Archiv für März 2010

Journal 12. März 2010

Samstag, 13. März 2010

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Das SZ-Magazin macht sich Gedanken über Paare, die kein gemeinsames Schlafzimmer haben. Hier auf der Vorspeisenplatte haben wir das Thema ja schon vor Jahren erschöpfend diskutiert: Schlaf in der Ehe. Doch Cathrin Kahlweit behauptet in ihrer Geschichte, das Geständnis eigener Schlafzimmer sei etwas höchst Peinliches. Nun halte ich mich ja für eine Meisterin des Peinlichkeitsgefühls – mir kann Lippenstift auf dem Eckzahn peinlich sein, die Unkenntnis des Namens eines Kollegen, den ich eigentlich kennen müsste, gerne auch mein dröhnendes Lachen in vornehmer Gesellschaft. Aber dass ich mein eigenes Schlafzimmer habe, kam nie auch nur in Sichtweite von Peinlichkeit.

Außerdem würde ich hiermit bitte gerne wortklauben: Wenn Geschwister eigene Schlafzimmer haben – wird da auch von „getrennten“ Schlafzimmern gesprochen? Wohl nicht. Ebensowenig haben der Mitbewohner und ich „getrennte“ Schlafzimmer: Da war nie etwas zu trennen. Jeder hatte schon immer sein eigenes Schlafzimmer. Hätten wir nur noch eines, handelte es sich um ein „zusammengelegtes Schlafzimmer“.

In den vergangenen Jahren habe ich allerdings Menschen kennengelernt, die unter der nächtlichen Zwangsgemeinsamkeit leiden – und sie gerade deshalb bevorzugen. Mag ein Indiz für die Grundhaltung sein, dass Liebe nur eine echte solche ist, wenn sie weh tut. Ich Memme.

Zudem stelle ich auch anhand dieses Artikels fest, wie wenig ich Frau bin: Ich gehe später ins Bett und stehe früher auf, ich schlafe auch bei Minusgraden mit offenem Fenster, Muster kommt mir keines auf meine Bettwäsche.

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Frohe Kunde: Herr Paulsen wird auch in München aus seinem Monsieur, der Hummer und ich lesen!
Dienstag, 13. April, 20 Uhr
Literatur Moths

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Mehr Christoph Waltz? Hier in der Tonight Show kurz nach der Oscarverleihung – sehr souverän, wohlerzogen und sympathisch (wer bitte sonst wird auf die Oscarparty von Madonna eingeladen und denkt dort in erster Linie daran, sich bei der Gastgeberin für die Einladung zu bedanken?). Leider ist der Schluss abgeschnitten.
Aktualisierung 14. März: YouTube geht nicht mehr, aber NBC hat das Interview jetzt ganz.

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Auf dem Heimweg von der Arbeit kurzer Abstecher in meinem liebsten Wäscheladen. Da ich lediglich ein BH-Modell, das ich bereits besitze, in anderer Farbe haben wollte, verblüffte ich die wundervolle Besitzerin damit, dass ich auf die Schublade des Winzelladens deuten konnte, in der das Modell lagert. Aus dem Augen- und Ohrenwinkel wurde ich mal wieder Zeugin, wie die Dame eine Kundin bekehrte: Erst wehrte sie sich gegen die Empfehlungen dieser besten Wäscheexpertin, die mir je begegnet ist („Nein, das ist falsch, ich habe sonst immer Größe XY.“ „Aber diese Form steht mir doch nicht.“), bis sie sich nach Anprobe des ersten in die Kabine gereichten BHs in Wachs in den Händen der Wäschedame verwandelte („Oh, der ist ja süß.“).

Journal 11. März 2010

Freitag, 12. März 2010

Weg in die Arbeit in dichtem Scheegestöber. Nur der Chronik halber: Wir sprechen nicht von ein paar verirrten Schneeflocken, die an Krokussen und Winterlingen schmelzen; sondern von mehreren Zentimetern Neuschnee, die sich über die festgefrorene Altschneeschicht legen.

