„Ich bin ja keine Feministin, aber…“

Freitag, 9. April 2010 um 8:13

Ich fand die ersten drei Folgen von Doris Dörries Fernseh-Sechsteiler Klimawandel großartig. Es ist schon sehr lange her, dass mich etwas fürs Fernsehen Produziertes dazu brachte, meinen Klapprechner zu schließen und mich ganz der alten Röhre zuzuwenden. 100 Prozent Missfits-Humor (die eine Hälfte der Missfits, Gerburg Jahnke, findet das wohl auch), den ich schon immer sehr mochte: Genau anderthalb Zentimeter jenseits der Schmerzgrenze. Ich fand es ungeheuer herzerfrischend, das Thema Klimakterium ohne Samthandschuhe oder gar analytisch realistisch anzugehen. In Klimawandel kracht es ordentlich, Ulrike Kriener habe ich sehr gerne wiedergesehen, und Andrea Sawatzki darf mal ganz anders (auch wenn eine Bayerin wie ich sofort hört, dass Bayerisch nicht ihre Muttersprache ist).

Selbst hatte ich meine Mutter während unseres gemeinsamen Urlaubs letztes Jahr in Brighton darauf angesprochen: „Du hast mich auf meine erste Menstruation vorbereitet. Jetzt ist es an der Zeit, deine Tochter auf die Wechseljahre vorzubereiten.“ Was sie nach bestem Wissen und Gewissen tat. Und alles davon hörte sich so wenig lustig an, dass man wirklich jeden Anlass begrüßen sollte, darüber zu lachen.

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“I’m not a feminist, but …” is a way of telling the world that we don’t pose too much of a threat. It’s a way of saying that we don’t plan to rock the boat too much, that we will play nice.

Chloe Angyal warnt im Guardian vor den handelsüblichen Disclaimer „Ich bin ja keine Feministin, aber…“ (via feministing)

die Kaltmamsell

16 Kommentare zu „„Ich bin ja keine Feministin, aber…““

  1. ilse meint:

    I am a feminist, but…ich fand das Casting auch ganz brilliant (Ulrike Kriener mal nicht düster, Sawatzki mit Bayrisch als Fremdsprache), aber nach anfänglicher Begeisterung bin ich jetzt ein bisschen abgekühlt – die Satire ist mir denn doch zu holzhammermäßig gnadenlos, etwa 1km jenseits der Schmerzgrenze, da, wo es aufhört, lustig zu sein. Was nicht heißt, dass die Serie nicht voll ist mit zum Schreien komischen Details. Zum Beispiel, wenn Ronnie das Baby mit dem Fön zum Schweigen bringt.

  2. PepeB meint:

    Verlernt man als gebürtige Bayerin bayerisch? Laut Wiki, ist Andrea Sawatzki in Kochel geboren …

  3. brittbee meint:

    Nun… das Thema an einem solchen Sendeplatz fand ich auch klasse. Das ZDF hat übrigens Monate mit sich gerungen ob dieses Projekt nicht lieber im Giftschrank verschwinden sollte. Sind ja auch Männer, diese Programmdirektoren…
    Die Begeisterung über eine so kraftvolle Besetzung teile ich. Aber mir ist irgendwie aufgestoßen, dass Frau Dörrie ihre Figuren für einen Gag verkauft. Das hat sich auch schon bei “Die Friseurin” so angefühlt. Und irgendwie sagt mir mein Bauchgefühl, dass sie Frauen eigentlich nicht mag.

  4. kittykoma meint:

    hab mich sehr amüsiert! endlich mal kein emotional-patent-betroffenes frauenfernsehen oder witze über depperte männer.
    im zdf gibt es mittlerweile eine feministisch geprägte frau in der fernsehspiel-chefetage, das merkt man.

  5. die Kaltmamsell meint:

    Leider reicht es nicht, in Bayern auf die Welt zu kommen, pepeB, um Bayerisch zu sprechen. Ich leben mit einem Augsburger zusammen, der kein Augsburgerisch spricht – glücklicherweise, sonst hätte ich mich nie in in ihn verliebt.
    Zumindest erklärt Sawatzkis Geburtsort, dass sie Bayerisch als Fremdsprache überdurchschnittlich gut spricht.

  6. gingerbox meint:

    ich habe bei klimawechsel den fernseher angemotzt: “die können ja
    alle GARNICHTS!” wie es diese weibsen ohne einen funken selbstwertgefühl und lebensfähigkeit bis ins klimakterium geschafft haben sollen, ist mir ein rätsel. besonders schade, dass eine dominante frauenfigur offenbar auch nicht witzig sein darf, sondern (wehe, wehe!) ihre familie in den wahnsinn treibt, sprich, dass diese dominanz so dermaßen problematisiert wird. gähn. trotzdem machts mir spaß – einfach weil es so überdreht ist.

