Schwimmbenimm
Dienstag, 6. Oktober 2009Nun bin ich doch verunsichert. An sich habe ich endlich meine schwimmerische Heimat gefunden: das Olympiabad. Plantschbecken gibt es in dieser Halle gar keine, dadurch auch keine quer schwimmenden oder springenden Kinder. Im olympischen 50-Meter-Becken sind drei Schwimmbahnen abgetrennt und mit Schildern „Sportschwimmer und Vereine“ versehen. Und auf diesen Bahnen wird wirklich, wirklich geschwommen. Jeder und jede sind daran interessiert, dass das so reibungslos wie möglich funktioniert, man nimmt aufeinander Rücksicht. Nur dass ich immer noch nicht durchschaut habe, wie.
Im Idealfall bewegen sich alle Schwimmer auf einer Bahn im gleichen Tempo fort, gegen den Uhrzeigersinn hin und zurück; dann kann ich in idealer Wasserlage mit Blick auf den Beckenboden vor mich hin kraulen (ganz anders als in Spaßschwimmbecken, in denen ich bei jedem zweiten Atemholen nach vorne schauen muss, um Hindernisse rechtzeitig umschwimmen zu können). Wenn jemand schneller ist, erleichtere ich ihm oder ihr das Überholen, zum Beispiel indem ich am Beckenrand kurz warte und eine „Bitte nach Ihnen“-Geste mache. Doch das ist anscheinend nicht üblich: Immer wieder ernte ich mit diesem Passierenlassen verblüffte Blicke (oh doch, die sind auch hinter einer Schwimmbrille erkennbar) oder gar ein abwehrendes „Nein, nein“. Mache ich etwas falsch?
Begriffen habe ich mittlerweile, dass es Sprinter gibt: Die wollen gar keine lange Strecke zurück legen, sondern zum Beispiel 100 Meter auf Zeit schwimmen. Deshalb ruhen sie sich dazwischen auch immer wieder aus – um mich bei meiner nächsten Runde mit Bugwelle zu überholen. Ich kann nur hoffen, dass diese Sprinter mich nicht als Hindernis ansehen.