Aerobic-Abenteuer

Freitag, 13. März 2009 um 14:20

Was führe ich doch für ein aufregendes Leben!
Als ich seinerzeit an einem freien Freitag in diese Stepaerobic-Stunde ging, ahnte ich nicht, dass die Vorturnerin lediglich eine Vertretung war. Heute erlebte ich den Vorturner, den die Damen dort gewohnt sind. Nun sollte man wissen, dass eine nahezu feste Aerobic-Mannschaft und ihr Trainer wie ein eingespieltes Tanzpaar funktionieren: Die Kommunikation ist fast schon telepathisch.

Der junge Vorturner erkannte mich also sofort als Neuling, kam zu mir und fragte: „Zum ersten Mal Step?“ Und nun bitte ich zu berücksichtigen, dass meine Antwort nicht ausschließlich von Größenwahn getrieben war, sondern durchaus auch von dem Anliegen, möglichst keine Umstände zu verursachen. Ich sagte: „Nee. Du kannst mit mir alles machen.“

Im gleichen Moment, aber leider etwas zu langsam, hob mein Großhirn den Finger und schimpfte: „Prima. Jetzt kannst du dir natürlich nicht den geringsten Fehler mehr erlauben. Und das, wo du nicht mal richtig wach bist.“ Ich war nämlich von einem Beginn der Stepstunde 30 Minuten später ausgegangen, hatte meinen Irrtum gerade noch rechtzeitig erkannt und war morgens überstürzt ins Fitnessstudio aufgebrochen.

Ich kam ganz schön ins Schwitzen, und keineswegs nur wegen der Bewegung. Die Stunde war extrem choreographiebetont, meine Mitturnerinnen (Alter zwischen ca. 30 und deutlich über 60) kannten offensichtlich zahlreiche Teilstücke bereits aus früheren Stunden, und obwohl der Vorturner die Schrittfolgen wirklich sauber aufbaute, stolperte ich zunächst unelegant um mein Sportgerät – immer bemüht, wenigstens am Schluss des Blocks auf der richtigen Seite des Steps und auf dem richtigen Fuß zu landen. Erfahrene Aerobicerinnen unter meinen Leserinnen ahnen: Ich hatte einen Heidenspaß. Der Vorturner ignorierte meine Probleme und ließ mich in meinem Tempo lernen – was ich als Respektsbezeugung auffasste. Zudem hatte ich viel Vergnügen daran, wie er mit seiner gewohnten Mannschaft umging, gelbe Karten „fürs Augenrollen“ zeigte, in etwa sechs Sprachen und Dialekten seine Ansagen machte, zählte und uns anfeuerte (Englisch, Spanisch, Französisch, Italienisch, Kanaksprach, irgendwas Slawisches – vor der Stunde und out of character hatte er lupenreines Bayerisch gesprochen).

In der Schlussrunde hatte ich tatsächlich die ganze Choreo drauf, was Herr Vorturner dadurch honorierte, dass er zu meinem Step kam und darauf einen Teil gleichzeitig spiegelverkehrt turnte. Selbstverständlich brachte mich das völlig aus dem Konzept; ich lachte und stieg beim nächsten Block wieder ein.

Hach ist das schade, dass ich diese Stunde nur an einem freien Tag besuchen kann.

die Kaltmamsell

3 Kommentare zu „Aerobic-Abenteuer“

  1. Petra_S meint:

    Da kann man nur weitere gelungene Stunden wünschen.
    Ich hatte eine Stepaerobic Stunde, die gleichzeitig meine Letzte wurde.
    Eigentlich wollte ich für meine 10er karte (Geschenk!) eine Geräteinweisung, aber der Trainer hatte keine Lust und schubste mich in diese Stunde. (Damals war der Fit-Faktor irgendwo bei – 80 %). Immerhin Platz in der letzten Reihe, doch dann die Frage “ist jemand zum erstenmal da?” Lerne: wenn du unauffällig mitmachen willst, jetzt Klappe halten. Damals wusste ich das noch nicht. Also landete ich in der ersten Reihe und alles war so peinlich. In der Mitte der Stunde als mein Kopf roter als das T-Shirt war, wurde ich gegen meine Widerstand aufgefordert hinauszugehen, um etwas z trinken. Die Trainerin hatte wohl Angst vor einer Reanimation.
    Mittlerweile habe ich einen andere sportliche Betätigung gefunden und sehe danach in der Sportgaststätte mit Bewunderung den anderen zu.

  2. die Kaltmamsell meint:

    Oh je, Petra_S, da haben Sie ausgerechnet in Ihrer ersten Aerobicstunde eine waschechte Idiotin als Trainerin erwischt. Zwar wundere ich mich auch über Anfängerinnen, die sich in der hintersten Ecke der Turnraumes verstecken, wo sie ganz sicher sehr wenig von den Erklärungen der Vorturnerin mitbekommen. Aber keine Trainerin, die bei Verstand ist, demütigt eine Anfängerin durch Nach-vorne-Holen. Jede fragt allerdings am Anfang der Stunde nach Neulingen, um besonders auf sie zu achten (zum Beispiel auf einen gefährlich roten Kopf). Wie schade, dass Sie nicht herausfinden konnten, ob Ihnen Stepaerobics Spaß macht.

  3. Tobias meint:

    Aber der junge Mann wird doch dafür bezahlt, dass sie ihm Umstände machen, wenns alle können muss ja keiner hin.
    Aber ich nix aerobic, vielleicht hab ich einfach keine Ahnung.

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