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Über den Tag fast durchgehend weiterer Schneefall, mal stärker, mal schwächer. Wilde Phantasien mit der Arbeitskollegin, welcher Zauber wohl den Winter vertreiben könnte. Hochsommerliche Kleidung im Büro? Inklusive Strandlaken überm Schreibtischstuhl, bunte Schirmchencocktails und Absingen von Sonnenliedern? Oder doch ein Feuerchen aus den Möbeln des Chefs, über das wir zeremoniell und in Paaren springen?

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Am Vorabend hatte ich in die heftig beworbene neue Fernsehserie um menschliche Lügendetektoren geschaut (Tim Roth fungierte als Lockstoff) und gebe zu, der hanebüchene Blödsinn, auf dem die Serie aufbaut, bleibt hängen. Wenn solch ein Menschenleser zum Beispiel den Mitbewohner und mich beim abendlichen Begrüßungskuss beobachtete, sähe er Folgendes: Mitbewohner tritt aus seinem Zimmer auf mich zu, kneift die Augenbrauen zusammen, zieht Nase und Schultern hoch, presst die gespitzten Lippen aufeinander und nähert sich meinem Gesicht. Dann berühre ich vorsichtig mit meinen Lippen die seinen. In 70 Prozent der Fälle zuckt der Mitbewohner daraufhin zurück. Diese Tim-Roth-Figur aus dem Fernsehen hätte in jedem Schritt dieses Vorgangs einen 100-prozentigen Beweis von Abscheu sowie körperlichem Ekel gelesen und zumindest der physischen Seite unserer Beziehung keine Zukunft gegeben. Dabei ist es lediglich so, dass der Mitbewohner durch die Kombination Hausschuhe / Teppich in seinem Zimmer bei längerem Aufenthlat elektrisch aufgeladen wird. Diese Spannung entlädt sich beim abendlichen Begrüßungskuss an unseren Lippen. Und weil das manchmal durchaus schmerzhaft ist, fürchtet er sich inzwischen davor – lässt sich aber keineswegs davon abhalten.

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Feierabends durch festgetretenen Pappschnee zur Muckibudi gerutschelt. Dort scheint gerade wieder eine Akquiserunde erfolgreich gewesen zu sein: Geich drei potenzielle Neuheber wurden gleichzeitig in Methode und erste Maschinen eingewiesen.

Journal 9. März 2010

Mittwoch, 10. März 2010

Soso, das deutsche Feuilleton vermisst laut dem „Blick in die Feuilletons“ des Deutschlandradio Kultur in den Filmen der frischen Oscarpreisträgerin Kathryn Bigelow die „weibliche Handschrift“. Ich muss bislang sehr selektiv Filmbesprechungen gelesen haben, denn mir sind all die Rezensionen durchgerutscht, in denen die „männliche Handschrift“ eines Regisseurs analysiert wurde. Wieder einmal ist die Messlatte, der Standard männlich, und Frauen haben sich gefälligst zu unterscheiden, the other zu sein. Die Erklärung, dass Frauen eventuell vielleicht dann doch gar nicht so anders sind, würde betonierte Weltbilder erschüttern, und das geht ja sowas von nicht.

Tatsächlich interessante Beobachtungen über die diesjährigen Oscarfrauen von Tobias Kniebe in der Süddeutschen. Wobei die einzig wichtige Besprechung ja die der Fugly-Damen ist.

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Beeindruckend: Da twittere ich nach einer Videokonferenz, dass in manchen Gegenden Lateinamerikas die Menschen auf Englisch team wie gym aussprechen – und ein Leser tippt umgehend und korrekt auf Rio de Janeiro / Bahia.

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Nicht ganz frisch, aber unglaublich hinreißend: La Toya Jackson nimmt in Dresden einen Preis für ihren verstorbenen Bruder entgegen. Der Simultanübersetzer ist wohl auf den eisigen Stufen zur Semperoper ausgerutscht und hat sich den Kopf aufgeschlagen, deshalb musste der Hausmeister („Du hast doch Englisch in der Schule gehabt, oder?“) für ihn einspringen. Oder wie erklären Sie sich das? („Michael Jackson dachte… alles!“)

via einem immer wieder verblüffenden Werkstudenten

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Lustiges Hopsen in Stepaerobic. Die Vorturnerin, die immer „Tape up, Tape down“ ansagt, hat sich nun zum Kommando „Piourett“ gesteigert.

