Schlimme Verluste
Freitag, 2. Januar 2009 um 9:29„Übrigens, Mama, ich hab festgestellt, dass ich dein altes Schachenmayr Strick- und Häkelmusterbuch gar nicht habe. Das hab doch eh immer nur ich genutzt, das nehm ich das nächste Mal mit.“
„Oh mei, des is ja noch aus meiner Schulzeit!“
„Mir ist eingefallen, dass ich mir daraus seinerzeit die wildesten Muster geholt habe. Zum Beispiel das Pfauenmuster, das gäbe einen schönen Mohairschal. Und dieses abgewandelte Patentmuster weiß ich auch nicht mehr auswendig.“
„Ja, naa, des hab ich nicht mehr.“
„Wie bitte?“
„Der Keller war so voll, mir ham doch vor ein paar Jahren endlich richtig ausgemistet, und da sind solche Sache alle weggekommen.“
„Weggekommen?! Was heißt das – verschenkt?“
„Naa, halt weggeschmissen.“
„Du hast. Das. Schachenmayr-Buch. Weg. Geschmissen.“
„Ah, hm, äh, ich frag die Ute oder die Anette, ob die vielleicht auch noch ihre alten Musterbücher haben. Oder die Gisela. Na wart, vielleicht die Traudl. Ich ruf dich an.“
(WEGGESCHMISSEN?!)
die Kaltmamsell24 Kommentare zu „Schlimme Verluste“
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2. Januar 2009 um 10:02
Schon erstaunlich, was Leute einfach wegschmeissen. Ich hab damals vor dem Umzug nach München einen “Bazar” gemacht. Auf der Abschiedsparty gab es ein Regal mit Sachen, die wegkonnten und jeder durfte sich mitnehmen, was ihm gefiel (sofern nicht jemand anderes schneller war…). Und es ist fast nichts übriggeblieben. Überzählige Bücher hat die Pfarrbücherei bekommen.
2. Januar 2009 um 10:10
Aber ein bischen kann ich das auch nachvollziehen … Ich habe vor ein paar Jahren mal versucht einen Karton Bücher zu verschenken, ältere Bcher für älteres Lesepublikum aber nachdem ich 4 Pfarrbüchereien, 3 Altersheime und 2 Krankenhäuser abgefahren hatte und keiner wollte die bücher geschenkt, habe ich sie auch schweren Herzens weggeworfen.
Allerdings keine Handarbeitsbücher, die horte ich selber ;o)))
Heute gibt es Gott sei Dank einen Laden der AWO wo man seine Bücher abgeben kann …
Ein schönes neues Jahr an Frau Kaltmamsell und all ihre Leser.
Vielen Dank für den wunderbaren Blog (oder muss es das Blog heißen????)
Barbara
2. Januar 2009 um 11:16
Also zur Not bieten es einige Leute bei Amazon an, aber ich kann das Entsetzen verstehen.
2. Januar 2009 um 11:28
Deshalb trau ich mich nicht “auszumisten”. Viele in meinem Alter um mich herum tun das und bringen mich in Versagensängste. Danke für die Bestärkung oder Verstärkung meiner Bequemlichkeit. Nur die Schulordner werde ich wirklich demnächst entsorgen.
2. Januar 2009 um 12:11
Als Mutter stelle ich die grundsätzliche Frage, weshalb (vor allem) Töchter von ihren Müttern erwarten (Bei der oben geschilderten Begebenheit handelt es sich keineswegs um einen Einzelfall !), dass alles Mögliche aus der Kinder- und Schulzeit so lange gehortet wird, bis die Tochter es für richtig befindet, sich aus diesem Fundus zu bedienen … :-)
2. Januar 2009 um 12:22
Ja, Amazon hat 2 verschiedene.
2. Januar 2009 um 13:41
Ebay hat da auch so einiges. Schöne Lehrbücher der Handarbeiten aus Wolle.
2. Januar 2009 um 13:59
Habe gerade nachgeschaut, ob ich noch eines habe. Gefunden habe ich es nicht, aber vielleicht versteckt es sich nur. Meine Bücher haben so ihre Eigenheiten.
Vor ein paar Jahren stand ich in der Garage meiner Eltern und habe in Eiseskälte Kartons durchwühlt. Meine Eltern hatten die Haushalte der Tanten aufgelöst.
Sie warfen fast alles weg, nur Porzellan, Silber und Teppiche blieben.
Und so habe ich die Gedichtbände meiner Großvaters wieder gefunden und mitgenommen. Schön ist, dass er das angestrichen hat, was mich auch heute noch berührt, was mir gefällt. Und mit Bleistift stehen die Jahreszahlen auf der zweiten Seite, unter seinem Namen. 1898, 1905.
Da war er noch Bildhauergeselle an den Dombauhütten in Mailand und Straßburg.
Anscheinend überspringen Hölderlin und Schiller gerade eine Generation.
2. Januar 2009 um 14:48
Ich hätte vielleicht zwei Details erwähnen sollen:
1. Der Bücherbestand meiner Eltern ist sehr überschaubar; vermutlich befinden sich nicht mehr als 70 Bücher in diesem Haus, mindestens 20 davon sind Geschenke von mir. Ich kann mich nicht erinnern, dass davon je ein Buch in den Müll kam.
