Schwimmen durch München: Dantebad

Samstag, 14. Februar 2009 um 18:55

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Seit Winteranfang warte ich auf einen Schneesamstag – um dann im Dantebad Schwimmen zu gehen. Bis heute. Genau so hatte ich mir das vorgestellt: Bei jedem Lufthohlen in wirbelnde Schneeflocken zu schauen, auf meinen Kraulbahnen ihr Kitzeln auf den Armen zu fühlen. Dazu eines der beiden 50-Meter-Becken Münchens. Dafür sind 6,80 Euro Eintritt schon o.k.

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Vieles hatte ich mir nicht vorgestellt und ließ mich überraschen:
– Der Boden der Umkleiden ist beheizt.
– Ich sah unter Wasser erheblich mehr als darüber, denn über der Oberfläche lag dickster Dampf.
– Das Becken ist nicht gekachelt, sondern mit Metall ausgekleidet.
– Es gibt eine eigene Bahn für Sportschwimmer und eine für Rückenschwimmer.
– Obwohl sehr viele Leute im Becken unterwegs waren, konnte ich ohne Ärger meine Bahnen ziehen – es muss ja bloß jeder ein bisschen Rücksicht nehmen. Sonst bin ich gewohnt, nach einem zügigen und offensichtlich mitdenkenden Schwimmer / einer Schwimmerin unter all dem Treibgut Ausschau zu halten, um mir möglichst mit ihr die Bahn zu teilen. Heute war es umgekehrt, und ich musste mir lediglich einen erratisch paddelnden Idioten merken. Im Grunde war ich aber froh, dass dieses solariumgegerbte Magermännchen nicht schneller schwamm – es hätte sonst womöglich seinen Stringtanga verloren. (Oh nein, die gute Unterwassersicht mit Schwimmbrille ist nicht nur ein Segen.)
– Noch irritierender war allerdings die Dame, die oben ohne schwamm, zumal sie nicht etwa eine Bikinihose trug, sondern einen Badeanzug lediglich bis zur Taille hochgezogen hatte.

Während ich meine Bahnen zog, ging mir durch den Kopf, welch dekadente Verschwendung solch ein Winterfreibad im Grunde ist. Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass die Einnahmen aus den Eintrittgeldern auch nur einen Bruchteil der Betriebskosten decken. Und braucht es wirklich solch einen Energiefresser? In diesem Moment fiel mir ein, dass ich schon als Kind in einem Winterfreibad geschwommen bin, mehrfach sogar: im Irschinger Warmbad1 Dieses ganzjährig geöffnete Freibad wurde mit der Abwärme des nebengelegenen Kraftwerks geheizt – eine frühe Form der Kraft-Wärme-Kopplung? Allerdings war das im Winter ein Erlebnis von sehr spezieller Ästhetik – das Bad lag damals in einer völlig kahlen Ebene, der einzige Blickfang waren die bedrohlichen Türme des Kraftwerks.

  1. Ein Blick auf die Website lohnt sich – die Fotos sehen so antik aus, dass möglicherweise sogar Kleinkaltmamsell darauf zu sehen ist. []
die Kaltmamsell

7 Kommentare zu „Schwimmen durch München: Dantebad“

  1. Buchfink meint:

    Vielleicht dekadent, aber doch wunderbar! Als ich noch in München lebte, war das auch mein Winterluxus. Angeblich arbeiten die Stadtwerke”energieoptimiert”, was immer das heissen soll. http://www.lifepr.de/pressemeldungen/swm-stadtwerke-muenchen-gmbh-muenchner-verkehrsgesellschaft-mbh-mvg/boxid-41839.html

  2. Sabine meint:

    Was mich ja durchaus irritiert, ist der nur mit Badehose bekleideter Fußgänger auf dem Bild. Im Schnee. Da wird mir ja schon vom bloßen Gedanken kalt…

  3. die Kaltmamsell meint:

    Vielen Dank für den Hinweis, Buchfink: Von dem FKK-Bereich hatte ich nichts gewusst – der mag die ungewöhnliche Badekleidung erklären.

    Ja, Sabine: Vom Gebäude mit den Umkleiden und Duschen zum Rand des Schwimmbeckens geht es durchs Freie in Badehose. Durchaus frisch.

  4. Sebastian meint:

    Statt sich mit Blick auf Rutschtangas und -swimsuits in Bahnen Sorgen über die CO2-Rechnung zu machen empfehle ich zehn Minuten Kreisen in Dantes Heavy Metal Schwimmstrudel. Ab gegen neun angenehm leer (und kinderfrei!) um richtig Unsinn zu machen, z. B. Spiderman an den Düsen zu spielen oder sich unter den Leuten durchtauchen zu lassen. Mit Schwimmbrille besonders klasse (einmal lief da unten ein Roboter mit Sprungfederbeinen rund). Im Sommer ist es 3 Euro billiger.

  5. Michaela meint:

    Hach. Irsching. Fau Kaltmamsell, hier teilen wir Kindheitserinnerungen. Danke dafür! (Und das Dante Bad mag ich auch ….)

  6. m! meint:

    sehr, sehr schoen. als ich noch in muenchen fuer einen dort ansaessigen automobilhersteller freiberuflich taetig sein durfte, bin ich immer in einem hotel im dante park abgestiegen und hatte dadurch praktisch zugriff vor der haustuer!
    und da faellt einem als berliner erst einmal die kinnlade runter und dann gar nix mehr ein: ein freibad, das ganzjaehrig geoeffnet hat – und zwar wochentags bis 23:00 uhr! unter flutlicht!! in einem 50m-becken!!!
    und das (im sommer) billiger, ale eine einzelne(!) stunde im spreewaldbad (das berliner kiezbad meiner wahl)…!
    liebe berliner wasserbetriebe, schaut auf diese stadt…!
    das ding ist ein traum. lebte ich in muenchen – ich wuesste, wo ich eine dauerkarte haette! danke fuer diesen schoenen erinnerungsschub!

  7. Minus21 meint:

    Das Dante ist auch mein Lieblings-Bad. Egal ob im Sommer oder Winter, aber speziell im Winter gehe ich sehr oft dort hin. Die einzige Alternative in München, das Olympiabad, kann man vergessen, da sich die ganzen Leistungsschwimmer dort für etwas besseres und das öffentliche Olympiabad für Ihr privates Territorium halten.

    Im Dantebad gibt es auch hauptsächlich Bahnenschwimmer und alle kommen gut miteinander aus. Dort ist mir noch nie jemand kraulenderweise von hinten in die Beine geschwommen – im Olympiabad passiert das bei jedem Besuch mehrere Male.

    Der Preis von mittlerweile 7 Euro ist nicht billig. Aber für das gebotene – ein immer sauberes Bad, das Feeling des Trainings unter freiem Himmel bei allen Wettern und nachts mit Flutlicht bei konstant 30 Grad, das 36 Grad Entspannungsbecken und nicht zuletzt – ebenfalls das Feeling einer Olympischen Sportstätte mit einer alten Tafel von der Olympiade. Im Dantebad fanden bei der Olympiade in München Wasserballspiele und Sprungwettbewerbe statt. Davon zeugt heute noch die Zuschauertribüne. Im ehemaligen Sprungbecken befindet sich heute das Entspannungsbecken.

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