Journal 8. März 2010

Dienstag, 9. März 2010

Es war dann nicht der Putzmann, der mich kurz vor 9 weckte, sondern der Lärm, den die Hausmeisterfirma (der steinalte In-house-Hausmeister ist seit einem Jahr in Ruhestand) beim Zurückstellen der Mülltonnen machte: Eine mit Schmackes ins Schloss geworfene Schmiedeeisentür hebelte mich trotz geschlossener Fenster aus dem Bett.

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Wegen ausführlichen Herumtrödelns (so diszipliniert und zackig ich im Job sein kann, so trallala kann ich Urlaubsvormittage vertändeln) erst kurz vor 11 Aufbruch zum Schwimmen. Das Wetter war strahlend sonnig – die Temperatur lag bei 2. Januar und damit bei knackenkalt. Das Olympiabad hingegen war gut geheizt und traumhaft leer.

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Das ausführliche aushäusige Frühstück (glücklicherweise gibt es das in vielen Münchner Cafés auch noch um 2 Uhr nachmittags) wurde dann doch eher gehetzt: Die U-Bahn steckte wegen technischer Probleme der Vor-U-Bahn eine ganze Weile fest, und so blieb mir vor meinem Kosmetikerintermin nur eine gute halbe Stunde.

Journal 7./8. März 2010 – Oscarausgabe

Montag, 8. März 2010

Es stehen bereit: rote Spitzpaprika mit Mojo, Pistazien in Schale, Rottenhöfer-Pralinen und -Rohkostkonfekt, Zitronenkuchen. Dazu eine Kanne Rooibuschtee. Letzteren habe ich soeben frisch aufgebrüht, mal sehen, worauf der Organismus Lust hat. Moin!

Das ist aber mal nett: Auf der Bühne stehen erst mal alle Nominierten bester Schauspieler / beste Schauspielerin. (Und KEIN tanzender Hugh Jackmann – wie entspannend!).

Das Bühnenbild und die Intronummer machen ganz auf frühes MGM-Musical in Schwarz-Weiß. Steve Martin und Alec Baldwin schweben sogar von oben ein.

Oh je, die beiden sind nicht gut miteinander. Die Gags wirken so hölzern wie bei Rudi Carell. Werden ALLE Nominierten einzeln begrüßt?!

Hinter Jeff Bridges sitzt Mary Maggie Gyllenhaal – wundervoll, dann ist sie hoffentlich viel im Bild.

Penélope Cruz war schon mal besser gekleidet. Ich will trotzdem ein Kind von ihr. Bester Nebendarsteller: Christoph Waltz. Hätte er nur einen Film gemacht, denn ich anzuschauen durchhalte. Irgendwann vielleicht in warnender Begleitung.

Cameron Diaz’ Kleid – darüber muss ich nachdenken. (Sind da Münzen aufgenäht?) Wundervolle Präsentation der Nominierten für Animated Feature in Form von Interviews mit den Hauptdarstellern (“prerecorded”). Was? Wer hat gewonnen? Meine Twitter-Timeline hat bessere Ohren: Up.

Amanda Seyfried und die andere Präsentatorin des Best original song: Das nächste Mal üben wir aber den aufrechten Gang: Schultern zurück! Crazy Heart gewinnt.

Robert Downey Jr. – so hätte ich ihn auf der Straße nie erkannt (blaue Brillengläser?). Er und Tina Fey machen sehr schön klar, wie unterschiedlich Drehbuchautoren und Schauspieler die Rolle des Drehbuch sehen – großartig.
Präsentation der Nominierungen mit Voice-Over, die das Drehbuch vorliest (außerdem liegt der Text über dem Bild) – ebenfalls großartig. Hurt Locker – muss ich denn dann doch sehen?

