Archiv für Oktober 2009

Bush-Musik, gut gealtert

Sonntag, 25. Oktober 2009

Da schau her, so manches von Kate Bush lässt sich gut in die Gegenwart holen. Bei Liisa habe ich zum Beispiel diese neue Version von „Babooshka“ gefunden:

Woraufhin ich unbedingt nochmal „Wuthering Heights“ für Ukulelen anhören musste:

Die Bush-Originalversionen von seinerzeit hingegen, die vertrage ich inzwischen gar nicht mehr – die Piepsstimme hat den Effekt einer Bohrmaschinenaktion im Nebenzimmer. Aber damals hat‘s mir gefallen.

Das richtige Glas

Samstag, 24. Oktober 2009

Ich weiß, dass ich damit das Wohlwollen der wunderbaren Hande aufs Spiel setzte, aber. Manche Getränke gehören für mich untrennbar mit bestimmten Gläsern zusammen – völlig gleichgültig, ob die Glasform die kulinarisch-physikalisch ideale für dieses Getränk ist. Spanischer coñac, der ohnehin korrekt als „Brandy“ bezeichnet werden müsste, gehört in ein Ballonglas, einen Schwenker. So kenne ich das aus meiner Kindheit, damit bin ich aufgewachsen – mir doch egal, dass Experten eine ganz andere Glasform bevorzugen. Und bei manchen Gelegenheiten gehört Sekt aus einer Sektschale getrunken, basta.

Als ich also gestern einen Bocksbeutel fränkischen Spätburgunders öffnete, konnte ich beim besten Willen nicht meine gewohnten Rotweingläser dazu stellen. Perfekt wäre ein klassischer Römer gewesen – aber den habe ich nicht. Da fielen mir die beiden Weingläser ein, die der Mitbewohner geerbt und in die Ehe eingebracht hatte: Schweres Pressglas, maschinell geschliffen, seit vielen Jahren ungenutzt – doch jetzt genau das Richtige.

Weinglas_geschliffen

Hokuspokus in Magdeburg

Freitag, 23. Oktober 2009

Drüben in den hoch geschätzten Scienceblogs schlägt die Diskussion über den Homöopathie-Master in Magdeburg ziemliche Wellen. Denn das Land Sachsen-Anhalt hat nicht etwa deshalb 2,6 Millionen Euro in eine Homöopathie-Bibliothek investiert, damit man die Abstrusitäten des Konzepts wissenschaftlich fundiert analysieren kann (parallel zu Bibliotheken über Hexenkulte und –verfolgungen durch die Jahrhunderte), sondern damit Studenten auf Hexe Homöopath studieren können. (Bei dieser Gelegenheit habe ich gelernt, dass es in Deutschland bereits homöopathische Stadtplanung gibt. Mein albernes Hirn bietet mir umgehend die Möglichkeit hochverdünnten Mörtels für Hausmauern an.)

Als umso beruhigender empfinde ich den Bericht auf Scienceblogs über den Fachbereichsrat Humanmedizin an der Uni Marburg: Dieser verabschiedete demnach bereits 1992 die „Marburger Erklärung zur Homöopathie“.

Der Fachbereich Humanmedizin der Philipps-Universität Marburg verwirft die Homöopathie als eine Irrlehre. Nur als solche kann sie Gegenstand der Lehre sein. In diesem Sinne reicht das Lehrangebot in Marburg aus.
(…)
Homöopathie hat nichts mit Naturheilkunde zu tun. Oft wird behauptet, der Homöopathie liege ein „anderes Denken” zugrunde. Dies mag so sein. Das geistige Fundament der Homöopathie besteht jedoch aus Irrtümern („Ähnlichkeitsregel”; „Arzneimittelbild”; „Potenzieren durch Verdünnen”). Ihr Konzept ist es, diese Irrtümer als Wahrheit auszugeben. Ihr Wirkprinzip ist Täuschung des Patienten, verstärkt durch Selbsttäuschung des Behandlers.
(…)
Richtschnur unseres Handelns ist aber nicht ein in der Bevölkerung lebender und publizistisch geschürter Aberglaube

Wobei mir weiterhin klar ist, dass niedergelassene Ärzte unternehmerisch nur erfolgreich sein können, wenn sie homöopathische Dienstleistungen anbieten.

Right now – Wiederholung 3

Dienstag, 20. Oktober 2009

Kleine Serie, hier begonnen, vom Erfinder ganz anders gemeint, hier und hier fortgesetzt.

Ich lese … Daheim Der Brenner und der liebe Gott von Wolf Haas und Internet. In der U- und Straßenbahn Süddeutsche Zeitung. In der Arbeit Computerbildschirm.

Ich trage … Einen original 60er-Rock der edlen Spießerfirma Fink in Katjuschka-Muster mit orangem Oberteil und schwarzem Jackett.

Fink_Rock

Ich habe … Ein wenig Rückenschmerzen von der Art, wie ich sie eigentlich wegtrainiert glaubte.

Ich höre … Ein seltsam sirrendes Geräusch, das immer über diesem Büro liegt, vermutlich irgendwas mit der Lüftung zu tun hat und mich höchstwahrscheinlich demnächst tierisch nervt.

Ich trinke … Eisenkrauttee.

