Das müssen mehr als 24 Stunden gewesen sein

Sonntag, 12. Juli 2009 um 10:08

Der gestrige Samstag war in seinem Inhaltsreichtum, wenn auch banalen Inhaltsreichtum, so erstaunlich, dass ich doch noch einmal tagebüchlich werde.

Morgens griff ich mir den Einkaufskorb, um den am Vortag beim Hermannsdorfer bestellten Ochsenschwanz abzuholen (ein regional beziehender Biometzger, der jederzeit alles anbietet, wäre mir verdächtig). In Jeans, Ringelshirt und roten Sandalen fühlte ich mich dabei hübsch und dynamisch wie aus einer Du-darfst-Werbung. Auf dem Rückweg kaufte ich noch Obst und Gemüse beim Eck-Araber, entdeckte bei dieser Gelegenheit im Kühlregal ein Glas Quarkkugeln mit Minze in Öl vom libanesischen Hersteller Chtoura Garden (hm, auch das Tahini und die gemischten Nüsse, die ich dort kaufe, kommen aus dem Libanon – vielleicht ist der Araber gar kein Araber, sondern ein Libanese? Grüßt man im Libanon auch mit „Salaam“?), die ich zum Probieren mitnahm. Beim Kassieren gab mir der immer freundliche Ladenbesitzer noch den Rat, den ebenfalls eingesteckten Feta unbedingt mit Wassermelone zu kombinieren.

Mit Schwimmzeug auf dem Rücken und zum ersten Mal meinem Flyboy-Helm auf dem Kopf radelte ich zum Olympiabad – der bunte Himmel enthielt neben blauen Flecken zwar auch einige bedrohlich dunkle Wolken, aber ich hatte solche Sehnsucht nach Fahrradfahren. Ungestört brustschwamm und kraulte ich meine drei Kilometer, radelte anschließend trocken und ohne eine einzige lebensbedrohliche Situation heim.

Zu Käse, Gemüse und Obst las ich mich in Ian McEwans On Chesil Beach hinein. Als mir trotz großem Interesse an der Handlung die Lider schwer wurden, legte ich mich zu einem Stündchen Siesta hin. Noch vor wenigen Jahren gehörte ein Schläfchen zu meinem Standardwochenende, doch inzwischen hat sich dieses Bedürfnis verloren. Während sich der Mitbewohner für eine aushäusige Abendveranstaltung fertigmachte, las ich McEwans Roman (doch eher Novelle, würde ich sagen) zu Ende.

Mit der traurigen Geschichte von On Chesil Beach im Kopf machte ich mich ans Bügeln, hörte dazu die Musik von Crouching Tiger, Hidden Dragon sowie von Chocolat. Die Sommerwäsche von drei Wochen brauchte dann doch zweieinhalb Stunden – und das, obwohl nichts besonders Kompliziertes (Rüschen, Falten), noch Ekliges (Material, das mit niedriger Bügeltemperatur nicht richtig glatt wird, bei höherer Temperatur aber sofort verschmurgelt) dabei war. Parallel wusch ich mit Wollprogramm mein weißes Bouclé-Jackett, dessen Reinigung die Reinigung verweigert hatte: Mit chemischer Behandlung würde es nicht sauber, hatte es geheißen, durch echtes Waschen könnte es einlaufen. Nun, liebe Reinigung: Im Moment sieht alles danach aus, dass das Vorbehandeln der Flecken mit Handseife und feuchtes Aufhängen auf passendem Bügel mir zu einem tadellos sauberen Jackett verholfen haben, das ich nicht mal zurechtbügeln muss.

Spätes und entspanntes Abendessen in Form von Ofengemüse – ein letztes Mal mit reichlich Knoblauch, bevor die Zwänge des Arbeitslebens mich wiederhaben – vor dem Fernseher, der mir unerwarteterweise ein hochinteressantes Karajan-Porträt lieferte (3sat, ja ich zahle gern Gebühren).

Verstehen Sie jetzt, dass ich mich abschließend nahezu so lässig fleißig wie Frau… äh… Mutti fühlte?

die Kaltmamsell

5 Kommentare zu „Das müssen mehr als 24 Stunden gewesen sein“

  1. rip meint:

    Ich versteh’s. :-)

  2. Steffi meint:

    Die Kombination Feta & Wassermelone ist wirklich super lecker! Manchmal gebe ich auch noch ein wenig gutes Olivenöl darüber. Absolut empfehlenswert!

  3. Connie meint:

    Salaam Khanum Mezes (würde man Sie im Libanon grüßen),

    der Libanon ist zum größten Teil arabisch bevölkert, ein kleiner Teil armenische Christen und Kurden sowie Palästinenser…

    Sprache = Ethnie = Staat?

    Das wäre doch zu einfach

    In diesem Sinne auch Salaam,

    Connie

  4. die Kaltmamsell meint:

    Vielen Dank für die Info, Connie, ich bleibe also der Einfachheit halber bei “Araber” – der möglicherweise libanesischen Hintergrund hat.

  5. Thea meint:

    Ja, chère Mamsell, den Karajan habe ich auch gesehen, aber Bernstein war eher mein Typ, und dazu – ich weiß, spät – genossen habe ich die Kirschen in Balsamico und Rotwein nach Lamiacucinas Rezeptur. Bügelberge? Einfach verdecken und verstecken…

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