Claudio del Principe, Anonyme Köche
Mittwoch, 30. September 2009Gut ein Jahr, nachdem Gräfe & Unzer sein erstes Foodblogger-Kochbuch herausbrachte, tut der Verlag das in zweites Mal: Damals war es Nicole Stichs Delicious Days, jetzt ist es Claudio Del Principes Anonyme Köche. Das Spannende: Das zweite Kochbuch liegt genau am anderen Ende des Spektrums, wie man ein Foodblog verkochbuchen kann. Was natürlich daran liegt, dass die beiden zugrunde liegenden Blogs extrem verschieden sind.
Wo Nickys Buch auf jeder Seite die Detail-Liebe ihres Blogs widerspiegelt, Leidenschaft für Dekoration und Ästhetik, Systematik und Perfektionismus, ist Claudio Del Principes Buch das Pendant an Spontanität, Impulsivität, Reduktion. Nickys Rezepte sind ausgefeilt, dutzendfach erprobt, erklären jeden Schritt. Die meisten Rezepte in Anonyme Köche sind keineswegs das empfohlene Ergebnis einer Reihe von Versuchen, sondern gerne ein momentaner Stand von Ideen mit offenem Ende. Das ist nur konsequent, denn Claudio Del Principe macht sehr deutlich, wie wenig er für Rezeptekocher übrig hat. Ihm geht es viel mehr um Geschichten über seine Passion, die hinter dem Kochen und dem Essen brennt. Viele Anekdoten stecken in dem Buch, Erinnerungen, Schwärmereien, Verteufelungen, darunter gleichberechtigt Anekdoten über die Zubereitung von Speisen. Letztere beschreibt Claudio Del Principe (Verzeihung, ich finde diesen Namen derart hinreißend, dass ich ihn gar nicht oft genug schreiben kann – kein Romanautor würde sich erlauben, ihn zu erfinden) eher als Angebot: Wenn die Umsetzung beim Leser nicht klappt, soll er halt etwas Anderes versuchen.
Auffallend: Das Reduzierte und Hausgemachte spiegeln sich auch in der Gestaltung des Buches. Schlichtester Satz ohne erkennbares Raster, viel Weißraum, als Bebilderung statt durchkomponierter Aufnahmen Schnappschüsse (beim Trüffel auch mal unscharf ganzseitig) – Spontanität und Improvisation fast wie in Zeiten von Schreibmaschine und geklebten Spalten für die Schülerzeitung. Oder eben authentisch wie in Foodblogs, deshalb auch um Illustrationen (von Patrick Widmer) im charakteristischen Anonyme-Köche-Stil ergänzt.
Ich habe mich sehr über das Rezensionsexemplar gefreut, dass Claudio Del Principe mir hat zukommen lassen. Sein Buch vermittelt einen sehr sympathischen Eindruck vom Menschen dahinter und seinem Verhältnis zum Essen.