Journal 17. März 2010
Donnerstag, 18. März 2010 um 6:30Sonst mache ich mir den Tag über Notizen für diese Tagebucheinträge – was lerne ich daraus, dass es für diesen Tag keine gibt?
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Kollegin und Mutter zweier sehr kleiner Kinder erzählt, wie sehr es sie nervt, dass sich unter Müttern immer mehr einbürgt, ihren Kindern Anweisungen in der Formulierung „Ich möchte, dass du dich anziehst…“ zu geben. Statt des gewohnten „Bitte ziehe dich an“. Ich hatte das für einen besonders merkwürdigen Anglizismus gehalten, als mir die Formulierung im Schwimmbad auffielt, wurde jedoch belehrt, dass dies das Bemühen um „Ich-Botschaften“ ist. Bei praktischen Handlungsanweisungen. Mysterium Elternschaft.
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Arbeit (in order of appearance): Erleichterung, Mulmigkeit, roter Kopf, Bemühen um erwachsenen Umgang mit Kritik, Lösungssuche, Zähnezusammenbeißen, Niedergeschlagenheit, Selbstverachtung, Peinlichkeit, Fluchtgedanken. Diese beschissene Drittelbrillanz, durch die ich mich ständig unter Performancedruck setzen lasse, und die langfristig doch nur enttäuschen kann.
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Spontan Pizza Marguerita hergestellt; ich brauchte wohl dringend Beruhigungskohlenhyrate. Plus einen schönen Silberbichl Harm Grüner Veltliner Classic 2007.
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Habe fast beschlossen, diesen Schrank als Ersatz für eine der weißen Ikea-Kommoden (noch aus meinem Jungmädchenzimmer, also fast 30 Jahre alt) im Esszimmer zu bestellen. Bin sehr gespannt, wann ich endlich den Arsch für die tatsächliche Bestellung hochkriege. Andererseit wohnen meine richtigen Weingläser seit Jahren in Kartons unter dem Küchentisch, denen sie wöchentlich mindestens einmal entnommen werden – ob sie jetzt noch einen Umzug in einen richtigen Schrank verkraften?
die Kaltmamsell8 Kommentare zu „Journal 17. März 2010“
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18. März 2010 um 9:24
Der Schrank ist hübsch. Tipp: Schauen Sie doch mal bei Curtis und Curtis am Wiener Platz vorbei – die haben so ähnliche Sachen, fertigen auch nach Maß – und sind vor Ort. Vielleicht werden Sie da auch fündig.
Nein, ich hab nichts davon, den Laden zu bewerben… ich find ihn nur ganz wunderbar…
18. März 2010 um 11:29
Die Gläser werden den Umzug verkraften, meine ich. Kommen SIE denn damit zurecht ? ;-)
Der Schrank ist übrigens wirklich schön !
Was diese “Ich möchte …”-Sätze betrifft, halte ich sie im Umgang mit Kindern für ziemlich verhängnisvoll. Wenn ich mich jemandem gegenüber in dieser Weise ausdrücke, verleihe ich diesem Menschen automatisch Macht über mich, nämlich die Macht, meinem Wunsch nachzukommen oder nicht. Bei einer normalen Aufforderung sind die Umstände maßgeblich – weitgehend ohne persönliche Aspekte.
18. März 2010 um 13:20
Mit welcher Formulierung man auch immer anfängt, es eskaliert ja doch regelmäßig bis zu: “Los! Anziehen! Jetzt! Wir kommen sonst zu spät.”…
18. März 2010 um 14:04
… bis hin zu » Schal! Handschuhe! Mütze! Los!« ;-)
Ich-Botschaften in Handlungsanweisungen: Wann hat das eigentlich begonnen? Früher wurden doch nur Wertungen, Meinungen oder Gefühle darin verpackt und das ist ja eigentlich nicht falsch.
Die logische Antwort eines Achtjährigen auf »Ich möchte …« ist doch »Aber ich möchte nicht …«
19. März 2010 um 0:03
In der Schweizer Armee gehen “Ich-Botschaften” bei Vorgesetzten so:
“Ich WILL, dass Sie sich anziehen!”
Keine Spur von “ich möchte”…
19. März 2010 um 0:07
Ach, diese ständigen ich-Botschaften in Diskussionen sind doch das Allerletzte, höfliche Leute reden nicht dauernd von sich selbst.
19. März 2010 um 0:09
Übrigens, habe heute meine Buchhändlerin diese Seite aufrufen lassen, weil ich das Buch da oben bestellen wollte, aber nicht mehr wusste – ich glaube die liest jetzt noch hier.
19. März 2010 um 15:24
Ich halte diese “Ich möchte, dass Du..”-Manie bei Kindern für nicht zielführend. Außerdem wird dadurch das Problem der Trägheit/Unwilligkeit des Nachwuchses auf die Beziehungsebene zwischen Elter und Kind gehoben, wo sie meines Erachtens ganz einfach nicht hingehört.
Abgesehen davon finde ich, dass ein “ZIEH DICH AN” (in Verbindung mit der Erfahrung des Kindes, dass nach der folgenden 1, 2, 3-Stufe die Phase der Sanktionen beginnt)eine ganz andere Autorität ausstrahlt. Auch wenn das nicht immer zum gewünschten Ergebnis führt…