Endlich, endlich eine wirklich herzerfrischende Stepaerobicstunde. Freitag 9.30 Uhr geht nunmal nur, wenn ich Urlaub habe. Dieser Vorturner denkt sich nicht nur gute Choreografien aus, sondern baut sie auch sinnvoll auf. Und es reicht wirklich ein kurzes „Achtung, Variante!“, damit ich ihm mit reinem Hinschauen folge – ich kann es nicht ausstehen, wenn eine Vorturnerin lautlos variiert und von mir erwartet, dass ich das schon mitbekommen werde. Diese Stunde ist immer eine sehr fröhliche Angelegenheit. Der Vorturner rät: „Und wenn ihr durcheinander kommt – einfach improvisieren!“ Wenn wir Hopserinnen eine Variation erst mal hoffnungslos vermasseln, jede an einer anderen Stelle ihres Steps landet – dann lacht sich der junge Mann durchaus auch mal von Herzen kaputt. (Um das Stück Choreografie anschließend in halbem Tempo durchzugehen, bis jede mitkommen kann.)
Neben mir turnte eine Ballerina: Ihre stereotype Figur, Kleidung und Haltung sowie ihre Art der Bewegung waren unverkennbar. Schade nur, dass sie zwar jeden Kick so hoch machte, dass sie sich schier mit dem Knie die Zähne ausschlug, dennoch aber keine rechte Freud‘ zu haben schien: Sie erfasste die Choreografie meist nicht so schnell wie die Umstehenden und ärgerte sich darüber sehr.
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Anschließend frühstückte ich genüsslich im Café Wiener Platz (sehr gutes Bircher Muesli) und las eine Geschichte von A.L. Kennedy.
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Sehr viel Geld gespart: Die Halskette (sehr lang mit geflochtenem roten Leder, Silber, Anhängern und Gebämsel) im Schaufenster des Haidhauser Kruschtladens, in dem kein einziges Preisschild zu sehen war, der dafür durchdringend nach nassem Hund roch – könnte an den beiden großen Wauzis in der Tür gelegen haben – hätte 800 Euro gekostet. Außerdem nutzte ich den freien Tag, um in einem Einrichtungsladen im Lehel nach einer niedrigen Stehlampe zu fragen, die mir seit Monaten beim Vorbeifahren mit der Tram auffällt: 1.080 Euro. Wie sagt der Spanier gerne bei unfassbar hohen Preisen: „¿Tiene música?“ Da fielen die Fluoritkette mit Silber (140 Euro) und die riesigen silbernen Creolen (69 Euro) in dem Laden im Tal gar nicht mehr ins Gewicht, die ich ebenso wenig kaufte. Über den Daumen habe ich gestern also etwa 2.000 Euro gespart. Die ich logischerweise statt dessen in Brighton verprassen kann.
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Daheim Häuslichkeiten, die meiner Mutter einen möglichst schönen Aufenthalt in unserer Wohnung verschaffen sollen: Siffigen Kühlschrank abgetaut und gereinigt (dabei Lichtschalter ausgehebelt), für frisches Bettzeug und fluffige Handtücher gesorgt, tote Glühbirnen im Badkronleuchter ersetzt, verstopften Badabfluss entstopft.
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Schöne grafische Darstellung der Google-Street-View-Nutzer.
via katjaberlins Gezwitscher
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Ich lästere ja oft und gerne über die Kosmetikindustrie und ihre hanebüchenen Versprechen. Nun muss ich ein kleines Bisschen Abbitte tun: Es gibt Bereiche echten Fortschritts. Als da wäre: Der Nagellack, den ich mir heuer nach vielen Jahren Abstinenz aus einer Laune heraus gekauft habe.
Es reicht eine Schicht auf den Fußnägeln, und der hält tatsächlich die versprochenen sieben Tage völlig Schrammen- und Abrieb-frei – selbst in geschlossenen Schuhen. Ich vermute eine Kooperation mit der Automobilindustrie.
Geben Sie mir noch fünf bis zehn Jahre regelmäßigen Übens, dann habe ich auch die Kleckerei wegtrainiert.
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Den Abend mit einer langjährigen Freundin über israelischem Essen verbracht. Erfahren, dass sie (Jahrgang 1968) noch einen Knicks zur Begrüßung anerzogen bekommen hat. Erst da erinnerte ich mich daran, mit welcher Leidenschaft meine Mutter sich seinerzeit gegen Knicks / Diener ausgesprochen hatte, weil altmodisch, unangemessen: Das sei der Begrüßung gekrönter Häupter und ihres Herrgotts vorbehalten. Was ich noch nie bedacht hatte: Wann hört man als junges Mädchen damit auf? Ist das auch Teil der Erziehung? Die Freundin erzählte, dass es sie große Anstrengung gekostet habe, sich das Knicksen wieder abzugewöhnen.
Entdeckung des Abends: Israelischer Riesling, genauer Gamla White Riesling.