Wochenendjournal
Montag, 31. August 2009Ein weiterer Einblick in das Leben spießiger Langweiler.
Den Samstagssport hatte ich auf Freitagabend vorverlegt: Eine Aerobicstunde meines früheren Lieblingsvorturners. Das erwies sich als eine traurige Angelegenheit, denn die letzten sechs Jahren waren wahrscheinlich nicht nett zu ihm: Er wirkte abgewirtschaftet und lustlos, leierte unkonzentriert dieselben Choreografie-Teile aneinander, die ich schon von seinerzeit bei ihm kannte. Doch es reichte, um mich ordentlich ins Schwitzen zu bringen.
Am Samstag selbst also kein Sport, statt dessen in deutlich gesunkenen Temperaturen Fahrt zum Bauernmarkt in Fürstenfeldbruck. Warum der und kein anderer? Weil ich von diesem weiß, er sehr gut mir der S-Bahn zu erreichen ist, ich dort gute Erfahrungen gemacht habe. Die Geflügelfrau kannte mich sogar wieder und verkaufte mir einen besonders großen Gockel. Der alte Tomatenmann, der mir immer jede Tomate der verschiedenen Sorten einzeln zur Freigabe unter die Nase hält, bevor er sie in die Tüte steckt, erzählte wieder die Geschichte von seiner Schwiegermutter, die die braunblaue Tomatensorte für verdorben hielt und wegwarf. Gemüse und Zwetschgen am Nachbarstand – leider keine roten Zwiebeln: „Die war’n scho so weit, aba i kumm net dazua.“ Beim Honigmann ein kleines Glas Weißtannenhonig und eine Schale Blaubeeren gekauft.
Zurück in der Innenstadt brachte ich Vergrößerungen dieses Fotos zum Rahmen: Ein Exemplar schenke ich meiner Mutter, eines will ich bei mir aufhängen – ich kann mich an der Stimmung dieser Aufnahme nicht satt sehen.
Nachmittags nahm ich zwei weitere Punkte von meiner Liste Foodpläne in Angriff: Caponata aus dem Gemüse vom Bauernmarkt (eigentlich gut, aber durch falschem Essig vermasselt – mache ich noch mal), erster Versuch einer Pistazien-Crème-brûlée (zu viele Pistazien, zu viel Sahne – das nächste Mal alles anders).
Sonntag nach zwei Wochen wieder Isarlauf. Ich stellte fest, dass der empörenderweise verfrühte Herbst durch die Nachspielzeit des Sommerwetters die Luft anhält: Das Laub hat sich in den vergangenen Wochen nicht weiter verfärbt. Die Geburtstagslaufschuhe gaben ihre erfolgreiche Premiere, allerdings brauche ich wohl neue Einlagen: Meine Zehen waren fast durchgehend taub. Wunderbare Luft, Sonne, freundliche Gesichter, und im Flow die innere Beruhigung, wegen der mir Dauerlaufen auch weiter so viel Freude bereitet.
In dieser Ruhe setzte ich mich auf den spätsommerlichen Balkon, las die Süddeutschen Zeitungen von Freitag und Samstag, schaute den Spechten und Eichhörnchen in den von Miniermotten zerfressenen Kastanien zu. (Ich bilde mir ja ein, dass ich bei Windstille die Motten knurpseln hören kann.)
Aus den Zwetschgen vom Bauernmarkt wurde ein sensationeller Zwetschgendatschi, der selbst für mein großes Süßbedürfnis keinen Krümel Zucker brauchte. Für das Abendbrot blieb ich gleich in der Küche: Aus dem Bauerngockel bereitete ich ein köstliches Zitronenhuhn mit Thymian, diesmal mit frischem Thymian und frischen Chillis.
Während der Gockel im Ofen garte, ebnete ich den wahrscheinlich letzten Berg Sommerbügelwäsche dieses Jahres ein und hörte dabei Bebe; die Platte gefällt mir immer besser.