Archiv für Mai 2009

Bloggen jetzt auch im Kino

Dienstag, 12. Mai 2009

Ha! Sie haben einen Film daraus gemacht! Und Meryl Streep spielt Julia Child!

Da gibt es nämlich ein Buch, das ich bislang vergessen habe, innig zu empfehlen:
Julie and Julia: 365 Days, 524 Recipes, 1 Tiny Apartment Kitchen von Julie Powell.

Eine nicht mehr ganz junge New Yorkerin in einem unbefriedigenden Job beschließt, den amerikanischen Klassiker der französischen Küche, Julia Childs Mastering the Art of French Cooking, Volume I, innerhalb eines Jahres nachzukochen. Und zwar alles daraus – egal wie kompiziert die Zubereitung, egal wie abgefahren die Zutaten. Sie blogt über dieses Projekt und wird damit berühmt. Das Buch wiederum erzählt die gesamte Geschichte rückblickend, zitiert zwar hin und wieder Blogeinträge und Kommentare, geht aber weit darüber hinaus. Eingeflochten sind, wenn ich mich recht erinnere, auch Geschichten über die Kochbuchautorin und ihr eher unkonventionelles Leben. Es ist ganz wundervoll geschrieben – lassen Sie sich nicht von Vergleichen mit Bridget Jones in die Irre führen.

Und jetzt, so erfahre ich, gibt es bald einen Film davon. Hier ein Trailer:

Wie halte ich das nur bis mindestens August aus?

via SUPERdelicious

Sportsfreunde

Montag, 11. Mai 2009

So groß ist München anscheinend nicht mit seinen eineinhalb Millionen Einwohnern, dass man sich irgendwann nicht doch über den Weg läuft. Bis vor Kurzem hätte ich das zwar bestritten und auf die mir so angenehme Anonymität der Großstadt verwiesen, doch mein Bewegungsdrang hat nicht zu übersehende Folgen.

Auch wenn ich keine festen Zeiten für mein Heben in der Muckibude habe, erkenne ich nach vier Jahren aktiver Mitgliedschaft das eine oder andere Gesicht wieder. Ist das Erkennen gegenseitig, lächelt man sich durchaus mal grüßend zu. Dass ich vor ein paar Wochen einer sympathischen Mitheberin am anderen Ende der Stadt in der U-Bahn begegnete, fand ich wirklich amüsant, und so winkten wir einander lachend zu. Am Samstag stellte sich heraus, dass mich mit der Dame nicht nur die Bewegung in der Muckibude verbindet: Als ich vor meiner Schwimmrunde die Tür zur Dusche öffnete, kam sie mir mit Handtuch unterm Arm entgegen. Da unterhielten wir uns gleich ein bisschen.

Gestern dann beim Isarlauf kam ich vor wie auf dem Dorf: Erst bekam ich den Controlling-Chef der Firma in kurzen Hosen und mit dunkelrotem Kopf rennend zu sehen, dann überholte mich die Oberbuchhalterin, grüßte und zupfte sich gleich die Ohrstöpsel raus, um einen Schwatz zu halten. Und zuletzt wich ich der steinalten Steckerlgeherin aus, die ich den ganzen Winter über mit ihrem Hund beim Trimmdich an der Isar gesehen hatte – auch mit ihr tauschte ich einen lachenden Gruß aus.

Noch finde ich diese Begegnungen ja lustig.

Gespräche mit meinem Körper

Samstag, 9. Mai 2009

Jetzt hör mal zu, Körper, wir müssen reden. Kann es sein, dass ich dich mit der Veröffentlichung unserer Kommunikationsprobleme ernsthaft beleidigt habe? Und du jetzt gar nicht mehr mit mir sprichst?

Vielleicht sollten wir uns mal grundsätzlich unterhalten. Sind wir uns denn einig, dass wir im Grunde schon verdammt lange Probleme haben? Vermutlich gingen die nicht erst los, als du üppig weibliche Formen entwickeltest, vor etwa 28 Jahren, und unsere schlanke, knabenhafte Mutter uns indirekt klar machte, dass diese Art der Weiblichkeit schlecht und verwerflich ist. Sondern schon, als ich als Kind mit dem Umstand fertig werden musste, dass du ganz offensichtlich zu dick, zu derb, zu wenig mädchenhaft warst. Kannst du nicht verstehen, dass ich entsprechend früh lernte, dich zu verdrängen und zu ignorieren? Das war ja auch praktisch, denn in der Folge sank meine Schmerzempfindlichkeit, zudem erlaubte mir meine robuste Gesundheit, dass ich mich selten mit dir befassen musste. Wahrscheinlich entschiedest du irgendwann, einfach dein Ding zu machen und mich ebenfalls zu ignorieren, dir gar nicht erst die Mühe zu geben, dich verständlich zu machen.

