Archiv für März 2010

Journal 5. März 2010

Samstag, 6. März 2010

Service für alle Twitter-Scheiße-Finder – oder nein: Argumentationshilfe gegen die Behauptung, Twittern sei existenzieller Bestandteil jeder Unternehmenskommunikation. Eine Liste von twitternden Unternehmen, bei denen ich mich frage, welchen Kasperl deren Marketingberater wohl gefrühstückt haben:

Ein Ladungssicherer: http://twitter.com/EversGmbH

Ein Zahnarztzubehörunternehmen: http://twitter.com/duerrdental

Ein Anbieter für Trockeneisverfahren: http://twitter.com/Trockeneis

„Experten für Leistungsvisualisierung“: http://twitter.com/ViewSystems

Ein Anbieter von industriellen Infrarotsystemen: http://twitter.com/diasinfrared

Ein Drahterodierer: http://twitter.com/AR_COM

Ein Stahlhändler: http://twitter.com/STAHLkompakt

Niederländische Spezialisten für „lasersnijden“: http://twitter.com/lasersnijden

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Beleg, dass Twitter, richtig verwendet, eben nicht Scheiße ist:

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The Independent berichtet über das Pork Camp, an dem ich – zefix! – aus beruflicher Unabkömmlichkeit nicht teilnehmen konnte: “It is not long before I am joining my friend to construct another Mettbrötchen.”

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Kluges vom Elektrischen Reporter:

Elektrischer Reporter – Digitale Identität: Das Ich im Netz

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Amerikanische Wissenschaftler haben ja herausgefunden, dass Social Media die Grenzen zwischen privat und geschäftlich immer mehr verschwimmen lassen. Und nun sieht es danach aus, dass ich Internetveteranin mein seit Jahren beim Bloggen und Twittern gesammeltes Wissen auch explizit für meinen Arbeitgeber einsetzen soll. Zum Beispiel in Form eines Info-Vortrags vor ganz oben.
Selbstverständlich wird die erste Folie nur zwei Wörter enthalten:
DAS Blog.
(Scherz.)

Journal 3. März 2010

Donnerstag, 4. März 2010

Die Systematik digitale natives / digital immigrants ist auch mit der Ergänzung durch die Gruppe digital pioneers (möglicherweise wäre Internet veterans besser) irreführend. Gemäß dem Erfinder sollte digital natives die Generation bezeichnen, die eine Welt ohne Onlinekommunikation nicht aus eigenem Erleben kennt. Doch die älteren Erwachsenen interpretieren die Bezeichnung gerne, dass diese Generation aus Experten für alle Formen der Onlinekommunikation besteht – etwas ganz Anderes. Und so stand wieder eine Praktikantin aus einer Nachbarabteilung neben meinem Schreibtisch, mit verschreckt aufgerissenen Augen: Sie hatte den Auftrag bekommen, eine Social-Media-Strategie für ihren Bereich vorzuschlagen, sie sei doch sicher ein digitale native. E-Mail und Kommunikation per SMS sind für sie selbstverständlich, sie hat auch ein Facebook-Konto, das sie häufig nutzt, doch Twitter oder flickr kannte sie nur vom Namen, von LinkedIn hatte sie noch nie gehört. Deshalb die Bitte an meine fellow Internet veterans: Machen Sie doch bitte der Arbeitswelt in Ihrer Umgebung klar, dass auch ein sehr junger Mensch im Internet nur die Anwendungen kennt, die ihn interessieren. Und nur durch Recherche und Lernen Experte im Umgang mit vielen davon wird.

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Konnte mich endlich mal wieder erbieten, für Abendessen zu sorgen: Schlichtes nach Madame Bolli. Beim Reblochonkaufen ganz herzerfrischend mit der Käseverkäuferin geflirtet.

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Im Fernsehen das Singspiel des Starkbieranstichs am Nockherberg mitverfolgt, mit Amüsement. Vor allem das gepflegte und doch urige Bayerisch der Bavaria-Darstellerin erfreute mein Herz, das Wort „Lätschnbene“ hatte ich seit meiner Jugend nicht mehr gehört.

Journal 2. März 2010

Mittwoch, 3. März 2010

Diesmal war die Idee privater Natur, und ich habe gleich mal Einladungen dazu ausgesendet. Macht mindestens so viel Spaß wie berufliche Ideen.

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Besprochen, beraten, gesichtet, geprüft, freigegeben, geplant, abgestimmt, koordiniert, geschrieben, noch mehr besprochen, gescherzt, gestutzt.

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Austoben bei Stepaerobics. Heute konnte ich glücklicherweise etwas entspannter damit umgehen, dass die immer noch vertretende Vorturnerin andere Schritte ansagt als tatsächlich turnt.

