Archiv für Juli 2010

Journal Sonntag, 18. Juli 2010

Montag, 19. Juli 2010

Die Regennacht hatte die Luft so stark abgekühlt, dass es mir auf dem Balkon schon nach wenigen Minuten zu frisch für meinen Morgenkaffee war.

Umso angenehmer wurde der sonntägliche Dauerlauf entlang der von den Regengüssen hellbraun und gefährlich hoch schäumenden Isar: Ich musste mich nach Langem wieder richtig warm laufen.

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Die taz schreibt über den nächsten Schritt der gesellschaftlichen Entwicklung am Prenzlauer Berg: Die verlassenen Macchiato-Mütter.
via bovs Gezwitscher

Ich bleibe dabei: Materielle Abhängigkeit in einer Partnerschaft macht Gleichberechtigung zu Theorie. (Von wegen „Ich manage ein kleines Familienunternehmen“ – dann beurteile ich die Zukunftsfähigkeit dieses Unternehmens aber auch anhand der Geschäftszahlen: Eigenkapitalquote? Umsatz? Auftragseingang? Operatives Ergebnis? ROCE?)

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Bei dieser Gelegenheit und zur Erinnerung: Ein paar Statements über Feminismus drüben beim Mächenblog, mündend in der Zusammenfassung

Feminists want to give to women, not to take from men.

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Endlich auch in diesem Hause Wassermelone kombiniert mit Feta. Ich habe von beidem Stücke auf einem Teller drapiert und eine Hand voll Minzblätter darübergestreut. Harmonierte sehr gut, auch mit ein paar Tropfen Balsamicocreme aus der Plastikflasche, die der Mitbewohner geschenkt bekommen hatte.

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Sommer bedeutet verstärktes Bügeln. Die Waschmaschinenernte einer eigentlich normalen Woche kostete mich zwei Stunden – zumindest bei angenehmen Temperaturen.

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Oder hamse schomma ein gehört, wo gerufen hat: “Lassense mich durch, ich bin Hömmöpath?” Sehnse.

Ingeborch Schubiaks Gedanken zum Unterschied zwischen Homöopathie und Parkuhren.

(Sie haben hoffentlich bemerkt, wie fein still ich während der aktuellen Debatte über Sinn und Kosten dieser Glaubensrichtung war?)

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Sommer! Abends eine große, echte, heimische grüne Paprika und zwei kleine heimische Ochsenherztomaten klein geschnitten, ein bisschen gehackte Zwiebel dazu, mit Zitronensaft, Olivenöl von Freunden aus Urracal, Salz, Pfeffer vermischt. Göttlich!

Journal Samstag, 17. Juli 2010

Sonntag, 18. Juli 2010

Wochenende heißt, dass ich meinen Schreibimpulsen nachgeben kann, die sich fast ausschließlich morgens einstellen. Also schrieb ich neben meinem Morgenmilchkaffee auf dem Balkon über meine Enttäuschung über Philip Roths The Humbling, zu lesen beim Common Reader.

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Beim Radeln zum Olympiabad durch wolkenverhangene Schwüle derart ins Schwitzen gekommen, dass ich noch bis in die Dusche tropfte. Nehme an, dass das Becken nach meiner Runde mehr Wasser enthielt als zu Anfang. Das Heimradeln war schon weniger schweißtreibend: Es hatte inzwischen geregnet.

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Peanutbutter Cookies nach einem Rezept von David Lebovitz gebacken. Allerdings wurden sie nicht wie angekündigt moist, sondern mürbe.

Sehr wahrscheinlich rächte sich damit die Freiheit, die ich mir mit der Zutat Erdnussbutter genommen hatte: Ich verwendete Bio-Erdnussmus und stellte zudem erst beim Abwiegen fest, dass das Glas weniger als die geforderten 260 Gramm enthielt, musste also mit 20 Gramm Erdnussbutter crunchy auffüllen. Sie sind schon gut, die Kekse, allerdings ein wenig langweilig. Werde sie mit der angegebenen creamy peanut butter wiederholen.

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Richard III. ist eines meiner Lieblingsstücke von Shakespeare (das ist das mit „a kingdom for a horse“). Abends sah ich mir die Inszenierung im Volkstheater an. Gefiel mir sehr gut in ihrer Ausstattungsarmut (das Aufwendigste waren die Frisuren) und mit ihren großartigen Schauspielern: Nico Holonics als erst souverän manipulierender, dann irrlichternder Richard, Justin Mühlenhardt als Catesby (die Rolle war zum umfassenden Handlanger Richards ausgebaut, indem Catesby alle bösen Taten für Richard vollbringt), Robin Sondermann als treuherzig nobler Clarence und sarkastischer Hastings.

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Es hatte gegen 18 Uhr zu regnen begonnen und nicht mehr aufgehört; ich brauchte auch für den Heimweg nach einem Glas Wein im Volksgarten meinen Schirm. Nach Mitternacht hatte es sogar so stark abgekühlt, dass ich unter einer warmen Decke schlief.

