Journal Mittwoch, 4. August 2010

Donnerstag, 5. August 2010 um 6:37

Am Vorabend beim Nachdenken festgestellt, dass mir der bis zum Anschlag mit Terminen gefüllte Tag praktisch keine Zeit für Erledigungen von Bürodingen lassen würde. Also sehr früh in die Arbeit, um eine Stunde vor den Terminen zu nutzen und statt Mittagspause mit Salamisemmel vor dem Rechner gesessen, um noch etwas wegzuschaffen. Fiel mir alles ganz leicht, ich fühlte mich nicht gehetzt, sondern emsig und energiegeladen. Genauso unerklärlich wie die vorherige Zornes- und Abwehrphase.

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Patriotismusanfall beim Lesen von Heribert Prantls Lobkommentar in der Süddeutschen auf das deutsche Bundesverfassungsgericht anlässlich seines Urteils zu den Rechten nichtehelicher Väter (unglaublich! der Artikel ist sogar online! ich wäre fast in Großbuchstaben ausgebrochen!). Andere bekommen im schwarz-rot-goldenen Fahnenmeer patriotische Gänsehaut und bei Fußballspielen der deutschen Nationalmannschaft – mir passierte das, als ich zum ersten Mal vor dem Reichstagsgebäude stand (da drin sitzt meine Demokratie!) und es tut es regelmäßig, wenn ich mich über die weltweit einzigartige Einrichtung Bundesverfassungsgericht freue.

Eine weitere Gelegenheit formulierte im Juni e13.de:

Wenn es eine Zeile in einem Buch gibt die mich wirklich jedes Mal tief berührt wenn ich sie lese, dann ist das Z. 17 auf S. 3 im Reisepass der Bundesrepublik Deutschland. „Für alle Länder / For all countries / Pour tous pays“ steht da, und mit diesen dürren Worten wird dem Inhaber die Pforte zur Welt geöffnet.

Vielleicht besteht mein Patriotismus weniger aus Nationalstolz, sondern aus Dankbarkeit, in diesem klugen, fürsorglichen und gerechten Gesellschaftssystem (selbstverständlich in vielen Dingen unperfekten und verbesserbaren) leben zu dürfen.

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Nach einer Runde Gewichteheben Obstkauf beim Lieblingsdealer am Kurfürstenplatz, zum Nachtmahl Supermarkt-Burrata (hatte der Mitbewohner in der Feinkostabteilung des Kaufhof entdeckt, in einem Becher mit Lake angeboten) mit Tomate und als nächsten Gang viel Käse. Danach viel, viel Katjes bis zur inneren Komplettverklebung.

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Herr Buddenbohm beweist: Homöopathie wirkt (zumindest bei kleinen Kindern)

via botenstoffs Getwitter

die Kaltmamsell

8 Kommentare zu „Journal Mittwoch, 4. August 2010“

  1. ubarto meint:

    Hihi, der Homöopathie-Eintrag ist spitze! Nur blöd dass einige Kommentatoren anscheinend absolut ironieresistent sind *facepalm*

  2. die Kaltmamsell meint:

    Nein, nein, ubarto, Herr Buddenbohm hat kluge Kommentatoren: Sie spielen lediglich des Bloggers Spiel weiter.

  3. Stefan meint:

    Patriotische Gänsehaut: So ging es mir, als ich das erste Mal in Karlsruhe vor dem Bundesverfassungsgericht stand.

  4. Richard meint:

    selbstverständliches wieder nahe gebracht. nachdenken ausgelöst. interessante querverbindungen aufgezeigt. blogleser was willst DU mehr!

  5. hande meint:

    über die einzigartigkeit des bundesverfassungsgerichts enthalte ich mich erst mal, bis ich evtl. wissrnslücke gefüllt habe (mir scheints nämlich nicht, aber wie gesagt, ich mavhe mich noch schlau); aber das andere würde ich gerne zurechtrücken: auch auf meinem alten, türkischen pass, stand pour tous pays, aber mitnichten hat dieser satz mir die pforte zur welt geöfnet – die türen werden geöfnet erst dank der visa die von diesen anderen ländern vergeben werden, bzw. die nicht-notwendigkeit dieser visa.
    nichts destotrotz, wat ich stolz und habe gefeiert als ich meine urkunde bekam – was bei einigen deutschen bekannten befremden auslöste (im jahre 2004).
    schreibe von unterwegs, bitte die vielen tipfehler zu entschuldigen!

  6. Dokse meint:

    Genauso machen wir das mit Hundi wenn wir wegfahren. Es sind allerdings Katzenfutterleckerliglobuli. Auf die Form kommt es wahrscheinlich nicht so an, wichtig ist die flächige Streuung und die ausreichende Kleinheit. Mittlerweile wartet Hundi wenn wir wegfahren schon vor der Küchentür, dass es ins Paradies geht. Früher stand sie traurig an der Haustür. Danke dm-Markt für die Katzenhundeglobuli.

  7. Rob meint:

    “aus Dankbarkeit, in diesem klugen, fürsorglichen und gerechten Gesellschaftssystem (selbstverständlich in vielen Dingen unperfekten und verbesserbaren) leben zu dürfen.”

    Bitte nicht persönlich nehmen. Aber so ungefähr wird man das zu Zeiten Caesars, Karls des Großen und Friedrichs des Zweiten und so weiter formuliert haben.

    Leibeigenschaft, jo mei, ned oiwei schee, geht hoid ned anders. Und mit mir scho glei ned. Wos i hob, hob i.

    Weil wir uns nicht vorstellen können oder wollen, dass unsere Sichtweise nicht die letzte ist. Dass wir nicht das Ende der Geschichte sind, obwohl wir uns nichts anderes vorstellen wollen.

  8. die Kaltmamsell meint:

    Dann, Rob, werden Sie aber genauer definieren müssen, wer “man” war. Eine Bürgerin, die Kenntnis von allen anderen Staatsformen hat, zeitlich und räumlich? Ein leseunkundiger Bayer, der als Leibeigener noch nie aus seinen Dorf hinausgekommen ist?

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