Feministinnen mögen keine Männer
Das hatten wir ja schon.
Feminismus schadet der Beziehung zwischen den Geschlechtern
(Ich habe Remingtons polemische Behauptung versachlicht.)
Möglicherweise handelt es sich gar nicht um einen Irrtum. Die Ruhe zwischen den Geschlechtern in früheren Jahrhunderten ist tatsächlich dahin. Vor der Frauenbewegung gab es eine klare Hierarchie: Frauen waren (gottgewollt und natürlich) weniger wert als Männer. Deswegen nahmen sie gesellschaftlich eine untergeordnete Position ein, die gesetzlich festgehalten war, durften weder über das öffentliche Leben (Wahlrecht) noch über ihr eigenes bestimmen. Es herrschten Ruhe und Ordnung zwischen den Geschlechtern, die man nach Belieben als Harmonie bezeichnen kann. Eben so, wie Ruhe in der Hierarchie zwischen Kirche und Kirchenvolk herrschte, zwischen Monarchen und Untertanen. Doch dann begannen einige Menschen, hauptsächlich Frauen, diese Hierarchie zu hinterfragen und in der Folge als ungerecht und schlecht zu bezeichnen. Seither ist Schluss mit der vorherigen Ruhe und Ordnung – und sehr wahrscheinlich ist sie nie wieder in ihrer früheren Form herzustellen. Denn seither wird die Beziehung zwischen den Geschlechtern diskutiert, hinterfragt, nicht mehr einfach hingenommen. Nur: Ich sehe darin keinen Schaden, sondern eine Bereicherung. Die vorherige Harmonie entsprach der Friedhofsruhe, die durch Diktaturen hervorgebracht wird, durch oppressive Religionen und Sklaverei.
Feministinnen sind hässlich
Matt in drei Zügen. Frauen sind seit Jahrtausenden darauf geeicht, dass ihr Wert von attraktivem Äußeren abhängt – nur deshalb ist es eine wirkungsvolle Diffamierung, ihnen dieses abzusprechen. Selbst wenn eine Frau es gerade zur Regierungschefin gebracht hat, kann man sie immer noch mit dem Verweis auf ihre angebliche Hässlichkeit klein machen.
Doch vielleicht steckt ja auch hierin ein praktischer Kern: Vielleicht verstecken sich hässliche Frauen nicht, wenn sie Feministinnen sind? Vielleicht wird es als besonders verwerfliche Unverschämtheit angesehen, wenn eine Frau sich sichtbar macht, wenn sie sich der Öffentlichkeit stellt und zu ihren Ansichten steht – und dabei nicht mal hübsch ist?
Feminismus ist überflüssig geworden
Sie sind der Meinung, dass das Geschlechterthema gelöst ist? Dass die gesellschaftlichen Bedingungen für Männer wie Frauen perfekt sind?
Schaun Sie einfach mal bei feministing vorbei. Eine zufällige Auswahl aus den Themen:
– Eine Schülerin wird für zwei Wochen vom Unterricht ausgeschlossen, weil sie in der Öffentlichkeit die Pille genommen hat.
– Putzmittelwerbung richtet sich fast ausschließlich an Frauen.
– Es gibt Babyschühchen mit High Heels.
– Im Sudan wird eine Frau mit Peitschenhieben dafür bestraft, dass sie Hosen getragen hat.
Frauen sind weiterhin wegen ihres Geschlechts Diskriminierungen unterworfen. Nein, nicht als einzige Bevölkerungsgruppe der Welt. Nein, nicht alle. Aber mehr als genug, dass sich der Kampf für ihre Rechte lohnt.
Feministinnen halten Männer und Frauen für ununterscheidbar
Das geht ein wenig ans Eingemachte, doch dieser Irrtum ist ein schöner Anlass, die verschiedenen Grundrichtungen des Feminismus zu betrachten.
Auch für den heutigen Feminismus relevant sind die Grundrichtungen
– Radikalfeminismus (Unterschiede zwischen den Geschlechtern sind hauptsächlich durch gesellschaftliche Machtstrukturen und Sozialisation der Menschen begründet – im Grundsatz sind sie gleich)
– Differenzfeminismus (zwischen Männern und Frauen gibt es naturgegebene, zeitlose Unterschiede, die sie von Geburt an bestimmen und die sie unabhängig von Kultur und Geschichte gemeinsam mit allen Geschlechtsgenossen haben)
Vor allem im Differenzfeminismus gibt es zahlreiche Unterformen, die alle auf der angeborenen Besonderheit von Frauen basieren. Der gynozentrische Feminismus schreibt Frauen Intelligenz und Pazifismus zu, die für eine größere Beteiligung an der Weltpolitik sprechen. Der kulturelle Feminismus spricht von einem besonderen und zu präferierenden „weiblichen Ansatz“, militanter Feminismus will Männer vernichten, esoterischer Feminismus spricht Frauen magische Kräfte zu… und so viel weiter fort. Der Wikipedia-Artikel erweckt zwar den Eindruck, diese verschiedenen Strömungen seien unterscheidbar wie Parteiprogramme (sind sie nicht), ist aber dennoch ein guter Einblick.
Sollten Sie also jemanden treffen, der oder die sich als Feministin bezeichnet (hören Sie auf zu lachen: in einem durchschnittlich 76 Jahre währenden Leben kann das ein bis zwei Mal passieren), erkundigen Sie sich besser, was sie darunter verstehen.
Wenn Sie hier im Blog meine Kämpfe gegen Geschlechterstereotypen mitverfolgt haben, wird es Sie nicht überraschen, dass ich deutlich dem Radikalfeminismus zuneige: Die Unterschiede zwischen die Geschlechtern halte ich für erheblich geringer als die Unterschiede zwischen Individuen eines Geschlechts. Geschlechterstereotypen behindern Entscheidungsfreiheit und persönliche Entfaltung ähnlich wie Rassismus. Nach meiner Beobachtung liege ich damit in den zeitgenössischen feministischen Hauptströmungen.
Allen Feminismen (nun ja, wahrscheinlich außer der männermordenden Splitterrichtung) gemein ist, dass sie für die gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Gleichstellung von Männern und Frauen eintreten, von Buben und Mädchen. Wenn Sie diese Forderung unterschreiben, sind Sie ein Feminist, eine Feministin – tja.