Journal Donnerstag, 15. Juli 2010

Freitag, 16. Juli 2010

Wegen der Ausgeherei am Vorabend eine halbe Stunde länger geschlafen und einfach eine halbe Stunde später in die Arbeit aufgebrochen. Ich habe nämlich mein Strebertum SEHR WOHL im Griff!

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In schwüler Luft trotz gemäßigtem Radltempo schweißtriefend angekommen. Das Tropfen und Rinnen hörte erst nach 45 Minuten im gekühlten Büro auf. Hatte den ganzen Tag das Gefühl zu müffeln. (Auch bei uns gibt es eine Dusche. Das Duschen ist aber nicht der eigentliche Zeitfresser, sondern das anschließende Haaretrocknen, Schminken und der sonstige Finish).

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Ich mag nicht schon wieder die Alltagstätigkeiten des Tages aufzählen, die von einem Geburtstagsumtrunk eines Kollegen aufgelockert wurden. Statt dessen Internetfundstücke:

Fotos: Accessoires aus Nahrungsmitteln
(via missesdelicious’ Gezwitscher)

Fotoessay aus der Fabrik für Echtpuppen
(via lyssaslounges Gezwitscher)

Mehr aus der Kategorie „Worauf die Welt gewartet hat, sie wusste es nur nicht“:
What the fuck should I make for dinner?
(via Anke Gröner)

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Nach der Arbeit Gewichteheben in der medizinischen Muckibude, gefolgt von gemächlichem Heimradeln.
Endlich war es kühl genug für einen Abend auf dem Balkon (Zeitung, Internet und Buch gelesen).

Journal Mittwoch, 14. Juli 2010

Donnerstag, 15. Juli 2010

Ein weiterer ganz normaler Arbeitstag im Hochsommer mit unter anderem
– Frühstückskaffee auf dem Balkon
– Radeln ins Büro
– Besprechungen
– Kantinenmittagessen mit Abteilungskollegen und -kolleginnen
– Fotorecherche
– Redaktionssitzung
– Dienstleisterbesprechung
– Vortragsvorbereitung.

Besonders wurde der Tag erst abends, als ich mich mit einer sehr gemochten Blogveteranin in einem Restaurant in der Maxvorstadt zum Nachtmahl traf. In wenigen Stunden Gespräch holte ich mir Geschichten, Anekdoten und Denkanregungen für die nächsten Wochen ab (zur Selbsterinnerungen Stichwörter: Stockholmsyndrom, „The plural of anecdote is not data“, Marvel-App). Wir saßen draußen, bis die immer wieder aufzuckenden Blitze endlich zu einem richtigen Gewitter inklusive Sturzregen führten.

In letzterem radelt ich nach Hause und genoss die Dusche – sie dauerte nur bis 500 Meter vor dem Hauseingang. Als ich das Fahrrad hoch auf meinen Küchenbalkon trug, löste sich der nie wirklich fest sitzende Radkorb mit ein paar Einkäufen vom Gepäckträger und klabister-, klabusterte fröhlich sekundenlang die Treppenstufen hinunter. Ich streiche hiermit „ordentlich passender Fahrradkorb“ von der Liste meiner Geburtstagswünsche und kaufe mir spätestens am Samstag selbst einen neuen.

Nachts kurz aufgestanden und die Balkontür geschlossen: Die Niederschlagsgeräusche hatten nach Hagel geklungen.

Journal Dienstag, 13. Juli 2010

Mittwoch, 14. Juli 2010

Der Blick vom Balkon ergab: Auch in der Nacht hatte der erlösende Regen nicht stattgefunden. Dennoch fühlte sich die Luft gereinigt und kühl an.

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Für die abgebrannte Familie von Melody gibt es jetzt eine Spenden-Website.

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Korrektur gelesen
Etat aufgestellt
Dokumente geprüft und freigegeben
Präsentation vorbereitet
Projektplan geklöppelt – Listen verleihen mir Sicherheit. Unter anderem die, dass Projekte auch dann weitergeführt werden können, wenn mich beim Radeln in die Arbeit ein 17-Tonner überrollt.

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Es erfreute sehr mein Herz, dass ich eine Bereichsleiterin (das ist was sehr Hohes) an meinem Büro vorbeirennen sah. Wenn ich im Arbeitsgebäude bei Eile in Laufschritt falle, einfach um schneller von A nach B zu kommen, fühle ich mich immer ein wenig ungehörig.

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Schweißtreibendes Aerobicgehopse. Ich werde mir eine Zweittrinkflasche zulegen müssen: 0,75 Liter reichen nicht für eine Stunde.

Fächershow

Montag, 12. Juli 2010

Die Bloggeria zeigt Fächer: Hier die von Señora Creezy, hier die von Doña Nullzeitgenerator (und jetzt stellen wir uns vor, was eine Spanierin beim Vorlesen mit diesem Namen machen würde).

Hier mein Fächerbesitz:

Mit Erbstücken kann ich nicht dienen: Ein Großteil meiner Familie ist zwar spanisch, die Vorfahren waren allerdings bettelarm. Da gab es nicht mal Fächer zu vererben. (Sonst wäre mein Vater wohl kaum 1961 im Bubenalter von 18 Jahren als Gastarbeiter nach Deutschland gekommen, duh!)

