Journal 5. Juni 2009
Samstag, 6. Juni 2009 um 8:18Ein Blogtipp: Na, wie war’s in der Schule? Frau Freitag lässt ins Lehrerinnenleben blicken, auf sehr nachvollziehbare Weise. Fange Sie am besten bei dieser Eskalationsgeschichte an: Mir ist ja schon lange ein Rätsel, warum bislang immer Schüler oder Studenten Massaker anrichten und nie Lehrer oder Dozentinnen tätlich ausflippen. Besonders gefällt mir, dass sich die Dame keineswegs beschwert; sie stellt lediglich ihre Realität der Darstellung in Büchern und Medien gegenüber. In einem Kommentar beschreibt sie ein Lebensgefühl, das ich nur zu gut aus dem Arbeitsleben kenne – ohne dass es ein Indiz für mangelnde Ernsthaftigkeit ist:
Das mit dem theaterstückvergleich stimmt. Ich finde immer noch, dass ich die Lehrerin spiele und die schüler spielen die schüler und sogar die eltern spielen die eltern. Oft könnt ich mich immer noch bepfeifen bei dem gedanken, dass ich lehrerin bin.
Wunderbar auch die Beschreibung eines Montags:
8.07 Uhr die Tür geht auf und drei gackernde Teenagermädchen fallen gemeinsam durch die Tür. Kein “Sorry I’m late.” Oder wenigstens ein dahingemurmeltes “tschudjung”. Bis 8.20 Uhr öffnet sich in rhymischen Abständen die Tür und nach und nach tauchen fast alle Teilnehmer meiner Stunde auf – der letzte um 8.40Uhr. Ich habe mit der Zeit gelernt (einer muss ja was lernen – warum nicht ich), meinen Unterricht in sich wiederholenden Zeitschleifen abzuhalten. Wie beim Tanzen – zwei vor und einen zurück.
Sieht ganz so aus, als bekäme Han’s Klaffl Konkurrenz, der genau dieses schulische Montagsszenario zur Kontrabass-Version von “Take a walk on the wild side” beschreibt.
§
Wie sehr ich es bedaure, dass die Deutsche Welle (per Auftrag) fast ausschließlich nach Nicht-Deutschland wirkt. Heute ging deren Deutsche Welle Global Media Forum zu Ende, Thema: Konfliktvermeidung im Multimedia-Zeitalter. Wobei mit „Konflikt“ der politische Konflikt gemeint ist. Das Programm bestand von vorne bis hinten aus hochinteressanten Themen, zum Beispiel:
– Keynote speech von Soon-Hong Choi, Assistant Secretary-General, Chief Information Technology Officer, United Nations
– Security leaks in cross-border data flows – Voices of Africa – The mobile phone as a conflict prevention tool
– From joysticks to body count: ethical aspects of modern warfare
– (New) media and diaspora intervention in conflict resolution: the case of Somalia
– Information technology: provoking or preventing conflict?
– Media behavior in conflict zones: a global overview
– Suppressed websites will censors lose the race?
– RIAS workshop on German-American coverage of terrorism issues – a transatlantic media comparison
– Civil Society 2.0 – How digital media are changing politics in Turkey
Die Referenten und Referentinnen kamen aus aller Welt – wenn jemand ein hochklassiges weltweites Netz an Medienkontakten hat, dann ja wohl die Deutsche Welle.
Und dennoch ist hierzulande kaum jemandem bewusst, dass keines der etablierten Medien in Deutschland so früh und so korrekt die Macht und die Zukunft der neuen Medien eingeschätzt hat wie die Deutsche Welle. Nun, vielleicht kommt die große Berichterstattung in den Feuilletons der Nation in den Wochenendausgaben.
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Musste kräftig Deppengebühr zahlen: Zum Seminar ab Sonntag hatte ich mir eine günstige Zugfahrkarte nach Konstanz besorgt. Nur dass mir heute durch die Bemerkung einer Kollegin klar wurde, dass es in Koblenz stattfindet. Noch ein Glück stellte ich das vorher fest. Noch ein Glück zudem, dass der Mitbewohner gerade frei hat und für mich zum Bahnhof gehen konnte, um Umtauschmöglichkeiten zu erfragen. Doch, wie die Tante Jolesch schon feststellte: „Gott soll einen hüten vor allem, was noch ein Glück ist.“ Die Sparfahrkarte konnte natürlich nicht eingetauscht werden, ich brauchte eine neue zum regulären Preis. 80 Euro Verlust – und kaum ein Lerneffekt. Zwar werde ich Konstanz und Koblenz nie wieder verwechseln, nur können mir jederzeit andere Zielortirrtümer unterlaufen.
§
Medizinische Muckibude erstaunlich rege besucht für einen Freitagabend.
Nahrung: Café con leche, Sahnequark, Antipasti, Gemüsestrudel mit Rohkostsalat, Automatenkakao mit Espresso, Banane, Käse (Délice) mit Riesling Bodenschatz St. Antony 2007, Breite Bohnen mit Kartoffeln, Strawberry-Cheesecake-Eis, Schokolade, Kekse
Wetter: Von morgens kalt und sonnig bis abends mild und bewölkt
5 Kommentare zu „Journal 5. Juni 2009“
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6. Juni 2009 um 12:25
Ach, diese Süddeutschen ;-))
Hätte ich früher gewusst, dass Sie hierher kommen, tjaaaa dann.
Dann hätten wir ein bisschen Essen gehen können, oder Kuchen verdrücken.
Habe Mohnstollen fertig.
Schade aber auch.
6. Juni 2009 um 21:57
vielen dank für diese tolle kritik! hat mich echt gefreut, und wie genau du das alles analysierst hast… ich bin ja in dieser blog-welt ganz neu – morgen gerade mal die 14 tage voll. umso besser, gleich so gutes feedback zu bekommen.
viel grüße
frau freitag
6. Juni 2009 um 22:12
Die breiten Bohnen mit dem vielen Knoblauch am Freitag? Sehr löblich! Stimmen Sie Ihren Knoblauch-Einsatz in der Küche auch (meist) mit den Arbeitstagen ab?
6. Juni 2009 um 22:39
Bitte so weitermachen, Frau Freitag!
Ja, Nathalie, den geliebten Knoblauch gibt es nur an Freitagen und Samstagen sowie im Urlaub – in unseren Breiten möchte ich den Geruch keinem Arbeitskontakt zumuten, das wäre unhöflich.
9. Juni 2009 um 15:48
Gehen Sie mit der nicht entwerteten Fahrkarte zum Schalter, sagen Sie, Sie hätten den Zug verpasst und deshalb das Auto nehmen müssen und Sie bekommen (abzüglich einer Bearbeitungsgebühr von 10 Euro) den Betrag in bar und auf der Stelle erstattet. Hat bei Herrn A. und mir neulich geklappt (Basel und Berlin kann man auch mal verwechseln, nicht wahr).