Archiv für Oktober 2009

Körperbekenntnisse – mal wieder

Donnerstag, 15. Oktober 2009

Die Mädchenmannschaft hatte anlässlich des Love-your-body-day eingeladen, die Details des Körpers aufzuzählen, die wir an uns mögen. Und hat mich dadurch daran erinnert, wie weit der Weg ist, der in diesem Gebiet noch vor mir liegt. Denn wenn ich ehrlich bin, habe ich mit meiner Aufzählung gelogen: Das sind in Wirklichkeit lediglich die Teile meines Körpers, die mich nicht anwidern.

Es war letztes Jahr im Frankreichurlaub. Das Verhältnis zu unseren Körpern war eines der Themen, die ich mit meiner Reisegefährtin und Freundin A. besprach. Sie hatte mich mit Konfektionsgröße 46/48 kennengelernt und vor drei Jahren schlank werden sehen. Wie auch hier im Blog beschrieben, erklärte ich ihr, wie viel ich aus der Erfahrung gelernt hatte, einige Zeit tatsächlich so dick zu sein, wie ich mich immer gefühlt hatte. Und wie viel mehr ich heute das Bewusstsein schätze, nicht dick zu sein. Dass ich endlich und tatsächlich Frieden mit meinem Körper geschlossen hätte.

Doch dann. Auf den Zinnen der Stadtmauer von Roussillon erzählte A. von der anstrengenden Suche nach einem Bikini, den sie sich für eine Kreuzfahrt zugelegt hatte. Eher nebenbei bemerkte ich: „In einem Bikini lasse ich mich in diesem Leben nicht mehr öffentlich sehen.“ A. erwiderte nichts, sah mich aber einige Momente lang beredt von der Seite an. Und so musste ich bekennen: „Streich’ ‚Frieden mit dem eigenen Körper‘. Versuchen wir es mit ‚Waffenstillstand‘.“

Ob mir ein ganzes Leben reicht, zu echtem Frieden zu finden?

Wetterbericht: Erster Schnee der Saison

Mittwoch, 14. Oktober 2009

Vor einer Woche wurden in München noch 27 Grad gemessen, ich trug Sommerrock zu nackten Beinen und radelte fröhlich in die Arbeit.

Heute verließ ich das Haus in Begleitung von verträumt fallenden, kleinen Schneeflocken. Mitmünchnerin Frau Dyfa hat sogar ein Schneebild von vergangener Nacht. Nun rächt sich, dass ich mich am Samstag wegen Bacherlwärme nicht aufraffen konnte, die Sommerkleidung in meinem Schrank gegen die Winterkleidung aus dem Keller zu tauschen. Werde ich wohl heute Abend schleunigst nachholen.

Von wegen Integration

Dienstag, 13. Oktober 2009

“Everybody has a voice” – das macht Blogs für mich immer, immer wieder attraktiv. Zum Beispiel eine türkische Stimme zum Thema Sarazin:

Ihr beleidigt alle unser Jugendlichen als potentielle Täter und zeigt uns tausend mal am Tag Bilder von türkischen und griechischen S-Bahn-Schlägern, bis zum Kotzen, tagein, tagaus, jahrelang. Wir halten unsere Schnauze. Eure Kinder laufen Amok. Töten wehrlose Mitschüler, wir sagen nichts. Eure durchgeknallten Jugendlichen ermorden einen mutigen Mann, der sich ihnen in den Weg stellt (Bestien sind das, da sind wir uns doch wenigstens einig, oder irre ich mich auch hier?). Wir stellen euch nicht an den Pranger (wir würden es gern, aber eure Gehirne, die in ähnlichen Fällen gegen Ausländer Hass pissen, sind plötzlich stumm wie die Medien. Denn wie sollt ihr, die ihr als Volk, als Schicksalgemeinschaft so widerlich zusammenhält, euch selbst hassen, warum sollte ihr zugeben, dass eure Vorverurteilung aller Immigrantenkinder als mögliche Schläger eine unglaubliche Eselei war?

Der ganze Text: “Tastaturschlag in die Fresse”.
(Ja, maz bloggt wieder. Hin und wieder.)

Verkehrserziehung für Öffentliche

Dienstag, 13. Oktober 2009

Ist denn schon wieder was passiert?

