Der Vorhang
Dienstag, 5. Mai 2009Ich bin mir sicher, es interessiert Sie zu erfahren, dass die Münchner Kammerspiele dann doch und tatsächlich einen Bühnenvorhang haben. Mir widerfuhr das seltene Glück ihn zu sehen: Er ist aus schilfgrünem Samt und im unteren Drittel mit wenigen Jugendstilranken bestickt, passt wundervoll zur Gesamtdekoration der Kammerspiele.
In seiner ganzen, durchgängigen Pracht konnte ich den Vorhang allerdings nicht genießen: Ein großes Stück des Bühnenbildes von Ping Pong d’Amour ragte rechts daraus hervor, eine Showtreppe nämlich.
Pausen gibt es weiterhin keine, die Gesamtdauer des Stückes von 75 Minuten machte auch keine nötig. Das Stück selbst – zeitgenössisch, von Autor René Pollesch selbst auf die Bühne gebracht, erst im Februar dieses Jahres uraufgeführt – war… lustig. Das Publikum schmiss sich weg vor Lachen, bestand aber möglicherweise zu einem Großteil aus Theatervolk, wahrscheinlich die Hauptzielgruppe dieser Theaterfarce auf der Metametaebene. Kurzweilig war sie allemal, die absurde Collage von Textversatzstücken aus der Theater- und Filmwelt vor und hinter der Bühne, aus Interpretationen, Rezensionen. Die Schauspieler (Bernd Moss, Martin Wuttke, Katja Bürkle) tummelten sich in Kulissen, die mich sehr ans Boulevardtheater erinnerten – wo sonst braucht man sonst heute auf der Bühne Türen zum Schlagen, einen Balkon zu Hinunterrufen, auftauchende und verschwindende Betten und Badewannen? Die drei bewegten sich über die gesamte Fläche, der Souffleur Viktor Herrlich (kannte ich ja schon aus Kaspar Häuser Meer) oft sichtbar hinterher.
Ein Spaß war er, der Abend – es bereitet mir weiterhin allein schon Vergnügen, den Schauspielern bei der Arbeit zuzusehen.