzweigerln fressen würden.
2. Januar 2009 um 14:33
Wenn der Mensch die Bäume selber abhackt und im überheizten Wohnzimmer verrecken lässt, ist das in Ordnung? Ich versteh euch echt nicht.
2. Januar 2009 um 16:53
Zustände sind das! Wer so etwas macht, der stellt sich bestimmt auch Bücher von Derrida ins Regal. Schlimm.