Es tut mir wirklich leid, aber ich kann heutzutage tatsächlich nicht einschätzen, ob dein Halsweh von einem ernsthaften Infekt zeugt und ich Termine absagen sollte, oder ob lediglich die Mandeln ein bisschen rumzicken. Und wenn ich mich in der Eile irgendwo anhaue, bin ich oft wirklich zu beschäftigt, als dass ich den Schmerz in mein Bewusstsein vordringen ließe und minutenlang „Au! Au!“ riefe. Der blaue Striemen am rechten Schienbein ist höchstwahrscheinlich einer Kollision mit einem Umzugskarton geschuldet – ich glaube mich sogar daran erinnern zu können.

Sind wir uns denn auch einig, dass das auf Dauer nicht so weitergehen kann? Weißt du, bloß weil ich das Altern deines eh schon nicht gerade vorzeigbaren Bindegewebes eklig finde, ignoriere ich keineswegs, dass Altern auch wichtigere körperliche Veränderungen mit sich bringt. Ich will wirklich, wirklich mitbekommen, wenn ich auf irgendeine Folge des Alterns Rücksicht nehmen sollte. Dazu müsstest du mir aber ein bisschen entgegen kommen, ja? Vielleicht ist es ja für uns beide noch nicht zu spät.

Vor allem aber, und so komme ich drauf: Erzähl mir BITTE, wie du dir diesen blauen Fleck in Hühnereigröße rechts überm rechten Knie eingefangen hast, der ordentlich weh tut und sogar geschwollen ist!

Auf besonderen Wunsch: Zur Seite 5 des heutigen SZ-Magazins

Freitag, 8. Mai 2009

Diese „Zehn Gründe, warum Blogs in Deutschland nicht funktionieren“ im heutigen SZ-Magazin haben lediglich die falsche Überschrift. Sie müsste lauten: “Zehn Gründe, warum Blogs in Deutschland nichts mit Journalismus zu tun haben”. Blogs funktionieren in Deutschland nämlich sehr gut – nur ganz anders als in Amerika. Bei dieser Gelegenheit verweise ich mal wieder auf die Gespräche, die ich mit den internationalen Jury-Mitglieder des Best-of-the-Blogs-Award der Deutschen Welle führte. Denen konnte ich sehr leicht begreiflich machen, dass Blogs in Deutschland eher in ihrer literarischen Funktion Gewicht haben und in der exponentiellen Vermehrung der öffentlichen Stimmen: All die individuellen, subjektiven Aussagen führen zu einem deutlich differenzierterem Blick. Wer von deutschen Blogs dasselbe erwartet wie von US-amerikanischen, muss zwangsläufig enttäuscht werden.

Mein Blog, finde ich, funktioniert – in der oben geschilderten Art. Und erfüllt dennoch gleichzeitig die vom Artikel des SZ-Magazins aufgestellten Kriterien:

1. Hier im Web bin ich ein Niemand: Durch mein Pseudonym habe ich keinen Status oder Platz in einer außer-weblichen Hierarchie.

2. Dadurch bin ich gleichzeitig jemand ohne zertifizierte Meinungsberechtigung – es zählen nur Stichhaltigkeit, Originalität, Klugheit.

3. Tatsächlich ist niemandem in Politik und Wirtschaft wichtig, was ich hier schreibe – noch ein Glück! Denn Irrelevanz bedeutet in Kunst und Literatur Freiheit. (Mag jemand darüber streiten? Ich stehe ganz auf der Seite von Zadie Smith.)

4. In meinem Bloggen denke ich weder an Karriere oder meinen Beruf – auch wenn ich durch meine berufliche Tätigkeit viele Einblicke und Kenntnisse erwerbe, die mein Bloggen bereichern.

5. Ein guter Blogger muss auch irren? Hossa, ich glaube, darin bin ich ziemlich gut.

Weil ich nämlich, 6., Schnellschüsse liebe. Hey, das hier ist Internet: Morgen kann ich den Schuss schon wieder revidieren.

7. Ansehen ist mir zwar so wichtig wie jedem anderen auch; doch ich habe die Begabung, mir Reaktionen so hinzudefinieren, dass sie mir zum Ansehen gereichen. Ganz einfach.

8. Tut mir leid, für die Blogferne von wissenschaftlichem Personal fühle ich mich nicht verantwortlich. Ich interessiere mich lieber für das blognahe wissenschaftliche Personal auf Scienceblogs.

