Kleine Machtverschiebung
Mittwoch, 25. Februar 2009 um 9:20Die Publikationsmöglichkeiten des Web haben die Medienmacht ein wenig Richtung Laien verschoben – viel bejubelt und viel beklagt. Aber verschoben haben sie.
In letzter Zeit bekommt diese Verschiebung eine Seitenlinie: in Richtung der klassischen Objekte von Publikationen, nämlich Berühmtheiten. Prominente veröffentlichen über Twitter, Blogs, YouTube Kleinigkeiten über sich. Wo sonst Boulevardmedien ihnen mit oft menschenverachtenden Mitteln Privatheit entrissen, übernehmen sie nun selbst die Kontrolle und bestimmen, welche Banalitäten und Details sie an die Öffentlichkeit setzen.
Heute morgen zum Beispiel sah ich John Cleese zu: Er zeigte mir auf seinem Blog zwei Hühner, die morgens in sein Haus gekommen waren (und wies bei Twitter auf das Filmchen hin). Nein, es ist nicht besonders komisch, es ist nur nett – ähnlich wie die Taube, die ich eines Samstagmorgens aus meinem Bett vertreiben musste. Gestern nutzte Herr Cleese Twitter, um einen Bildtext des Daily Telegraph über ihn und seine Begleitung als Blödsinn zu entlarven.
Oder die Sportberühmtheit (bitte um Verzeihung, diese Leute kenne ich nicht), der in einem Restaurant fad war: Der Herr bat über Twitter um Ansprache.
Demi Moores Tweets (twittert als mrskutcher) finde ich nicht interessant genug zum Mitlesen, aber ich begrüße auch bei ihr die Subversivität der Selbstpublikation. Hier zum Beispiel sie selbst beim Friseur oder das Partyfoto, das sie auf einer Oscarparty von Penélope Cruzs Bruder gemacht hat.
Selbstverständlich gibt es bereits Listen von Promi-Twitterern, zum Beispiel hier (mit Bewertung, ob echt oder gefälscht). Es gibt sogar einen eigenen Twitterfeed nur von berühmten Leuten: Celebrity Tweet.
Auch bei diesem Effekt des Mitmachwebs bezweifle ich, dass man ihn gezielt und systematisch einsetzen kann (auch wenn ich die Web-2.0-Berater dieser Welt bereits die ppt-Folien darüber machen höre): Nur Berühmtheiten, die technikaffin sind und denen die neuen Medien Spaß machen, werden sie ansprechend einsetzen. Verordnen kann man das nicht.
die Kaltmamsell3 Kommentare zu „Kleine Machtverschiebung“
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25. Februar 2009 um 15:35
Nachdem ich gerade ein wehleidiges Interview mit Andrew Keen über die Amateurisierung von Kunst und Kultur durchs Mitmachweb gelesen habe, kommt mir das doch gerade recht. Tolle Sache, at home with the Kutchers. Und John Cleese hat einen Feuerlöscher am Küchentisch – vorbildlich. Danke für die Links!
26. Februar 2009 um 9:24
erst gestern habe ich mrskutcher (ge)besucht, nachdem ich in der Regenbogenpresse einen Miniartikel gelesen hatte und ich war mir nicht ganz klar, was mich dorthin treibt.
Die Vorspeisenplatte serviert die richtige intellektuelle Auswahl. Und dieses Timing!
Ich fand es schön zu sehen, dass auch Kutchers sich total auf eine Berlinreise freuen können und ganz stolz Ihren Followern dieses Foto präsentieren. Brandenburg Gate from our hotel window wow!
26. Februar 2009 um 9:29
habe mir erst jetzt das Cleese-Filmchen angeschaut – herrlich: “… she speaks spanish and fortunately she speaks chicken…”