Sonst hat mein Alltag sehr wenig mit den Themen in Hochglanz-Frauenzeitschriften zu tun. Mein gestriger Tag allerdings hätte dort prima hineingepasst.
Den Vormittag verbrachte ich mit Kuchenbacken. Nach einer Mahlzeit aus Orangen, Bananen und Hüttenkäse (ich habe derzeit einen ungeheuren Obst-Gieper) ging ich zur Kosmetikerin. Gesichtsbehandlungen kenne ich, diesmal aber gönnte ich mir zum ersten Mal im Leben auch Fußpflege. Einfach so. Weil ich Urlaub habe. Zunächst bekam ich ein mit Salzen versehenes und elektrisch gewurbeltes Fußbad. Dann beseitigte die Kosmetikerin Hornhaut mit elektrischen Bohrern und Feilen, bevor sie Nägel schnitt und Nagelhaut entfernte. Abschließend wurden meine Füße eingecremt. Sie fühlten sich so toll an und sahen so schön aus, dass ich sie eigentlich nie wieder in Schuhe stecken wollte.
Auch die ausgiebige Gesichtspflege genoss ich sehr. Diesmal hatte ich mir ganz fest vorgenommen mitzuzählen, wie viele verschiedenen Cremes, Milche, Masken und Tonics verwendet wurden, kam aber nach dem sechsten Durchgang durcheinander. Reinigungsmilch, Gesichtswasser, Peeling, Tonic, Gel, Dampf mit ätherischen Ölen, Serum, Massageöl, Gesichtswasser, Maske, Tonic, Creme – oder so ähnlich. Neu und besonders angenehm war mir, dass während des Einwirkens einer Maske Unterarme und Hände mit Creme massiert wurden.
Streichfähig entspannt nahm ich das nächste Projekt in Angriff: Jeanskauf. Um mit Hose UND intaktem Selbstwertgefühl heim zu kommen, steuerte ich den Konen an. Und kann hiermit berichten: Das Konen-Erlebnis funktioniert auch bei Jeans. Ich schilderte einer Verkäuferin inmitten von Jeansstapeln, so weit das Auge reichte, welche ich mir vorstellte: Bootcut (das heißt so und meint bequeme, gerade Hosenbeine), etwas tiefere Taille, dunkelblau, ohne Glitzer. Eins, zwei, drei hatte die Dame mir aus verschiedenen Stapeln einige Exemplare gezupft und führte mich damit in die Umkleidekabine. An dieser Stelle wird es immer kritisch: Was einem der Spiegel hier drin zeigt, kann jahrelange Psychotherapien zunichte machen. Aber, was soll ich sagen: Der Spiegel war sehr freundlich, keine der Jeans sah an mir entsetzlich aus, eine sogar richtig gut, und das zeitgenössische vanity sizing gaukelte mir vor, dass ich noch die selbe Jeansgröße trage wie vor 18 Jahren.
Eigentlich hätte das Frauenzeitschriftsfrauenstereotyp jetzt verlangt, dass ich in „Shopping“ ausbreche, bis ich mit fünf bis zehn Markentüten behängt seufzend in einem Straßencafé lande – aber das kann ich wirklich nicht. Außerdem hatte ich noch etwas vor: Zwei Stunden lustiges Steigen und Springen zu billiger Musik, genannt Stepaerobics. Welches ja doch wieder frauenzeitschriftkompatibel war.