9. Dass ich fürs Bloggen kein Geld bekomme, fühlt sich ebenfalls nach Freiheit an. (Dieser Punkt hat mich allerdings überrascht: Ich hatte immer gedacht, dass das Problem journalistischen Bloggens in Deutschland der schlechte Ruf von Bloggen gegen Geld ist. Nicht umgekehrt.)

10. Aber hallo kennt der deutsche Blogger Ferien: Darüber bloggt er nämlich besonders gern.

Nachtrag 18 Uhr: Stefan Niggemeier hat herausgefunden, dass die Überschrift tatsächlich falsch ist: Im Englischen Original hatte der Autor getitelt “10 reasons for the lack of German econobloggers”. Und plötzlich ergibt die Liste Sinn.

Kurz vorm Jodeln

Freitag, 8. Mai 2009

Heute habe ich mir die Zeit genommen, mit dem Fahrrad in die Arbeit zu fahren, die seit Montag an einer anderen Ecke Münchens liegt (Umzug, nicht Wechsel); dauert halt doppelt so lange wie die Reise mit der U-Bahn. Aber das war es sowas von wert: Was lebe ich in einer glorios schönen Stadt! Mir war, als führe ich durch einen Touristikprospekt: Ein sonniger Maienmorgen mit gerade noch blühenden Kastanien, durchs Morgenlicht vergoldete Prachtstraßen, die Kirchtürme vor strahlend blauem Himmel, schöne, frische Menschen auf dem Weg in die Arbeit, die Parks voller Blüten, in den Straßencafés Zeitungsleser vor ihrem Frühstück. Ich war kurz vorm Jodeln vor lauter Begeisterung. Übrigens habe ich entdeckt, welcher der ideale Radelrock ist: gut über Knie lang, in leicht ausgestellten Bahnen geschnitten. Dadurch ist er schmal genug, nicht in die Speichen zu geraten, und lässt gleichzeitig ausreichend Bewegungsfreiheit. Der hier zum Beispiel.

Beim Anschalten meines Computers im vierten Stock konnte ich dann sogar eine ganze Kette der Alpen sehen. Hach!

Der Heimweg wird mir wohl kein solches Erlebnis bereiten: Von Westen schiebt sich eine dunkelgraue Wolkenwand in den Blick, es ist Regen angekündigt.

Mein No-Knead-Bread

Donnerstag, 7. Mai 2009

Katha hat jetzt ihre Erfahrung mit dem Wunderbrot online gestellt, sollen meine nicht nachstehen.

In meiner Version ist einmaliges Kneten erlaubt, und es darf ein Gramm mehr Trockenhefe sein. Verbrannt habe ich mich allerdings auch: Ich schaffe es regelmäßig, die Asbest-Topfhandschuhe verkehrt herum überzuziehen und einen heißen Topf mit der dünnen Stoffseite anzugreifen.

Hier mein Rezept.

Petition gegen Sperrung von Internetseiten

Mittwoch, 6. Mai 2009

Franziska Heine hat eine öffentliche Petition1 initiiert, “Internet – Keine Indizierung und Sperrung von Internetseiten”.

Text der Petition
Wir fordern, daß der Deutsche Bundestag die Änderung des Telemediengesetzes nach dem Gesetzentwurf des Bundeskabinetts vom 22.4.09 ablehnt. Wir halten das geplante Vorgehen, Internetseiten vom BKA indizieren & von den Providern sperren zu lassen, für undurchsichtig & unkontrollierbar, da die “Sperrlisten” weder einsehbar sind noch genau festgelegt ist, nach welchen Kriterien Webseiten auf die Liste gesetzt werden. Wir sehen darin eine Gefährdung des Grundrechtes auf Informationsfreiheit.

Begründung
Das vornehmliche Ziel – Kinder zu schützen und sowohl ihren Mißbrauch, als auch die Verbreitung von Kinderpornografie, zu verhindern stellen wir dabei absolut nicht in Frage – im Gegenteil, es ist in unser aller Interesse. Dass die im Vorhaben vorgesehenen Maßnahmen dafür denkbar ungeeignet sind, wurde an vielen Stellen offengelegt und von Experten aus den unterschiedlichsten Bereichen mehrfach bestätigt. Eine Sperrung von Internetseiten hat so gut wie keinen nachweisbaren Einfluß auf die körperliche und seelische Unversehrtheit mißbrauchter Kinder.

Hier ist eine Unterzeichnung der Petition möglich.

  1. Hier eine Erklärung []