Tagebüchlicher Wochenendbericht 3./4. Juli

Montag, 5. Juli 2010 um 12:53

Ich verordne mir hiermit wieder Tagebuchbloggen. Zum einen schaffe ich damit einen regelmäßigen Schreibanlass, zum anderen nutze ich diese meine Blogaufzeichnungen mittlerweile so häufig als historische Quellen („Von wegen ‚so einen warmen April hatten wir ja noch nie’!“), dass zu große Lücken mich wahrscheinlich in den kommenden Jahren schmerzen.

Am vorhersehbar heißen Samstag hatte ich mir frühmorgendliches Schwimmen vorgenommen – das ein Erwachen nach acht Uhr unmöglich machte. Ich freute mich statt dessen am Ausgeruhtsein nach Ausschlafen, trank Morgenkaffee auf dem Balkon, schrieb endlich über The Book Thief. Durch zwei Erledigungsrunden (unter anderem endlich fünf Paar Schuhe zur Schusterin gebracht, auf dass sie diesen durch neue Absätze und Sohlen ein paar weitere Lebensjahre schenke) wurde es sogar Mittag, bis ich ins Olympiabad tauchte und nach zehn Tagen Ausdauersportpause meine Bahnen zog. (Nein, an einem heißen Tag sind die überfüllten Becken der Freibäder keineswegs eine attraktive Alternative.) Auf dem Heimweg ein letzter Einkauf.

Im Wohnzimmer leise pfeifendes Abkühlen auf Betriebstemperatur und Frühstück in Form von Marmeladenbroten und Pfirsichen. Am Nachmittag war ich mit dem Mitbewohner auf eine Geburtstagsfeier im Englischen Garten eingeladen, die leider von Fernsehschauen überlagert wurde. Da ich sie nutzen musste, sah ich abends zum ersten Mal selbst, welche Spuren feiernde Fußballfans auf der Leopoldstraße und in ihren U-Bahn-Stationen hinterlassen. Es mögen sich die Berliner bitte nie wieder über die Hinterlassenschaften wilder Griller im Tiergarten und über die Kosten der Beseitigung (UNsere! STEuergelder!) beschweren.

Am Sonntag nutzte ich nach einem kurzen Isarlauf (bedeutet: nur eine Stunde) und etwas Volksentscheiden die letzte Gelegenheit, besuchende Familie aus Spanien zu treffen. Seit ein paar Tagen waren bei meinen Eltern ein Kusin (primo) aus Madrid samt Frau und Tochter untergebracht. Der Herr ist Sohn des älteren Bruders meines spanischen Vaters und Gastarbeiterkind wie ich (in Nürnberg geboren), nur dass sein Vater und Familie Anfang der 70er nach Spanien zurückzogen. Es war sein erster Deutschlandbesuch als Erwachsener, und so hatten meine Eltern ihn in halb Bayern herumgefahren. Am Donnerstag war München drangewesen, meine Mutter hatte mich nachmittags um halb vier im Büro angerufen und verkündet, dass sie mich von der Arbeit weglotsen werde. Ich konnte sie allein durch mein hysterisches Gelächter umstimmen.

Es war seltsam, meinen primo als Mann mittleren Alters zu sehen; am meisten hatten wir schließlich als Kinder bei den ausführlichen Spanienurlauben meiner Familie in den Sommerferien miteinander zu tun gehabt. Es ergaben sich interessante Tischgespräche, vor allem mit der angeheirateten prima: Wir verglichen Lebenshaltungskosten in Spanien und Deutschland (etwa gleich), Durchschnittseinkommen (in Spanien erheblich niedriger), soziales Netz (in Spanien erheblich grobmaschiger).

Heimfahrt in einem berstenden Regionalzug. Mir kam die Pendlerweisheit zugute, dass man bei Erkennen von Überfüllung am besten umgehend nach einem guten Bodenplatz sucht, statt sich mit dem Durchfpflügen aller Waggons nach einem Sessel aufzuhalten. Den Abend mit der Verarbeitung aromafreier Aprikosen zu Kuchen verbracht sowie mit dem Verzehr großer Mengen Kirschen aus dem elterlichen Garten. Kurz vor dem Zu-Bett-Gehen Gewitter und beginnender Regen.

die Kaltmamsell

5 Kommentare zu „Tagebüchlicher Wochenendbericht 3./4. Juli“

  1. Alessa meint:

    Hoffe, es klingt nicht voyeuristisch, dass ich mich schon auf viele Tagebuch-Posts freue – wenn jemand so schön tagebuch-bloggt wie Sie …

    Diese spezielle Sorte geschmacksneutraler Aprikosen habe ich übrigens auch erstanden. Zur Feier meiner nagelneuen Küche habe ich mir ein Kochbuch von Schuhbeck gekauft und daraus gestern eine Zitronen-Sektschaumcreme zubereitet (wird noch verbloggt); im Rezept wurde vorgeschlagen, einige Himbeeren in ein Glas zu füllen und dann mit der Zitronen-Creme aufzufüllen. Mangels schöner Himbeeren im elterlichen Garten und angesichts meines Unwillens, eine homöopathische Menge [ich hoffe, in diesem Zusammenhang akzeptieren Sie das böse H-Wort in Ihrem Blog ?!] um die halbe Welt gereister Himbeeren im Supermarkt teuer zu bezahlen, habe ich mich für Aprikosenspalten als Alternative entschieden – wenn auch unsicher, ob das geschmacklich passen würde. Aufgrund der eingangs erwähnten Geschmacksneutralität jedoch gustatorisch kein Problem, optisch dafür sehr schön :-)

  2. Sigourney meint:

    Oh wie schön, wieder jeden Tag Lesestoff, das freut mich.

  3. loreley meint:

    Haben Sie schon mal das Dantebad ausprobiert? Da gibt es ein Sportschwimmbecken.

    http://www.swm.de/de/produkte/mbaeder/angeboteundservice/panoramabilder/panorama-dantebad.html

  4. die Kaltmamsell meint:

    Ist das Dantebadschwimmbecken an heißen Sommertagen leerer als im Winter?

  5. loreley meint:

    Nach meiner Erfahrung schon, wenn man hingeht, wenn es aufmacht. Sonst wartet man halt bis eine Bahn frei wird.

    Oder machen Sie gleich einen Ausflug an den Starnberger See.

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