  7. Petra_s meint:

    Ich will gar nicht darüber nachdenken, ob die negativen Stimmen auch recht haben könnten. Nach Folge 3 möchte ich mich weiterhin darüber amüsieren.
    Nur in meiner eigenen Yoga-Stunde, für mich die sportliche Offenbarung meines Lebens (ja, sportlich!!), nimmt die Serie mir im Moment meinen ehrgeizigen Ernst.
    Der Satz “ich geh zum Yoga” – ich sage ihn mittlerweile mit breitem Grinsen.
    Ich hoffe, dass die nächsten 3 Folgen so weitergehen.
    Heute fragte mich meine Freundin mit welcher der 4 Frauen ich mich am besten identifiziere. Ich verrate es besser nicht ;-)

  8. loreley meint:

    Ich habe mich sehr gut unterhalten. Hatte die ersten beiden Folgen aufgenommen und prompt nicht mitbekommen, dass schon die 3. läuft.

    Doris Dörrie hasst Frauen sicher nicht, aber vielleicht hasst sie Ärzte. Seit Kir Royal hat mir nichts mehr im deutschen Fernsehen so gut gefallen.

    Es ist wahnsinnig gut beobachtet von ihr. Wie die Schüler träge in den Seilen hängen. Die Jugend ist nach wie vor an die Jugend verschwendet. Natürlich ist es auch ein bisschen böse. Sonst wäre es ja langweilig. Ich finde auch nicht, dass sie die Figuren denunziert. Höchstens die, die es verdienen.

  9. Petra_s meint:

    @loreley – die verpasste 3. Folge gibt es auf der ZDF-Mediathek.

    “Die Jugend ist nach wie vor an die Jugend verschwendet”, ein ketzerischer Satz, den ich so noch nie gehört habe. Was hätte ich mich früher über so einen Satz aufgeregt und jetzt bin ich tatsächlich schon so weit (äh alt), dass das nicht mehr so richtig gelingen will.

  10. croco meint:

    Anscheinend ist viel passiert, während ich abgetaucht war.
    Muss gerade Folge eins schauen. Wow!
    Melde mich wieder, wenn ich durch bin.

  11. ilse meint:

    ät Loreley: “Ich finde auch nicht, dass sie die Figuren denunziert. Höchstens die, die es verdienen”.
    Das wären dann die sowieso, an sich schon, per definition, komischen alten Weiber? easy targets.

  12. loreley meint:

    @Petra_s
    Danke für den Hinweis. “Youth is wasted on the young.” Ich glaube der Satz stammt von Bernhard Shaw.

    @Ilse
    Ich dachte dabei an die skrupellose Ärztin und den Therapeuten. Der ist zwar harmloser, aber auch ein Windbeutel.

    Doris Dörrie hat es gut hinbekommen, die Figuren einerseits zu überzeichnen, sie aber trotzdem menschlich erscheinen zu lassen. Sie sind tatsächlich nicht lächerlich, aber rührend komisch. Ein schmaler Grat. Die Schauspieler sind auch sehr gut.

  13. croco meint:

    Jetzt bin ich durch, mit Unterbrechungen.
    Die Sendung ist wirklich gut. Mich rühren die Frauen sehr.
    Sie bewegen sich alle auf unbekanntem Gelände.
    Keine weiß, wie das geht, das älter werden.
    Zum Schluß, finde ich, wird alles überzeichnet.
    Lustig ist nichts mehr, nur noch tragisch.
    Mal sehen, ob sie noch die Kurve kriegen, die Mädels.

    Naja, ein bißchen viel Lehrerinnen gibt es hier.
    Dass die Biolehrerin nicht in einem Biosaal unterrichten darf, ist schade.

  14. die Kaltmamsell meint:

    Habe mir lange durch den Kopf gehen lassen, ob Dörrie keine Frauen mag – würde ich nicht sagen: Sie hat in ihren Filmen vielleicht mehr Erbarmen mit den männlichen Figuren, scheint ihnen aber auch weniger zuzutrauen als ihren weiblichen. Am meisten scheint Dörrie doch die Abhängigkeit von Männern und Frauen voneinander zu interessieren.

    Dass Lehrerzimmer als Schnittstelle der Figuren, croco, finde ich eine geniale Drehbuchidee. Schule als Schauplatz bietet zudem die Möglichkeit der schrägen Lehrerin-Schüler-Beziehung. Doch der Schauplatz ist vor allem eine erzähltechnische Funktion. Eine Konsequenz: Die fast völlige Abwesenheit von Lehrerklischees.

    Ich bin schon sehr gespannt, wie die Figuren sich entwickeln, ob ihnen das Drehbuch Erlösung gönnt.

  15. croco meint:

    Stimmt, das Lehrerzimmer liefert eine prima Drehscheibe.
    Es ist der Ort für viele Dramen.
    Doch wird nie so schlecht über Schüler geredet. Jedenfalls bei uns nicht.
    Diesen Sarkasmus kenne ich nicht.
    Diese Lehrerin-Schüler-Beziehung gibt es schon, aber eben mit jüngeren Lehrerinnen.
    Diese hier ist ungewöhnlich und ich bin auch gespannt, wohin sie führt.
    Ins Unglück, nehme ich an.
    Wobei Lehrer-Schülerinnen-Beziehungen auch in Ehen enden können.
    Trotz Altersunterschied.
    Ich kenne ein paar.

  16. Texas-Jim meint:

    Ich bin ja kein Fernseher, und ich habe auch keinen.
    (Manchmal bedaure ich das.)

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