Strickerinnerungen
Dienstag, 3. Februar 2009 um 10:10Als ich in den frühen 80ern, also etwa mit 14, aus eigenem Antrieb das Stricken begann, lag der dazugehörige Handarbeitsunterricht bereits viele Jahre zurück. Er hatte bei mir Wildfang erwartungsgemäß in Verzweiflung und Bockigkeit geendet sowie in von Muttern fertiggestellten Topflappen / Turnbeuteln / Schals. Nun aber beschlossen meine damalige Freundin Silke und ich, uns je einen Pulli zu stricken – sie in Hellblau (siehe Wollpaket links von mir), ich in Rosa. Auf dem Foto oben sieht man mich in meinem Jungmädchenzimmer (ja, auch ich hatte eine rosa Phase) beim Erstellen der Maschenprobe, fotografiert von Silke.
Zufälligerweise gibt es auch ein Foto von dem Ergebnis – aufgenommen auf der Studienfahrt durch Griechenland 1984. Meine Mutter konnte nicht fassen, dass ich den Pulli tatsächlich fertiggestellt hatte – ein Raglanmonster von beträchtlichem Gewicht. (Das mag, fällt mir gerade ein, zu der Zeit gewesen sein, als sie seit vielen Jahren immer noch ohne Aussicht auf Ende an der Tagesdecke fürs Ehebett häkelte. Die sie durch mich angestachelt sogar abschloss. Heute liegt das wirklich schöne Stück Tagesdecke aus ungebleichter Baumwolle auf meinem Bett.)
Und diesen Pulli im Pfauenmuster möchte ich diesen Sommer nochmal machen. Er war mir kurz nach dieser Aufnahme (auf den Zinnen der Alhambra von Granada 1986, wir waren auf Chortournee durch Andalusien, neben mir ein Sopran) in einer Disco geklaut worden.
die Kaltmamsell8 Kommentare zu „Strickerinnerungen“
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3. Februar 2009 um 11:26
Schönes Stück, der weiße Pullover, das lohnt sich, den noch einmal zu stricken. Ich erinnere mich an meine Strickzeit (ähnliches Alter, ähnliche Zeit): Norwegerpullover, hellblau mit weißem Puschel-Kätzchen (heute schüttelt’s mich, aber ich habe ihn geliebt), graphische Muster und nicht zu vergessen: Bändchenpullover!
Letztes Jahr habe ich doch tatsächlich mal wieder einen Schal gestrickt. Aber an einen Pullover traue ich mich dann doch noch nicht richtig ran.
Liebe Grüße, Sus
3. Februar 2009 um 12:38
Da brechen aber auch Erinnerungen auf.
Doch zuerst muss ich über das erste Foto lästern.
Ein Albtraum! Bei der Schaupielerei spricht man immer vom Mut zur Hässlichkeit. Dabei meine ich nicht die Person – sieht man ja nicht – sondern die Bildkomposition als Ganzes. Löst diese Beinhaltung eigentlich bei Männern auch erotische Phantasien aus?
Der rosa Pulli ist wirklich schön geworden.
Mein bestes und teuerstes Strickwerk, ein dunkelblau/weiß gestreifter Matrosenpulli aus t e u r e m Baumwollgarn hat die erste Wäsche (ich wars) nicht überlebt und es damit nicht mal auf ein Foto geschafft. Er hatte hinterher Kindergröße.
Danach ging es mit meiner Strickkarriere rasant bergab, obwohl es in der Mädchenschule hipp war im Unterricht zu stricken und die Lehrer zu nerven. Und dazu gab es auch kannenweise aromatisierten Tee. Au weia.
Mein Projekt “Bettdecke” lief seit 10 Jahren (im Herbst beendet) und sollte Wollreste verschlucken, um danach nie mehr in Versúchung zu geraten. Herausgekommen ist eine gehäkelte, bunte und schiefe Decke, die niemand mehr haben will.
So hart kann das Leben sein. Ich habe den letzten zu vernähenden Wollfaden sehr genossen.
3. Februar 2009 um 12:39
Oh, wo soll ich nur anfangen? Das Kleid! Die rosa Samt-Tagesdecke! Die Bettwäsche hatten wir, glaube ich, auch. Hach ja, die 80er.
Jedenfalls bin ich beeindruckt von Ihrer “moxy”, gleich mit einem Pullover anzufangen, der dann auch noch so perfekt geworden ist!
Was mich jetzt aber ehrlicherweise am meisten interessiert, ist die Geschichte, wie es dazu kam, daß Sie in einer spanischen Disco ihren Pullover ausgezogen haben.
3. Februar 2009 um 19:40
Mein Prachtexemplar ist dieser schöne Häkelüberzug fürs Handy. http://www.claudiakilian.de/2006/08/02/originelle-handarbeit-im-hakeldesign/
(Ich bin jetzt seit ein paar Monaten clean. Hoffe, dass ich auch noch die Kisten mit der Wolle bald entsorge. Rückfallrisiko!)
3. Februar 2009 um 23:22
So schön! Ich kann mich hineinversetzen! Bloggische Könnerin! (Denn trotz Zwang, Überredungskunst und Belohnungsystemen meiner Erziehungsberechtigten, hasse ich Stricken seit jeher und bis zum heutigen Tag.)
4. Februar 2009 um 6:21
Der Diskoklau, Lorelei, war unspektakulär: Da der Pulli durchbrochen und damit durchsichtig war, trug ich darunter immer ein T-Shirt (das war, bevor die Mode sichtbare BHs oder auch nur BH-Träger gesellschaftsfähig machte). Beim Tanzen wurde mir damit zu warm, ich entledigte mich des Pullis und ließ ihn in einer Sitznische liegen.
4. Februar 2009 um 8:50
Frau Kaltmamsell, bei dem Pony sind nur noch Nadelgrößen über 12 erkennbar gewesen, oder? Ich hoffe, Sie nehmen beim Fertigen Ihrer Bommelmützen heutzutage eine entspanntere Strickhaltung ein.
4. Februar 2009 um 11:54
Schade, Frau Kaltmamsell, und ich malte mir schon eine romantische Geschichte mit einem glutäugigen Jungspanier und einem lauschigen Disco-Hinterzimmer aus …