Meinrad Neunkirchner, Katharina Seiser,
So schmecken Wildpflanzen
Dienstag, 27. April 2010 um 6:41
Ich hätte mir jedes Buch umgehend geholt, das Katharina Seiser als Autorin hat, schon gleich zweimal jedes Kochbuch – schließlich lese ich die Dame seit Jahren als Autorin von esskultur.at. Sie hat mir unter anderem zu den Erlebnissen Lussekatter und knetfreies Brot verholfen, glänzt zudem in jedem Eintrag durch Sorgfalt und überdurchschnittliche Texte. Es wurde das Buch So schmecken Wildpflanzen, das ich mir gleich bei Erscheinen vom Verlag schicken ließ (inklusive einem Exemplar für Mutter und einem für Schwiegermutter).
Wildpflanzenbuch in neuem Habitat vor künftigen Buchgenossen.
Ich war sofort begeistert: Wunderschöne Bilder, hervorragendes und lesergerechtes Layout. Ein Eingangskapitel stellt den Koch hinter dem Kochbuch vor: Meinrad Neunkirchner, einen Spitzenkoch aus der Witzigmannschule, der bereits seit Jahrzehnten mit heimischen, also österreichischen Wildpflanzen kocht. Wie gut das schmeckt, stellte ich in Wien beim Besuch in seinem Restaurant Freyenstein fest. Herr Neunkirchner trug auch hier die gestreite Schürze wie auf diesem Foto (die mittlere Person auf dem unteren Bild ist Madame Seiser). Ich hatte sofort einen Kleiderschrank (österr. Kasten) vor Augen, der ausschließlich mit gestreiften Schürzen gefüllt ist. Apropos österreichisch: Das Buch ist in dieser Sprache geschrieben, zum Verständnis gibt es ein kleines Glossar (als geradezu Anrainerin und aufgewachsen mit österreichischem Fernsehen war ich allerdings schon vorher mit Kren, Paradeisern und Obers vertraut).
30 Wildpflanzen, völlig ohne Bärlauch, stellt das Buch vor und Rezepte damit, aufgeteilt nach Frühling, Sommer, Herbst. Viele davon sind jedem Kind bekannt, zum Beispiel Löwenzahn Gänseblümchen, Brennnesseln, Vogelbeeren, Schlehen (na gut, letztere Pflanze vielleicht auch nur Kindern, die das Altmühltal erwandert haben). Dummerweise kannte ich Vogelmiere bis dato gar nicht – wo mir doch ausgerechnet das Vogelmierenparfait im Freyestein so gut geschmeckt hat. Die Suche danach wird ein wenig aufwendiger.
Die Rezepte sind klar verständlich und gut nachkochbar beschrieben. Jetzt, wo das erste Rezept nachgekocht wurde, kann ich das Buch erst richtig glaubhaft weiterempfehlen – reines Fangirltum hätte ja kaum gereicht.
Es war gar nicht ich, die nachgekocht hat, sondern der Mitbewohner. Das Rezept für Löwenzahnsirup erinnerte mich mit seiner Zugabe von Orangen und Zitronen an den Löwenzahnwein, den der Mitbewohner inspiriert von Ray Bradburys Dandelion Wine gemacht hat. Also verbrachte der Mitbewohner einen Teil seines Samstagvormittags im Vorgärtchen unseres Wohnblocks – dicht umgeben von Zaun und Hecke, dadurch praktisch hundefrei – und pflückte Löwenzahnblüten für die halbe angegebene Menge. Wasser brauchte er verhältnismäßig mehr, dafür gab es beim Aufkochen keinen Schaum. Die resultierende Menge Sirup füllte die beiden Gläschen auf dem Foto oben. Das letzte Restchen im Topf kosteten wir und verfeinerten ein Salatdressing (Weißweinessig, Sonnenblumenöl) damit: Köstlich!
Weil mich das Rezept für die Hollerblütencreme so anlacht, wird der nächste Schritt wohl Hollerblütensirup werden – sobald sie blühen. Aber den mache dann ich.
Bei Valentinas Kochbuch steht übrigens ein sehr interessantes Interview mit Katharina Seiser, in dem sie erzählt, wie es überhaupt zu diesem Kochbuch gekommen ist.
die Kaltmamsell8 Kommentare zu „Meinrad Neunkirchner, Katharina Seiser,
So schmecken Wildpflanzen“
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27. April 2010 um 12:11
Vogelmiere hab ich am Samstag auf dem Viktualienmarkt gesehen. Wenn gekauft auch gilt…..
27. April 2010 um 12:43
Echt?! Ich finde, Sandra, das gilt – vielen Dank für den Hinweis.
27. April 2010 um 13:12
ich steig sofort um. Ich werd mein Unkraut nicht mehr ausreißen und verfluchen und in den Boden treten, ich werde es hegen, pflegen, streicheln, zupfen und zum markt tragen ;-)
aber danke für den Buchtipp, wäre eine Geburtstagsgeschenkidee für jemanden…
27. April 2010 um 13:38
ich glaub, ich kaufs mir dann auch. Holunderblütensirup ist übrigens der Knaller, als Aperitiv mit Riesling-Sekt, genial!
27. April 2010 um 14:41
Der Buchfink brauchts dann wohl auch, stand sowie schon auf der Liste für unentbehrliche Einkäufe.
27. April 2010 um 17:35
gut, dass ich hier gelungenen löwenzahnsirup betrachten kann, wo ich doch meinen heute vormittag durch zu langes (natürlich unbeaufsichtigtes, mein computer steht ja nicht in der küche) kochen versemmelt habe. der web- und sängermeister meinte, ich könnte ihn als hochkonzentrierte deluxe-version sauteuer verkaufen. der löwenzahn kann jedenfalls nix dafür, meinrads rezept und meine niederschrift davon auch nicht.
das war ein küchenpannengeheimnis, das ich im ausgleich für so viel wohltuendes lob gerne verraten habe. danke!
27. April 2010 um 21:41
Oh, das tut mir leid, katha. Interessanterweise erzählte ich heute Mittag in der Kantine vom Buch und vom Löwenzahnsirup, woraufhin sich herausstellte, dass die Mutter einer Kollegin solch einen Sirup jedes Jahr macht – und ihn regelmäßig vermasselt, weil sie ihn vergisst und zu, äh, Krokant bruzelt.
28. April 2010 um 10:51
Die Lussekatter habe ich auch von Katha kennengelernt, dazu gabs selbst gebeizten Lachs – ein Traum! Es wird also Zeit den Kochbuchladen meines Vertrauens aufzusuchen, ich bin gespannt auf ihr Buch!