John Hughes-Rückschau – Wow, sie waren alle schon da, sie waren scheißjung, und sie waren großartig.

“Thank heaven for little girls” als Musik für den Auftritt zweier – gut gekleideter – Schauspielerinnen, die ich noch nie gesehen habe und die die Animinierter-Kurzfilm-Nominierungen präsentieren. Logorama – sieht sehr gut aus. Lustige Dankrede – mit dem ersten Oscar in der Hand, Respekt; ich liebe diese kleinen Respektlosigkeiten.
Best Documentary Short Music by Prudence – unlustige Dankesrede.
Und gleich noch Live Action Short The New Tenants – sehr aufgeregte, atemlose Dankesrede (damit kann ich mich am ehesten identifizieren).
Wo sieht man eigentlich Kurzfilme, also außerhalb spezialisierter Festivals?

Dieser Avatar-Schlumpf muss doch Ben Stiller sein, oder? Uahahaha! MIT Schwanz!
Best Make-up: Star Trek. War mir nun nicht speziell in dem Film aufgefallen, aber hey, was weiß denn ich. (Gab’s in diesem Fasching eigentlich schon die ersten blauen Kostüme?)

Das Knabbern beginnt: Ich fange mit dem Rohkostkonfekt an.

Best Adapted Screenplay – habe nur einen der nominierten Filme gesehen: Precious, auf den freue ich mich seit Monaten. Überaufgeregte Dankrede, oh, wirklich ergreifend ergriffen.

Ehrenoscarträgerin Lauren Bacall ist selbst da, yay!

Robin Williams präsentiert beste Nebendarstellerinnen: Monique in Precious. Verzeihung: Mo’Nique. (Keine Witze mit Namen, keine Witze mit Namen.)

Dieses Rohkostkonfekt wird sehr bald sehr weg sein. Wie konnte ich vergessen, wie gut das Zeug ist?

Sigourney Weaver (über die muss ich noch mal ausführlich schwärmen) präsentiert Art Direction – von denen habe ich sogar einige gesehen: Avatar. Na gut, den kann ich gerade noch gelten lassen. Dann wiederum: Besser als Sherlock Holmes? Cameron sieht ungeheuer humorlos aus.

WAS hat Sarah Jessica Parker da an?! Das ist doch etwas, was man trägt, bevor man sich richtig anzieht. Und dann auch noch bei der Präsentation des bestem Kostümbilds. The Young Victoria gewinnt. Die Gewinnerin widmet ihren dritten Oscar den Kostümbildnern, deren Arbeit nicht so offensichtlich ist wie die für Kostümfilme – sehr nett.

Ach, “horror” movies! Und ich hatte verdutzt, aber ernsthaft einen Überblick über “whore” movies erwartet. So oder so nicht mein Genre.

Sound Editing and Mixing. Endlich mal wird nicht nur darüber gewitzelt, dass diese Kunst keiner versteht, sondern erklärt, was dazugehört, am Beispiel von The Dark Knight. Zweiter Oscar für The Hurt Locker.
Auch Best Sound an The Hurt Locker. Eine Erklärung des Unterschieds zum Vor-Oscar wäre nun wirklich nett gewesen.

SciTech Award – warum gibt es dazu keine Sondersendung? Ich kann unmöglich die einzige sein, die wirklich gerne wüsste, welche Fortschritte da preisgekrönt wurden.

Sandra Bullock hat endlich einen Friseur und ist anständig angezogen (und sie spricht Christian Berger richtig deutsch aus – was sie ja fließend spricht, wenn auch mit fränkischem Akzent). Kamera-Oscar für Avatar. Der ist nu gar nicht nachvollziebar.

Demi Moore ist die bisher schönste von allen. Rückblick auf die Branchenverstorbenen 2009 – da waren einige unersetzliche dabei.

Jennifer Lopez’ Kleid hat da was, was Großes, was da irgendwie rauswächst. Nominierte für Best Original Score mit Hip-Hop-Choreographie präsentiert. Oscar an Up. Ist der Soundtrack was?