Ich esse … Bis mittags vermutlich nichts, und dann gibt es Leberknödelsuppe in der Kantine.

Ich stehe … nicht ungern auf, freue mich aber schon auf das wochenendliche Aufwachen ohne Wecker.

Ich gehe … heute Abend zum Aerobichüpfen und hoffe, ich schaffe es genauso gut wie vergangenen Dienstag, mich nicht innerlich über das falsch ausgesprochene Englisch der Vorturnerin zu echauffieren.

Ich lache … über so manche Formulierung von Wolf Haas.

Ich sehe … weniger als mit ganz kurzen Haaren und bezweifle, dass ich diese Sichtfeldeinschränkung durch Pagenkopf auf Dauer aushalte.

Ich mag … die Tupfer aus Sonnenlicht, die durch die Jalousien auf meinen Schreibtisch fallen.

Ich schreibe … gerne ins Internet.

Ich weiß … immer noch nicht, wohin mit all dem Leben.

Ich möchte … irgendwann herausfinden, was abzüglich Pflicht überhaupt bleibt.

Viermal Shop Talk

Montag, 19. Oktober 2009

1. Wir PR-Tanjaanjas und PR-Marios sind ja entgegen anders lautender Vorurteile darauf bedacht, Material und Informationen in eine Form zu bringen, die der Arbeitsweise unserer Zielgruppe, meist Journalisten, entgegen kommt. Deswegen fragen wir hin und wieder nach, natürlich nur bei passender Gelegenheit, wie diese Zielgruppe bestimmtes Material gerne hätte. Letzte Woche bekam ich auf eine solche Nachfrage folgende Antwort:

Eine Mitarbeit muss ich jedoch leider ablehnen, da es unsere Firmenphilosophie nicht gestattet, die Arbeit der Menschen zu bewerten, mit denen wir auf der anderen Seite des Schreibtisches zusammenarbeiten.

Ich habe meine komplette Verdutzung immer noch nicht überwunden.

2. Viel ist in letzter Zeit von “Reputation Management” die Rede, womit automatisch
Online-Material gemeint ist. Vielleicht ist ein regelmäßiger Hinweis nötig, dass Reputation Management auch eine Offline-Seite hat. Zum Beispiel an die beiden jungen Frauen gerichtet, die auf ihren Crosstraining-Maschinen im Fitnessstudio mit überschlagender Stimme über ihren (verhältnismäßig leicht identifizierbaren) Agentur-Chef und ihre Kunden lästerten. Auch Kunden – oder potenzielle Kunden – besuchen Fitnessstudios und könnten direkt am Crosstrainer nebenan strampeln. Und, um eine der beiden Damen zu zitieren: „Was ist denn DAS für ‘ne Außenwirkung?!“

3. Die Lektüre meiner Leib- und Magenzeitung leidet unter meinem Job: Wer mitlesen musste, dass bestimmte Redakteure über das eigene Unternehmen mehrfach Blödsinn geschrieben haben, traut fortan keinem Artikel dieser Herren mehr so richtig.

4.Weiterhin großartig allerdings: Ich genieße es sehr, meine journalistische Neugier auch auf PR-Seite auszutoben. So gibt mir mein Job den Freibrief dafür, Experten im Unternehmen so lange nach Details spannender technischer oder betriebswirtschaftlicher Zusammenhänge zu fragen, bis ich sie auch als Laie kapiert habe – nur dann kann ich sie ja weitervermitteln.

Der große Gleichmacher Alter

Sonntag, 18. Oktober 2009

Wenn ich vor 20 Jahren auf Veranstaltungen mit meinem Vater und seinen Freunden war, die wie er aus Spanien eingewandert sind, stachen die Iberer immer schon äußerlich ein wenig heraus mit ihrem Südländertum. Gestern Abend war ich auf einem großen Fest eingeladen, das auch fünf dieser ehemaligen Gastarbeiter mitfeierten. Und mir fiel auf: Das Rentenalter verwischte die Unterschiede. Unter den vielen weißhaarigen Herren mit Bauch und steifen Bewegungen war nicht mehr auszumachen, wer davon in Burgos geboren war, wer in Izmir und wer in Straubing. Das bedeutet was.

Blick aus dem Küchenfenster

Freitag, 16. Oktober 2009

Foodbloggerin Barbara wollte wissen, wie der Blick aus den Küchenfenstern von Foodbloggern aussieht – eine charmante Aufforderung, die auf viel Beteiligung stieß (ich verlinkte ein altes Blogposting, das meinen Küchenfensterblick zeigt).

Ein für mich überraschendes Ergebnis dieses Überblicks: Die deutschsprachige Foodbloggerin wohnt mehrheitlich in Einfamilienhäusern!

Wodurch mir auffiel, dass ich über die sehr aktive Foodbloggerszene bislang noch keine Erhebung gelesen habe. Zumindest in meiner Mailbox sind die Anfragen von Studenten und Instituten zur Bloggerei ohnehin weniger geworden, doch auch in den umtriebigsten Zeiten zielten diese eh fast ausschließlich auf den journalistischen oder kommunikativen Aspekt ab. Mag da draußen nicht mal jemand herausfinden, welche Leute hinter all den schönen Foodblogs stehen? Alter, Geschlecht, Bildungsgrad, Einkommen, Familienstand? Fände ich interessant.