Im U-Bahnhof Sendlinger Tor wurde heute Morgen Verkehrserziehung unterrichtet. Über den Bahnsteig erklang eine mikrophonverstärkte Frauenstimme: „NICHT in der Mitte stehenbleiben. Zu beiden Enden durchgehen. Sicherheitsstreifen frei halten.“ Färbung und Modulation erinnerten mich an eine Karusseleinheizerin auf dem Volksfest („Dassssmachtspass, dassssgefällt.“). Diese erste Durchsage wiederholte sie mehrfach bis die U-Bahn einfuhr. Dann kam das nächste Unterrichtskapitel dran: „Erst aussteigen lassen, dann zusteigen, bitte erst aussteigen lassen.“ Und Kapitel 3 lautete: „Zurücktreten, Sicherheitsstreifen ganz frei machen. Der Sicherheitsstreifen muss ganz frei bleiben.“ Die U-Bahn fuhr ab, die Verkehrserzieherin kehrte zu Kapitel 1 zurück: „NICHT in der Mitte stehenbleiben…“

Die Online-News der Münchner Verkehrsvertriebe wissen nichts von einer Erziehungskampagne für Fahrgäste. Bin ich etwa in einen Schabernack geraten? War eine Aktionskünstlerin in Aktion? Oder handelt es sich um regelmäßigen Unterricht, der mir nur zufällig bislang entgangen ist?

Ertappt

Sonntag, 11. Oktober 2009

Beim Spaziergang im Altmühltal dieser Anblick:

Grauenhaus_1

Und wir sind noch nicht fertig zu debattieren, wer um Himmels Willen auf die Idee gekommen ist, diese 60er-Jahr-Klinker mit der Stahltreppe und der Kindergartentür zu kombinieren, da lese sehe ich die Inschrift rechts auf der Fassade:

Grauenhaus_2

Ich nehme also an, dass hier der Steinmetz von gegenüber wohnt.

Weine verkosten in Rom

Freitag, 9. Oktober 2009

Eine Sommelière mit wüst internationalem Familienhintergrund zieht mit ihrem Mann von Bayern nach Rom, um dort zu leben – weil sie die Stadt, das Land und was es dort zu essen und zu trinken gibt so liebt. Ihre Idee für die Finanzierung dieses Vorhabens: Sie gibt Weinseminare zu italienischem Wein für Rombesucher. Schließlich ist sie Spezialistin für italienische Weine, hat sogar eine zweite Sommelière-Prüfung dazu abgelegt. Sie legt sogar noch ein Detail drauf: Ihre Weinseminare finden in einem wunderschönen Appartement am Tiber und mitten in Rom statt.

Bereits als ich zum ersten Mal von dieser Idee erfuhr, war ich begeistert: Eine Menge Leute interessieren sich für die Weine ihres Reiselandes – ich gehöre dazu. Doch es ist enorm schwierig, in der verhältnismäßig kurzen Zeit eines Urlaubs auch nur einen Einblick zu bekommen (wenn man in diesem Urlaub auch noch andere Dinge tun möchte). Im August hatte ich Gelegenheit, an einem dieser römischen Weinseminare teilzunehmen: Ich war noch viel begeisterter.

Ich hoffe ohnehin, dass meine persönliche herzliche Beziehung zu dieser Sommelière mein Urteil über ihr Business nicht unglaubwürdig macht. Doch seit eben gerade kann ich auf eine externe Bestätigung verweisen:

vinoroma_polo

Der neue Reiseführer Marco Polo Rom empfiehlt Vinoroma von Hande Leimer (so heißt die Sommelière) als 17-Uhr-Termin für einen Tag in Rom. Ich freue mich ungemein, liebe Hande: Hayırlı işler!

Auf meinem Weg in die Arbeit (42): Späte Radlerfreuden

Mittwoch, 7. Oktober 2009

Verrücktes Wetter: Um halb acht noch so dunkel, dass ich mit Licht fahren musste, doch gleichzeitig so warm, dass ich in Shirt und Rock nicht fror.

Die alte Frau im Damenkleid auf dem Sportrad vor mir, die beim Durchfahren einer großen Pfütze – richtig, in Schwabing hat es ja gestern geregnet – die Füße weit nach vorne streckte.

Sonst werde ich bei der Begegnung mit Radlern, die mit der Fußmitte statt mit dem Ballen auf den Pedalen aufsetzen, besonders achtsam. Doch dieser eierte keineswegs erratisch auf dem Radweg; vielleicht hat er ein orthopädisches Problem?

Die Joggerin in kurzen Hosen, die offensichtlich von einer Runde im Englischen Garten kam, mit wunderschönen, breiten und muskulöse Schenkeln zum schmalen Oberkörper.

Kein Blatt rührte sich an den Bäumen, doch selbst der Luftwiderstand schien aufgehoben: Ich glitt in hohen Gängen mühelos dahin. Vielleicht wurde mir irgendwann gestern ein Zweimotor eingebaut, denn schon während der abendlichen Einheit Aerobic und Crosstrainer kam ich auch bei heftigstem Einsatz und höchsten Sprüngen nicht außer Atem.