Seven Pounds
Montag, 12. Januar 2009 um 10:28garantiert spoilerfrei, echt ehrlich
Ich habe eine Schwäche für Will Smith, nicht erst seit Men in Black. Und dann sah ich den Trailer zu einem neuen Film mit ihm, der völlig offen lässt, worum er wohl geht – die Mischung von Hollywood und erzähltechnischem Abenteuer weckte meine Neugier.
Erzählte man die Geschichte von Seven Pounds, wie sie sich nach der Auflösung entpuppt, klänge der Film grässlich. Aber es ist nunmal genau das Wie der Handlung, die den ganzen Film ausmacht. Etwa eine Stunde lang werfen die Szenen ausschließlich Fragen auf, dann erst beginnen sie – ganz langsam –, diese Fragen zu beantworten. Doch es dauert bis zum Schluss, dass auch nur die Schnipsel des Trailers Sinn ergeben. Ein wundervolles Beispiel für die Rolle eines Drehbuches.
Zunächst zeigt der Film Will Smith, wie er am Telefon mühsam beherrscht einen Notarzt ordert, da er sich gleich töten werde. Diese Szene wird kurz vor Schluss nochmal gezeigt, dann verstehen wir sie. Dazwischen sehen wir… Roger Ebert beschreibt es in seiner empfehlenswerten Rezension (ebenfalls ohne Spoiler):
a character who is behaving precisely, with no apparent motivation.
Warum ist Will Smith als Mann von der Steuerbehörde, Ben Thomas, am Telefon so gemein zu einem freundlichen, blinden Call-Center-Mitarbeiter? Und folgt ihm dann in einen Diner, unterhält sich nett mit ihm? Was geht ihn in einem Altersheim an, dass der Heimleiter einer Greisin ihr Bad verweigert? Warum wohnt er in diesem mittelprächtigen Motel? Die Erfüllung welches Versprechens fordert er von seinem Sandkastenfreund ein? Wieso küsst er die junge Frau nicht, obwohl ganz eindeutig er und sie sich das wünschen? Und sind seine Fahrten im schicken Sportwagen Rückblenden oder eine Vorschau?
Die Szenen sind nicht chronologisch und werden doch zu einer Handlung, Hinweise sind der Verschmutzungsgrad von Ben Thomas’ Auto sowie Thomas’ körperliche und emotionale Verfassung. Will Smith spielt atemberaubend gut, wechselt von leichtfüßig zu gramgebeugt, von zuvorkommend unverbindlich zu intensiv fordernd. In Peursuit of Happiness fand ich Smiths Schauspielfacetten wegen der platten Botschaft fast kitschig, hier passen sie perfekt.
Ausgezeichnet auch Rosario Dawson (die ich ausgerechnet aus Sin City in Erinnerung hatte) als Emily und ein überraschend besetzter Woody Harrelson.
Beim Stöbern durch amerikanische Besprechungen des Films habe festgestellt, dass sich viele daran stoßen, wie fahrlässig mit Fakten umgegangen wird – angefangen mit dem Eingangssatz, der behauptet, der alttestamentarische Gott habe die Welt in sieben Tagen geschaffen (es waren sechs). Seltsam, vor lauter Faszination war mir das egal.
die Kaltmamsell7 Kommentare zu „Seven Pounds“
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12. Januar 2009 um 11:31
Wir hatten 2 sehr negative Kritiken gelesen und waren fast dabei, es nicht anzuschauen. Und dann kam der Tweet. Also habe ich zu Mann gesagt “die Kaltmamsell hat’s gerade empfohlen, und das soll was sagen” und er sagte “aha”. Daraufhin haben wir es angeschaut und sind hingerissen! Die Geschichte, der Aufbau, und sein Schauspiel. O-Ton Mann: “wie kann man diesen Film schlecht bewerten, sind das keine Menschen?”
Allerdings will ich mal im Namen meiner cutter Freund widersprechen: Es ist nicht der Drehbuch sondern der Schnitt, dem wir das verdanken. So viel habe ich von den 3 Freunden (Regisseur, cutter, PR) in der Film Industrie gelernt!
13. Januar 2009 um 6:28
“pursuit”
13. Januar 2009 um 10:10
ok, peursuit war eindeutig ein Tippfehler, aber wenn wir schon dabei sind: Happyness. Ich weiss, es ist verkehrt. Aber genau darum ging es in dem Film. Die Suche nach Glück der ungebildeten Menschen, der nicht weiss, wie man happiness schreibt.
13. Januar 2009 um 16:08
Also ich fand den Film auch sehr beruehrend. Wusste nicht, was mich erwarten wuerde (keine Kritiken gelesen, keinen Trailer geschaut) und bin voellig fertig, weil er mir so gut gefallen hat.
Und: Will Smith and Rosario Dawson are insanely hot.
14. Januar 2009 um 23:05
Danke für den Tipp!
Ein wirklich origineller Film, wenn auch nicht ohne emotionales Element.
15. Januar 2009 um 20:47
also ganz ehrlich – ich fand den Film sehr langatmig, vor allem den Anfang. Ausserdem fand ich ihn total vorhersehbar.
Rest gelöscht von kaltmamsell, weil er die Knackpunkte des Films verrät. Wer den Rest des Kommentars wissen möchte, kann mir eine Mail schicken, ich versende ihn dann.
16. Januar 2009 um 17:28
Ja, er ist etwas langatmig, aber das hat mich nicht sonderlich gestoert (habe aber nach 1 Std zugegebenermassen auf die Uhr gesehen)
und vorhersehbar ist er erst in den letzten 20-30 minuten.
rest des kommentars wuerd mich interessieren. Emailadresse muesste ja bekannt sein durch’s kommentieren.