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In strömendem Schneeregen kleine Irrfahrt nach Hause: Tram vor der Nase weggefahren, zehn Minuten Warten. Nächste Tram fuhr nur eine Station, wurde dann von einem Unfall gebremst, an dem bereits drei Straßenbahnen Schlange standen: „Alles aussteigen, Sie müssen zu Fuß gehen.“ Wegen immer noch strömendem Schneeregen (es wären zu Fuß zu zehn Minuten gewesen, doch ich trug elegante Schuhe und hatte keinen Schirm bei mir) hinab zur U-Bahn gestiegen. Bahn vor der Nase weggefahren, zehn Minuten Warten. Laune stieg erst wieder, als der Mitbewohner die gewünschte Blutwurst mit Sauerkraut und frischem Apfelmus servierte.

Journal 1. März 2010

Dienstag, 2. März 2010

Welch ein aufregendes Leben ich führe! Gleich morgens im Büro reichte mir die Abteilungssekretärin als Post eine Ladung vors Amtsgericht: „…auf Anordnung des Gerichts werden Sie zur Vernehmung als Zeuge geladen auf…“. Vier Blätter, getackert, Firmenanschrift mit Tipp-ex ausgebessert, Anschrift des Gerichtsgebäudes mit Kuli korrigiert. Wieder etwas gelernt: Es gibt nicht nur Fachvokabular, sondern auch Fachgrammatik: Juristensprache lädt „auf“ einen Tag vor, nicht etwa „an“ einem Tag.

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Ich gönne es Hugh Laurie von Herzen, dass er als Dr. House ein Superstar geworden ist. Dennoch habe ich das Bedürfnis darauf hinzuweisen, dass wir ihn eigentlich aus Blackadder sowie Jeeves and Wooster kennen und für solche Dinge lieben (Klick auf Bild für Hören).

Hier eine Version des sehr viel jüngeren Hugh Laurie (der allerdings bereits amerikanisch klingen konnte):

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Eine bestimmte Art von Coolness und Abgebrühtheit will ich bitte nie erreichen: Ich will nie aufhören mich superwichtig und scheißabgefahren zu fühlen, wenn ich beruflich mit Kolleginnen in Südafrika telefoniere. Auch wenn das Gespräch zweimal abgeschnitten wird, wegen “problems with our line”.

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Brav in der Muckibude Gewichte gehoben. Beim Abendessen wieder festgestellt, dass mir Grenache in allen Varianten schmeckt (Côtes du Rhône Montirius Vacqueyras 2006).

Journal 28. Februar 2010

Montag, 1. März 2010

Den Sonntag mit dem Ansetzen eines Hefeteigs zu begonnen, und zwar für die nicht irgendwelchen schwedischen Zimtschnecken der Frau katha. Denn es duftet bereits so lange und so durchdringend durch meine Ecke des Internets nach Zimtschnecken, dass ich irgendwann wehrlos war. (Angefangen hatte alles mit Cinnamon Rolls aus den Südstaaten bei Isa.)

Die erste Ladung wurde eine rechte Sauerei, obwohl gebrauchsanweisungsgemäß mit einem sehr scharfen Messer geschnitten.

Nun, diese Hälfte war ohnehin zum Einfrieren vorgesehen.
Die zweite Ladung säbelte ich dann mit einem gewöhnlichen Brotmesser – bingo.

Während die Schneckerln abkühlten, ging ich Schwimmen. Mittlerweise habe ich auch herausgefunden, warum mir danach Heerscharen von Menschen aus der U-Bahn-Station Olympiazentrum entgegenkamen, einige davon in Versatzstücken von Oktoberfestverkleidung: Sie waren unterwegs zu einer Abella-Show.

Die Zimtschnecken waren sehr köstlich.

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Gleich nochmal ins Kino gegangen: Doris Dörries Die Friseuse, obwohl der nicht für einen Oscar nominiert ist (vor der Preisverleihung versuche ich mal wieder so viele der nominierten Filme zu sehen wie möglich). Hmja, eigentlich eine nette Geschichte, dazu sehr schön gefilmtes Berlin-Marzahn – aber der Fatsuit, der Gabriela Maria Schmeide zur adipösen Kathi machen sollte, war so schlecht, so offensichtlich Schaumstoff und nicht Speck, dass ich durchgehend abgelenkt war.

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Zum Nachtmahl nach Jahren mal wieder einen Standard meiner Studentinnenzeit (kennengelernt in der Lindenstraßen-WG):
– kleinere Kartoffeln schälen, längs halbieren und kochen
– währenddessen Chicorees halbieren, Strunk rausschneiden, in wenig kochendem Salzwasser fünf Minuten kochen
– Kartoffeln und Chicorees in Gemüsesieb abgießen
– in größerem Kochtopf Sahne erhitzen und mit Currypulver und etwas Salz würzen
– Gemüse darin schwenken