Doch ich bekam schon als Mädchen in Spanien einen edlen, handbemalten Fächer gekauft, den ich als Kind sehr schön fand, dann lange Zeit doof kitschig und jetzt wieder sehr schön.

Als Teenagerin ließ ich mir im Sommerurlaub von meinen Freundinnen im spanischen Dorf ein wenig Fächersprache beibringen – mit einer kurzen Bewegung des Handgelenks öffnen und schließen konnte ich ihn da schon seit Jahren. Dennoch scheue ich mich bis heute davor, Fächer hierzulande in der Öffentlichkeit zu verwenden; erregt für meinen Geschmack zu viel Aufmerksamkeit von der falschen Sorte. Am ehesten noch nehme ich den roten mit.

Journal Sonntag, 11. Juli 2010

Montag, 12. Juli 2010

Das Ausschlafen wurde auch am Sonntag von Aufwachen um 6 verhindert. Dann halt früher Isarlauf (nach Backen von Chocolate Chip Cookies) beginnend mit dem Hofgarten. Da ich mindestens drei Wochen keine Isarlauffotos mehr gepostet habe, leiden Sie sicher bereits unter Entzug. Das geht natürlich gar nicht.

Mal wieder ein Blick vom Monopteros.

Hinter mir wurde im Monopteros selbst feudal gefrühstückt. Etwa zehn Menschen saßen an einer reich und schön gedeckten Tafel, plauderten, aßen, als sei es das Selbstverständlichste der Welt, in einer Ecke stand Kuchen. Eine großartige Idee.

Eichhörnchen auf dem Weg nach oben, wahrscheinlich um seinen Anteil einzufordern.

Beim Chinesischem Turm erinnerte ein Plakat daran, dass nächsten Sonntag wieder Kocherlball ist. Da ich mich am Abend zuvor zu einem Theaterbesuch verabredet habe, kann ich meine Lust zur Teilnahme noch nicht einschätzen.

Schon im stadtnahen Bereich des Englischen Gartens, aber dann auch in den Isarauen fielen mir die überquellenden Mülleimer auf. Liebe Gartenverwaltung: Das riecht in der Sommerhitze weithin und macht auch sonst keinen guten Eindruck. Wo doch gerade so viele Besucher von weit her in der Stadt sind.

An der Isar ging ein angenehmes Lüfterl (zumindest noch zwischen 9 und 11 Uhr), das Laufen fiel mir im Schatten leichter als befürchtet. In der Sonne waren die Temperaturen allerdings anscheinend bereits jenseits der Messbarkeit gestiegen.

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Erst freute ich mich über die Idee, die wohltemperierte Wohnung1 gegen ein klimatisiertes Kino zu tauschen, dann war ich zur Siestazeit doch zu müde. Dadurch ergab sich erstmals die Gelegenheit, die medizinische Muckibude zusammen mit dem Mitbewohner zu nutzen: Der Herr hat sich dort vor einigen Monaten aus eigenem Antrieb angemeldet (nein wirklich! das ist der eine Bestandteil meiner Sportelei, die mir keinen Spaß macht und reine Pflicht ist; ich habe mich entsprechend gewundert), geht auch regelmäßig hin, nur immer zu ganz anderen Zeiten als ich.

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Die am längsten bloggende Bloggerin Deutschlands, Frau Melody, die Seele einer großen Ecke des deutschsprachigen Internets, ist abgebrannt – furchtbarerweise buchstäblich. Hier ein Aufruf zur schnellen Hilfe bei Frau creezy.

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Zum Abendessen Bauernwürscht aus der Heimat. Es hat Jahre gedauert, bis ich bemerkte, dass es die sonst nirgends gibt. Die heilige Wurstdreieinigkeit meiner Kindheit bestand aus Wienern, Weißwürsten und Bauernwürsten, die im Kessel vom Pfafflinger auf dem Wochenmarkt schwammen. Für ihre Einkäufe stellte meine Mutter mich beim Pfafflinger ab und bestellte das eine oder andere Würschtl mit einer Breze. So war ich beschäftigt, bis sie alles besorgt hatte. Bauernwürscht sind weißwurstförmig, aber geräuchert und mit Kräutern gewürzt, sie schmecken ganz besonders. Letzthin hatte ich vor einem Heimatbesuch endlich daran gedacht, meine Mutter um Besorgung zu bitten, damit ich ein paar Paar mit nach München nehmen konnte. Das nächste Mal machen ich Fotos, versprochen.

  1. „Haste warm?“, fragte mich meine polnische Oma selig immer, wenn wir uns im Winter sahen, und sie meinte: Funktioniert deine Heizung ausreichend? Derzeit müsste sie gefragt haben: „Haste kiehl?“ Und auch in dieser Hinsicht ist diese meine Wohnung im ersten Stock eines hochsolide 50er-Jahr-Baus optimal. []