Academy Awards 2009
Montag, 23. Februar 2009 um 5:57Fernseher angeschaltet – und Uli Edel schwallt rum. Ärx, vielleicht hätte ich doch erst um zwei einsteigen sollen. Deutsche grüßen Oma und ihre Freunde in die Kamera.
Heidi Klum redet ja wirklich so quäkig, wie sie immer veralbert wird. Und sie hatte kein Zeit, sich nach dem Baden noch frisieren zu lassen – also lieber mit nassen Haaren kommen.
Vor lauter Fremdschämen über die peinlichen Spontaninterviews (mal kurz den Regisseur nach den Nacktszenen in The Reader fragen, klar!) bin ich hellwach. Das tue ich mir ganz sicher bei einem möglichen nächsten Mal nicht mehr an.
Peter Gabriel stellt erst mal seine Frau vor, sehr nett.
Ab wann darf ich anfangen, den Mist zu essen, den ich mir extra noch am Hauptbahnhof besorgt habe?
Huch, Frank Langella sieht in Echt ja völlig anders aus. (Frost/Nixon hatte ich an Silvester als Sneak Preview gesehen.)
Marisa Tomei schießt den Vogel mit dem schönsten Kleid ab – diese weiße Satin-Faltenkunstwerk ist der Hammer.
Ui, Sie stellen das Orchester auf die Bühne? Das ist aber mal eine gute Bühnenbildidee. Allerdings wohl nur eine Idee, sehen tue ich die Musiker nicht. Aber jetzt endlich vom roten Teppich davor ins Theater hinein.
Hugh Jackmann. Und. Er. Singt. Aber die Idee, die Eingangsnummer wegen der Finanzkrise mit vorgeblich selbst in der Garage gezimmerten Props auszustatten, ist gut.
Anne Hathaway macht Langella nach, wie er Nixon spielt – das ist gut.
Statt mit Filmausschnitten werden die Nominierungen für Schauspiel-Oscars von Oscarträgerinnen aus der Kategorie, die zu fünft im Halbrund stehen, per Laudatio vorgestellt. Mir fehlen die Schnipsel.
Whoopie Goldberg präsentiert eine der Nominierungen für Best Supporting Actress („It‘s not easy being a nun…“) – was habe ich sie vermisst.
Penélope Cruz kriegt den Oscar für die beste weibliche Nebenrolle – sehr in Ordnung. Und dankt zum Teil auf Spanisch – klug, die Spanier können immer noch kein Englisch. Also, noch weniger als Deutsche.
Vorstellung bestes Drehbuch: Zwei gesehen. Zum Beispiel Milk, der ihn kriegt. War aber auch ein sehr großartiges Drehbuch.
Adaptiertes Drehbuch: Auch zwei gesehen. Nu, den nicht, aber Slumdog Millionaire will ich unbedingt sehen. Briten – auch eine Oscarrede muss mit einem Witz beginnen.
Das ist aber nett: Wall-E habe ich gesehen, fand ich sehr nett. Und der kriegt den Animation-Oscar.
„Did you watch any film you weren‘t in?“ Jennifer Aniston spricht meinen Verdacht aus.
Ui, zwei von den nominierten Kurzfilmen hatte ich sogar gesehen. Vermutlich beide über Tipps von Frau Gröner.
Wie süß, der asiatische Preisträger dankt mit ein paar auswendig gelernten englischen Sätzen, die alle mit: „Thank you, XY.“ beginnen.
Die Brüste von Sarah Jessica Parker haben vermutlich eine eigene Einladung bekommen. Und jetzt wollen sie mindestens genauso viel mitbekommen wie die Augen.
Art Direction geht an Benjamin Button; ich bilde mir ein, das Ziel hat man dem Film angesehen – die Ausstattung schrie schon sehr: „Da! Schau mal! Toll, nicht?!“
Costume Design: Drei von fünf gesehen – aber nicht den Gewinner The Dutchess (Trailer sah auch nicht aus, als wollte ich den sehen). Ach, der Gewinner erzählt, dass Rachel Portmann die Musik für den Film geschrieben hat – das macht ihn wiederum attraktiv.
Noch ein Schönheitspreis für Benjamin Button. So toll fand ich das Make-up nun auch nicht, vor allem im Mittelteil.
Rückschauen! Deswegen gucken wir Oscars. Jetzt Liebesszenen des Jahres.
Ben Stiller zieht irgendwas Lustiges bei der Vorstellung der Nominierungen für Cinematography ab – ich kapiere es beim besten Willen nicht. Er trägt einen langen Bart, Sonnenbrille und sagt fast nichts. Vielleicht müsste man dabei gewesen sein. Weiterer Oscar für Slumdog Millionaire.
Huch, habe ich einen Schnipsel Oscarshow zwischen den Werbungen verpasst?
Life Short habe ich alle nicht gesehen.
Na gut, dann verschiebe ich halt mein gesamtes Hugh-Jackman-Bild. Der Mann singt (nicht mehr ganz frische Stimme) und tanzt, als wäre er im Deutschen Theater daheim. Bye bye Wolverine.
Philip Seymour Hoffman sitzt mit schwarzer Wollmütze im Publikum. Gehirnhautentzündung, ein Gelübde oder einfach nur stillos?
Zwischen Nüssen und Schokolade ein Topf frisch gedünsteter Zuckerschoten – die mussten weg.
Nun ja, diese neuartige Art und Weise, die Schauspiel-Nominierungen zu präsentieren, gibt zumindest Gelegenheit, jeden Nominierten ausführlich zu loben.
Dokumentarfilm – will ich theoretisch viel mehr sehen. Men on Wire, gratuliere. Gleich mal gucken, ob der in München läuft.