Visual Effects geht an Avatar: Nachdem selbst die, die den Film gegen ihren Willen mochten, genau davon geschwärmt haben, ist dieser Oscar wohl passend. Jetzt ist aber genug, drei Oscars für den Film reichen.

Langsam will ich aber doch wissen, für welche neue Rolle George Clooney sich gerade die Haare so grässlich wachsen lässt.

Matt Damon präsentiert Best Documentary Feature: The Cove. Böse Delphintöter.

Best Film Editing: The Hurt Locker, Nummer 4.

Pedro Almodóvar und Quentin Tarantino zusammen auf der Bühne, hübsch. Best Foreign Language Film: El Secreto de sus ojos, wohl eine Überraschung. Exzellenter Gag in der Dankesrede: “First of all I want to thank the Academy for not considering Na’avi a foreign language.”

Diese Laudatios muss man als Belaudeter erst mal ertragen. Die Nominierten für Best Actor halten sich gut. Glücklicherweise macht Tim Robbins Scherze, sonst wäre die Sache zu klebrig geworden.
Kate Winslet schaut richtig gut aus. Sie nennt: Jeff Bridges. Er war sehr dran. Aber will ich Crazy Heart sehen? Saufende Sänger sind eigentlich nicht so das Meine. Kriegt Bridges unbegrenzt Redezeit? Der hört ja gar nicht mehr auf.

Wie immer im letzten Fünftel finde ich, sie könnten Tempo zulegen.

Dieselbe Runde Laudatios für die nominierten Schauspielerinnen. Habe den Eindruck, dass die nicht ganz so schwer erträglich für die Gelobten sind. Sean Penn muss ein bisschen rumsticheln, nennt dann als Best Actress – Sandra Bullock. The Blind Side will ich auf jeden Fall sehen. Und die Dankesrede! Witze, Tränen, glaubwürdiger Dank – she is such a sweaetie!

Ui: Barbra Streisand hat ihre Fenster geplündert und kommt ganz in Gardine. Best Director: Kathryn Bigelow. Der Film interessiert mich trotzdem nicht.

Tom Hanks hat es eilig: Hastet auf die Bühne, reißt den Umschlag auf: Best Film ist Hurt Locker. Soso. Hauptsache nicht Avatar, puh.

Schneeräumgeschwader rumpelt und brummt um die Häuser – auf schneefreien, trockenen Straßen. Wa? Rum? Wenigstens können die mich nicht wachlärmen.

War eine durchschnittliche Show (Steve Martin reißt es mit einem letzten, halbwegs gelungenen Gag nicht raus: “This show has run so long, that by now Avatar runs in the past.”).

Jetzt ungegessenen Proviant zurückverstauen und noch die eine oder andere Stunde schlafen, bis mich der Putzmann weckt. Vertipper werden danach korrigiert.

Moin, jetzt gilt der Text. (sweatie – sehr schön).

Journal 7. März 2010

Sonntag, 7. März 2010

Ausnahmsweise am selben Tag veröffentlicht, damit es kein Durcheinander mit der Oscarnacht gibt.

Requiem auf eine Cafetera

Nun ist wirklich Schluss. Über 30 Jahre hat sie der Familie Kaltmamsell gedient, die alte Alu-Cafetera, die meine Eltern seinerzeit aus Spanien mitbrachten. In dem zentralbayrischen Provinznest, in dem ich großgeworden bin, gab es sowas nicht, doch meine Eltern mochten schon damals nach dem Sonntagsessen gerne einen Espresso. Meine stilbewusste Mutter ersetzte das Arbeitermodell schon bald durch eine elegant designte Variante, so durfte ich das Urmodell 1986 beim Auszug von Daheim mitnehmen. (An der Stelle, an der bei meiner Mutter das ästhetische Empfinden sitzt, sitzt bei mir die Nostalgie.) Seither hat sie getan, was sie sollte, Woche für Woche, wenn auch die Reinigung sowie das Auf- und Zudrehen immer schwerer wurden. Was unmöglich damit zu tun haben kann, dass ich sie vor ein paar Jahren mal versehentlich ohne Wasser mit Espressopulver befüllt und auf die heiße Herdplatte gestellt hatte, ziemlich lange sogar.

