Verfluchte Klappentextautoren!

Samstag, 3. April 2010 um 6:09

Nun wurde mir zum zweiten Mal die Lektüre eines Buches durch den Klappentext völlig verdorben. Das erste Mal war Klaus Modicks Bestseller gewesen, dessen Klappentext nur das letzte Drittel des Romans zusammenfasst und mich deshalb zwei Drittel der Seiten darauf warten ließ, dass es endlich losgeht.

Und jetzt der Klappentext von Michael Köhlmeiers Idylle mit ertrinkendem Hund: Er beschreibt das vorletzte Kapitel des schmalen Bandes (und dann auch noch ungenau: Die Männer sind keineswegs „ins Gespräch vertieft“.) und prägte damit meine gesamte Lektüre. Es war schnell klar, was am Schluss passieren würde, welcher Hund im Titel der Geschichte gemeint war, mir standen keine anderen Lesemöglichkeiten offen. Warum tut ein Verlag sowas? Eigentlich gefiel mir das Büchlein, diese Novelle, die bereits mit der Widmung einen Fingerzeig Richtung autobiografischem Hintergrund gibt. Doch durch den Klappentext (erzählen Sie mir nicht, dass ich die Einzige bin, die von einem Buch erst mal den Umschlag liest) erschien mir die Geschichte wie ein Auftakt zu dem, was mir zunächst angekündigt worden war.

Ich mache mir durchaus gerne Gedanken, was alles zum Rezeptions-beeinflussenden Gesamtwerk zu zählen ist – auch der Untertitel, den vielleicht der Verlag bestimmt hat? die Widmung? auch die Gestaltung des Umschlags? – doch jetzt bin ich erst noch damit beschäftig, mich zu ärgern.

die Kaltmamsell

4 Kommentare zu „Verfluchte Klappentextautoren!“

  1. Michael meint:

    Natürlich darf der Klappentext Einfluss auf die Rezeption haben. Bevor ich ein Buch kaufe, lese ich (so gut wie) immer den Klappentext durch. Wenn sich später herausstellt, dass der nicht so recht zum Inhalt passt, hat das großen Einfluss darauf, wie gut mir das Buch gefällt.

  2. Cati Basmati meint:

    Ich gucke immer erst den Umschlag an. Und öffne, wenn der gefällt, die Augen gen Klappentext. Und kaufe, leihe was auch immer das Buch, so die Neugier denn geweckt wurde. Dann vergesse ich aber meistens den Klappentext, sobald ich mit dem Lesen begonnen habe. Dieses seelktive Kurzzeitgedächtnis bewahrt mich dann anscheinend vor Schlimmem! Ich kann aber nicht sagen, dass das Passen oder Nichtpassen des Textes zum Buch mein Buchmögen beeinflusst. Wie auch, den hab ich ja vergessen.
    Ich denk nochmal neu drüber nach!
    Frohe Ostern.

  3. AnkeD meint:

    Ich lese den Klappentext immer, er bestimmt die Auswahl des Buches, der Titel allein tut es nur bei Autoren, die ich kenne und sowieso lese. Da ich ausschließlich Bücher aus der Bücherei ausleihe, habe ich mir letztens mal wieder frustriert überlegt, ob ich nicht vielleicht mit Bleistift einen Kommentar neben den Klappentext schreiben sollte, der den nächsten potentiellen Leser warnt, z. B. wenn das Buch grottenschlecht geschrieben ist, der Krimi unspannend oder die Handlung schlicht abstrus entgleitet. Ich ärgere mich nämlich immer wieder maßlos, wenn ich mich 300 bis 500 Seiten durch ein Buch gequält habe, um dann am Ende von bizarren “Twists” ver***scht zu werden (Jean-Christophe Grangé und Tess Gerritsen, ich sehe in Ihre Richtung, und mein Blick ist nicht freundlich). Da hätte ich auch gerne eine Warnung.

    Oder wäre das vermessen?

  4. Connie meint:

    Das wäre doch ein Gastbeitrag für meine http://www.Buchbestattung.de, obwohl ich das Buch sehr gerne gelesen habe und mich beim Lesen nicht vom Klappentext gestört fühlte.

    Eigentlich lese ich, wenn ich die Autorin oder den Autor kenne oder Rezensionen über das Buch gelesen habe, nie den Klappentext. Was auf dem Umschlag steht, hat meistens mit dem Buch nichts zu tun, die Illustrationen passsen ja auch nicht oder werden sogar auf die unterschiedlichsten Bücher gepappt (so z.B. die Bauern von Malevich)

    Frohe Ostern!

    Connoe

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