Action 2008 – komisch, dass ausgerechnet Actionszenen nicht viel für eine Rückschau hergeben – vielleicht weil sie die größere Choreografie des Filmes brauchen?
Auf Visual Effects bin ich gespannt. Wieder Benjamin Button, hmja, so toll war der doch gar nicht gemacht.
Sound Editing angekündigt – ohne blöde Witze von Will Smith, dass diese Kunst schwer zu erklären ist. Dark Knight, habe ich nicht gesehen.
Mein Fehler: Die blöden Witze kommen natürlich bei „Sound Mixing“. Slumdog Millionaire – dann steh es drei zu drei Button : Millionaire.
Schnitt ist interessant – und jetzt führt Slumdog Millionaire.
(Nebenbei: Waren die Autoren immer noch in Streik bei der Vorbereitung der Show? Die Texte sind zum Durchschnarchen.)
Jerry Lewis kriegt den Wohltätigkeitsoscar – wie geht’s dem alten Frauenfeind? Holding his shit together, immerhin.
Dreiviertel fünf, mit sinkendem Tempo der Show werde ich dann doch etwas müde. Oder sind das die Packung Pistazien, die Zuckerschoten, die Tüte Schokoladenbonbons?
Filmmusik – nicht dass mir im vergangenen Jahr irgendetwas besonders aufgefallen wäre. Am ehesten noch Wall-E. Hmpf, wer sind die beiden Herrschaften, die präsentieren?
Original Score geht an Slumdog Millionaire. Dankesrede wieder das Übliche (Mama, Familie, Kollegen) – aber mit indischem Akzent. Und mit ein paar nicht-englischen Einsprengseln.
Original Song – die Kategorie, die sich meiner Meinung nach schon längst überholt hat. Ach, das war gar nicht ein Song in voller Länge, sondern ein Medley? Wieder Slumdog.
Fanarrrr (Triumphgelächter)! An diesem Montagmorgen reißt mich die Müllabfuhr nicht aus dem Schlaf mit ihrem Gelärme! WEIL ICH SCHON WACH BIN!
Große Überraschung beim Auslandsoscar: Geht nach Japan. (Kann ich Liam Neeson als Vater haben? Als Zweitvater?)
Memorial-Rückschau – und sie zeigen diesmal die Bühne statt der Leinwand? Ach wissen Sie, Originalität wird überbewertet.
Regie geht auch an Slumdog, und jetzt könnten sie das Tempo anziehen. Bitte.
Oh, das ist nett: Danny Boyle (ich hatte bei der Namensnennung auf dem roten Teppich immer „Danny Boy“ verstanden und mir gedacht „der Ärmste!“) dankt einem Choreographen, den er im Abspann seines Films vergessen hat.
Nicht einfach, sich so rauf und runter loben zu lassen. Die Damens, die für den Schauspiel-Oscar nominiert sind, kommen mehr oder weniger damit zurecht. Kate Winslet! Atemlos und so sympathisch „Dad, I don‘t know where you are, whistle or something!“ And he does.
Lob nun für die fünf nominierten Herren. „Being a movie star can get in the way of acting.“ Da haben sie de Niro aber was Wahres sagen lassen. Und Sean Penn ist tatsächlich ein Gegenbeispiel. Zu Richard Jenkins ist ihnen wohl gar nicht eingefallen, sie loben nicht seine Leistung in The Visitor, sondern betonen, dass er schon länger im Geschäft ist. (Ist der Film an Deutschland vorbeigegangen?) Bitte verleiht diesen Oscar für die Schauspielkunst und nicht als Schulterklopfer. Also an Sean Penn, nicht an Rourke.
Yes! Sean Penn. „I know how hard it is to appreaciate me.“
Und er greift die aktuellen Versuche in den USA auf, die Schwulenehe zu verbieten / zu annullieren.
Nun, Herr Spielberg (Hugh Jackman: „The man I‘ve been trying to impress with my fake Australian accent all evening.“) macht‘s rund: Slumdog Millioniare kriegt den Oscar für besten Film.
Zusammenfassend: 2008 war ein gutes Filmjahr mit großen Leistungen, die in Deutschland allerdings zum Filmjahr 2009 gehören. Die Show enttäuschte mich mangels guter Texte – und ich will künftig keinen von den X-Men mehr singen und tanzen sehen. Bittebitte.
Nachtrag: Ich wusste, dass die Damens von Gofug meine Probleme mit Philip Seymour Hoffmans Kopfbedeckung teilen würden. Sie schlagen ihm sogar Alternativen vor.
die Kaltmamsell6 Kommentare zu „Academy Awards 2009“
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23. Februar 2009 um 7:07
Aufstehen, wenn andere Schlafengehen.
23. Februar 2009 um 7:54
Mal einen Tapferkeitsoscar da lasse für die beste Durchhalteaktion.
Ich durfte schlafen, wußte ich doch, daß heute früh der rote Teppich aus München direkt aufs Podium führt.
Die Bewertungsbemerkungen werden mich bei der Nachlese begleiten, ich danke meinen……
….meiner Lieblingskommentatorin :-)
23. Februar 2009 um 14:42
danke fürs Aufbleiben, Ms. Kaltmamsell (dafür gibt es im englischen keine adäquate Bezeichnung: the girl who arranges the cold dishes in a restaurant/hotel).
23. Februar 2009 um 16:08
Stiller hat wohl Joaquin Phoenix aufs Korn genommen, sehe ich bei Utube. Das war schon ganz lustig.
23. Februar 2009 um 21:50
Was, schon wieder Oscarverleihung?
(…)”holding his shit together”
komisch, als Kind fand ich den komisch. Also als Kind. Nun ja.
24. Februar 2009 um 12:06
Wieso eigentlich “Damens”? Zweimal kann wohl kein Fehler sein.