Gestern kam ich auf die Idee, mal wieder den Dichtungsgummi zu wechseln; bislang war dies immer einer Rundumerneuerung gleichkommen. Doch da war nichts mehr zu wechseln: Der Gummi war eins mit dem Alu-Gewinde geworden.

Man muss auch loslassen können, ab damit auf den Wertstoffhof. Das namenlose Cafetera-Plagiat, das ich mir zu Studentinnenzeiten als billige Zweitkanne für größere Bewirtungen zugelegt hatte und das nie richtig funktioniert hatte, gleich hinterher.

Das hier ist die neue.
Wir haben sie bereits getestet. Auch wenn die Spielanleitung behauptet, man müsse die ersten Ladungen Espresso wegschütten, haben wir (nach gründlicher Reinigung, das wohl), gleich die erste Portion getrunken. Schmeckte gut, jaja. Aber schauen Sie sich allein schon mal den Henkel an, diesen neumodischen, organisch aerodynamischen! Ich habe ja nichts gegen Weiterentwicklung. Aber diese Weiterentwicklung ist anders als der Vorgänger!

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Im glitzernden Neuschnee Isarjoggen ist wirklich zauberhaft. Ich könnte allerdings damit leben, wenn ich auf das nächste Mal acht Monate warten müsste. Okay? OKAY?

(Es war heute aber zugegebenermaßen ganz besonders hach und wundervoll.)

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Von wegen: Man kann Katzen nicht dressieren. Hier ein Filmchen, 3 Minuten, über einen russischen Katzenzirkus. (via Sixtus’ Getwitter)

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Noch ein letzter Kinobesuch vor den Academy Awards: Ghostwriter. Sehr sauber gemachter Film, vor allem das Drehbuch. Die Geschichte ist nicht epochal oder überraschend, aber gut erzählt und gespielt. Und die Musik ist von Alexandre Desplat, den wir seit Girl with a Pearl Earring eh lieben.

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Zum Abendessen Pollo en pepitoria – Rezept verfeinert, Foto dazugestellt.

Journal 6. März 2010

Sonntag, 7. März 2010

Über Patrick Findeis Kein schöner Land geschrieben, das mir sehr gut gefallen hat. Zu finden drüben beim Common Reader.

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Ausgiebiges Schwimmen im Olympiabad, das im dichten Schneefall vor verschneiter Kulisse fast nicht zu sehen war. Mal wieder Dreiertakt beim Kraulen ausprobiert – ich bekomme nicht genug Luft, wenn ich nur nach jedem dritten Armschlag einatme. (Stellen Sie sich mal vor, Sie könnten beim Joggen nur nach jedem fünften Schritt kurz Luft schnappen.) Ist das vielleicht nur etwas für einen Sprint? Wie machen das die echten Langstreckenschwimmerinnen?

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Im weiterhin dichten Schneetreiben in der Innenstadt ein wenig eingekauft, darunter mit Genuss beim Rottenhöfer Pralinen und Rohkostkonfekt (Teil des Oscarnachtmenüs).

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Weil wir’s gerade von Trainigsmethoden hatten: Hier Werbung für eine neue Diät.

Weniger Bauch durch – Baucheinziehen!

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Zitronenkuchen nach Fool for Food gebacken. Gerade weil ich die Zutat Vanilleextrakt so ungewöhnlich fand, ließ ich sie drin. So ist das Ergebnis ein schön rund und voll schmeckender Rührkuchen – allerdings seltsamerweise nicht sehr zitronig.

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Zum Abendessen wieder die Crossover-Dampfnudeln mit Salsicce-Füllung aus dem zweiten Basic Cooking: Dicke Empfehlung, das ist meine bisherige Rezeptentdeckung des Jahres. Dazu Dehesa La Granja, von dem ich beim Kaufhof am Marienplatz zwei Flaschen Jahrgang 2002 entdeckt hatte.

Hier meine Rezeptumsetzung.