2. Vor dem erwähnten Kellerräumen wurde meinem Bruder und mir freigestellt, unsere Sachen (Schulhefte, Kinderzeichnungen, Spiele) an uns zu nehmen. Was wir auch taten. Ich hatte angenommen, dass ich das Schachenmayr-Buch bereits bei meinem Auszug mit 19 Jahren an mich genommen hatte.
2. Januar 2009 um 17:19
Hihi. Wann hat Mamas Tochter denn Geburtstag?
2. Januar 2009 um 21:38
Ein erstaunliches Phänomen. Während mein Vater eher ein “Horter” ist, was technisches Gerät, alte Radios und Absonderlichkeiten angeht, macht meine Mutter in den letzten Jahren, Jahrzehnten mehr und mehr aus “lean cuisine” – stets heißt es, sie hätte “so viel” (= nichts!) und im Keller (=leer!) und wirft und verschenkt alles weg… Ist das so eine Art Reinigungs- und Vorbereitungsritual?
3. Januar 2009 um 0:51
Das sollte sich doch wieder anfinden, Ebay oder amazon bieten da erstaunliche Möglichkeiten, und am Ende hat dann jeder seins: Ihre Mutter den aufgeräumten Keller, und Sie das Buch.
3. Januar 2009 um 10:27
Oh, gutes Stichwort, ich könnte auch mal wieder was wegschmeißen.
3. Januar 2009 um 19:02
Kurzer Zwischenruf von mir – ich bin tatsächlich grade am Ausmisten!!!
Ein wundervolles 2009 für Sie :)
4. Januar 2009 um 2:46
Herzallerliebst, der Dialog.
(“Wer einen Mercedes fährt, ist ein Ehrenmann!”)
4. Januar 2009 um 9:46
Schauns se mal, ob Sie unter den Links hier was finden
http://www.henkel-lifetimes.de/article.php?art=390&guid=cdijnprsxy57
Ausserdem gab es doch mal so eine Aktion Babymützchen für arme Kinder zu stricken, Freundin, Brigitte oder so, hat da jemand einen Link? Würde mich freuen, wenn die Wollknäuel fliegen.
Mein Zweitmann hat übrigens mal zwei Wochen allein meine Wohnung bewohnt und als ich wiederkam fehlte ein großer Karton, der unter seinem Karton mit den Sachen stand, die er mitgenommen hatte. Entsorgt, ich dachte das ist Altpapier. Dummerweise habe ich als ich abends wiederkam so eine leise Ahnung, aber als ich der am nächsten Morgen nachging, da war die Müllabfuhr schon da. Nicht mal anständig ins Altpapier entsorgt. Schlimm war das.
4. Januar 2009 um 9:50
Nee, Dokse, die Henkels haben leider keine Schachenmayr-Bücher.
Vielen Dank für die mitfühlende Hilfe, allerseits! Ich jage jetzt im Internet-Flohmarkt und bin guter Hoffnung.
4. Januar 2009 um 9:51
http://www.brigitte.de/frau/gesellschaft/save-the-children/index.html?p=5#a7
Das ist der Link zur Aktion. Liebe Kaltmamsell, hiermit fordere ich Sie offiziell auf ein Mützchen zu stricken und das Bild hier zu veröffentlichen.
Die Aktion finde ich gut, weil man selbst nicht nur Geld spendet, sondern selbst aktiv werden muss. Gehört auch zu meinen Vorsätzen, in diesem Jahr mitzumachen. Ausserdem kriegen wir im März zwei Babies im Haus, für die werde ich auch was machen.
4. Januar 2009 um 12:53
Verfolge mit Spannung Frau Kaltmamsells Antwort auf Dokses Anforderung. Wird es Blut geben?
4. Januar 2009 um 13:44
Aber nicht doch, Hande, vielmehr entwickle ich gerade eine Ganzkopf-Babymütze mit 100 % Schalldämpfung. Mit dem Stricken beginne ich aber erst, wenn mir die Anwendung der Mütze garantiert wird. In diesem Fall würde ich sogar in Serie gehen.
4. Januar 2009 um 13:47
Alternativ könnte ich eine Initiative für mehr Mützen starten, die Babys verhüten. Allerdings werden wir da mit Stricken nicht sehr weit kommen.
5. Januar 2009 um 2:21
da gibbed nur eines zur verhütung: stricken anstatt …
… ich empfehle mal bei wiki f..ken nachzuschlagen, etymologisch hat das schon viel mit stricken zu tun, nicht nur, dass es sich auch so schön reimt
7. Januar 2009 um 16:26
Solche schmerzvollen Verluste habe ich auch schon oft erlebt.
Meine Mutter hat gelernt, dass sie nicht wissen kann, welche Dinge mir etwas bedeuten, und holt sich jetzt immer telefonisch mein d´accord, bevor sie irgendetwas wegwirft, das schon zu meiner Zeit im Haus war. Wenn ich veto sage, packt sie´s ein und schickt es mir. Ich bin ihr unendlich dankbar.
9. Januar 2009 um 15:38
@ goldschmiedelin
Es tut mir mit Ihnen leid um die nette Geste, aber leider leider werden Büchereien mithin zugeschmissen mit altertümlichen Buchspenden, und zwar bevorzugt mit den ewiggleichen Bertelsmann-Sammlungen von Marie-Louise-Fische-Romanen.
Es ist leider reiner Selbstschutz, wenn man dann ein so technisches Verhältnis zu Büchern erlangt hat, dass man sagen kann: bitte, ab ins Altpapier.