Schwimmen durch München: Olympiabad

Samstag, 7. März 2009 um 18:12

Samstag vor einer Woche wurden während meines Schwimmspaziergangs im Nordbad alle Sprungbretter abwechselnd freigegeben, was die zahlreichen Besucher im Kinderalter in höchstem Maß begeisterte. Sie sprangen nach vorne von den Brettern, nach links und nach rechts – folglich waren pro freigegebenem Sprungbrett drei Bahnen nicht beschwimmbar. Denn meine Annahme, die beaufsichtigenden Erwachsenen würden die Kindelein dazu anhalten, vor dem Springen auf die Menschen unter ihnen im Wasser zu achten, wurde zerstört, als ein etwa sechsjähriges Mädchen meinen zum Kraulzug nach vorne gestreckten Arm mit in die Tiefe riss. Und so war ich sehr damit beschäftigt, rechtzeitig mitzubekommen, von welchem Brett gerade gesprungen werden durfte, um es weiträumig zu umschwimmen. Das brauche ich kein weiteres Mal (auch die Süddeutsche Zeitung weist darauf hin, dass das Nordbad das vermutlich am wenigsten schwimmerfreundliche Bad Münchens ist), also nahm ich heute den weiten Weg hinaus ins Olympiabad.

Von der U-Bahn-Haltestelle „Olympiazentrum“ sind es zehn Minuten Fußmarsch zum Halleneingang – bei Sauwetter wie dem heutigen recht unangenehm.

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Doch ich muss zugeben: Er ist es wert. Das Becken misst 50 Meter, drei Bahnen sind für „Sportschwimmer“ abgeteilt (zu denen mich zu gesellen mir dann doch vermessen vorgekommen wäre), der Wasserspiegel schwappt wellenmindernd über den Rand. Und – halleluja – die Sprungbretter stehen an einem Extrabecken.

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Zudem: Überall hat es Architektur! Schwimmhalle, Eingangsbereich, Umkleidebereich sind zueinander offen, und sei es durch freigestellte Treppenstufen.1 Auf den ersten Blick wirken die Umkleiden winzig.

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Doch nach Schließen der Tür ist innen nicht weniger Platz als in den gewohnten rechteckigen Kabinen. Und die Duschen sind im Halbrund um die Klos angelegt. Ein genauer Blick durch die Gesamtanlage lohnt sich.

Wissen sollte man vorher, dass im Olympiabad das sonst in München gewohnte System der Schließfächer nicht funktioniert: Nicht die Eintrittskarte schiebt man zum Erhalt des Schlüssels in die Türe, sondern eine Euromünze. Zudem ist die Benutzung der Föns hier nicht kostenlos: Sie funktionieren gegen den Einwurf von 10-Cent-Münzen. Für meinen angehenden Bob aus sehr dichtem Haar braucht es davon mindestens zwei.

Schaut so aus, als käme ich künftig öfter hierher. Allerdings war ich heute zu einer besonderen Art Intervalltraining gezwungen: Es tauchte eine Gruppe von etwa sechs jungen Männern im Becken auf, die ganz offensichtlich richtig schwimmen wollten, in verschiedenen Schwimmarten, mit verschiedenem Tempo. Aber alle zugleich. Nach zwei bis vier Bahnen trafen sie sich wieder am Beckenrand, plauderten und scherzten miteinander, ruhten sich ein wenig aus. Bis sie wieder loszogen, alle auf einmal. Das bedeutete für mich: Die eine oder andere Bahn selbstvergessenes Schwimmen mit wenig Verkehr, dann wieder ein paar Bahnen Hindernisschwimmen in extremem Zickzackkurs. Dann wieder Ruhe für zwei, drei Bahnen, gefolgt von Ausweichrouten über die halbe Beckenbreite hinweg.

Nachtrag: Seit Herbst 2009 ist die Nutzung der Föns kostenlos.

  1. Wie heißt das wohl auf Architektisch? Und: Ist Ihnen schon mal der ganz besondere Klang beim Betreten von breiten, freien Betonstufen aufgefallen? []
die Kaltmamsell

8 Kommentare zu „Schwimmen durch München: Olympiabad“

  1. dyfa meint:

    Ja, die verschiedenen Ausprägungen der Ausruhschwimmer kenne ich auch. Besonders diese: Schwimmen zwei Bahnen, um sich dann dekorativ (oder was sie dafür halten) am Beckenrand zu drappieren, posen und quatschen und zwar so, dass es für Schwimmwillige nicht möglich ist, eine halbwegs normale Wende zu schwimmen. :-/ Aber noch mehr hasse ich die Aquajogger.

  2. Sabine meint:

    Es geht halt nix über einen anständigen Grant.

  3. die Kaltmamsell meint:

    Ach ja, Sabine, die Lokalspitze der Wochenend-SZ paraphrasiert ihn höchst treffend, diesen Grant: “Das Leben (…) ist eine Zumutung. Und ihr da draußen seid schuld.”

  4. kittykoma meint:

    hallenschwimmen ist wohl die aggressionsgenerierendste einsame sportart überhaupt. da lob ich mir see, fluß oder meer. ich versuche es immer wieder mit schwimmhallen und gebe immer wieder entnervt auf. ich habe einfach keine lust, hinter schwätzenden altfrauenriegen mit absurden badekappen hinterherzukabbeln, weil man kommt ja nicht dran vorbei. und nach einem gekonnten leberhaken eines kraulenden sportfexes reicht es mir dann meistens.

  5. Sabine meint:

    Mein persönlicher Grantbedarf ist durch das zur-Arbeit-Radeln schon so gut wie gedeckt. Alles Deppen!

    Schwimmbäder sind mir als Seegewächs ohnehin ein Graus, da grantel ich schon in den Umkleiden vor mich hin. Das einzig erträgliche Schwimmbad ist das Maria-Einsiedel-Bad, weil es da kein Chlor im Wasser hat. Grusel. Mich juckt es schon, wenn ich nur an ein Hallenbad denke.

  6. mediokra meint:

    Danke für den Hinweis. Ich hatte gerade erwogen, meine ausgeleierte Figur durch etwas Schwimmen wieder in Form zu bringen. Irgendwie hatte ich das Nordbad ins Auge gefasst dafür (nah bei der Arbeitsstelle fürs Feierabendschimmen) , werde aber dann vielleicht doch besser aufs Oly umschwenken.

  7. croco meint:

    Menno, Leute, schwimmt schnell und voller Andacht.
    In diesem Becken hat Mark Spitz sieben Goldmedaillen geholt

  8. Steffi meint:

    Ich ärgere mich auch oft mal über die springenden Jugendlichen und spritzenden Kinder im Nordbad, musste für mich aber feststellen, dass ich ins Oly-Bad einfach wegen der “Anreise” dann noch seltener gehe.
    Das Nordbad liegt für mich einfach zu günstig. Was die Fitness betrifft habe ich mich jetzt auch zusätzlich im Nordbad verpflichtet. Mein Mann und ich haben uns gestern 1 Jahr Nordbad-Fitness-Studio aufs Auge gedrückt. ;-) Und da im Preis des Fitness-Studios auch der Hallenbad-Eintritt inklusive ist werde ich wohl auch schwimmend erst mal im Nordbad bleiben.

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