Archiv für August 2010

Journal Samstag, 31. Juli 2010

Sonntag, 1. August 2010

Leider nicht so lange geschlafen wie erhofft, dafür recht früh zum Schwimmen geradelt. Auf der Hinfahrt in strahlender Sonne brauchte ich noch einen wärmenden Pulli. Im Olympiabad war so wenig los, dass ich mit Unterbrechungen ein Drittel meiner drei Kilometer die Bahn ganz für mich alleine hatte. Auf dem Rückweg brauchte ich den Pulli nicht mehr.

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Den Nachmittag verbrachte ich mit einer immer noch recht neuen Freundin. Da sie neugierig und kunstinteressiert ist, nutzte ich die Gelegenheit, mit ihr endlich die Neo-Rauch-Ausstellung in der Pinakothek der Moderne anzusehen.

Ich war überrascht, wie groß die Ausstellung ist, wie viele Rauch-Bilder 1990 bis 2010 zu sehen sind. Dadurch bekam ich einen tiefen Eindruck der verschiedenen Phasen und der Welten, die aus den Gemälden erzählen.

Die Freundin war überrascht, dass ich nach diesen drei Stunden zugab, voll zu sein und keine weiteren Ausstellungen in der Pinakothek sehen wolle. Hm, das hatte ich schon vor vielen Jahren festgestellt: Dass ich überhaupt nichts davon habe, nach Ausschöpfen meiner Aufnahmekapazität weiter zu gucken – ich bekomme nichts mehr mit.

Folglich mit Freundin in ein nahegelegenes Straßencafé gesetzt und bis zum Abend aufs Angeregteste geplaudert.

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Zum Nachtmahl servierte der Mitbewohner gebratenen Halloumi mit Limonen-Vinaigrette.

Ich hatte den ganzen Tag den Rechner nicht angemacht (ein paar Mal allerdings E-Mails über iPhone abgerufen, zugegeben). Statt dessen Roman gelesen, dazwischen abends im Fernsehen Bella Block angeschaut. Ich habe nichts vermisst.

Journal Freitag, 30. Juli 2010

Sonntag, 1. August 2010

Gegenartikel zu den verlassenen Macchiatomüttern am Prenzlauer Berg ebenfalls in der taz: „Selbstmitleid im Szenecafé“.
via claudines Twitter-Hinweis

Ostfrauen – ein sehr nützlicher Aspekt. Als Westbewohnerin hatte ich bislang nur mit ausgewanderten solchen zu tun, weiß sie aber ganz besonders zu schätzen – unter anderem wegen ihres kompletten Unverständnisses der Erwartung gegenüber, ein Mann müsste sie durchfüttern. Es ist schon eine eigenartige Entwicklung, dass die Trümmerfrauengeneration im Westen aus ihren Erfahrungen nicht gelernt hat. Frauen haben in den letzten Weltkriegs- und in den Nachkriegsjahren als Schlosserinnen, Elektrikerinnen, Mechanikerinnen gearbeitet, in einem am Boden liegenden Land ihr Ding gemacht und ihre Kinder durchbekommen – doch sobald die Männer wieder auf der Matte standen, setzte gesellschaftliche Amnesie ein. Man habe, so die Erklärung der Westfrauen auf meine Nachfragen schon als Mädchen, diesen gebrochenen Gestalten nicht auch noch antun können, dass es ohne sie auch ganz gut ging. In Blitzgeschwindigkeit ordneten sich die Damens wieder unter, beschäftigten sich mit Dauerwelle, Kuchenrezepten und der biologischen Seite der Brutpflege und sagten punktgenau: „Ach, davon verstehe ich nichts, das macht immer mein Mann.“

Im Osten Deutschlands verhinderte das System diesen Mechanismus offensichtlich.

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Welch Irrtum davon auszugehen, meine Fehlen auf dem Firmensommerfest würde unbemerkt bleiben. Dass ich die zahlreichen Nachfragen: „Warst du gestern gar nicht da?“ „Ich habe dich gestern gar nicht gesehen…?“ nur mit einem freundlichen und schlichten „Nö.“ beantwortete, brachte mir auch noch gedehnte Blicke ein. Aber ich bin mir tatsächlich zu gut, integrierende Ausreden zu erfinden.

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Da mag mein Serotoninhaushalt noch so beschissen sei: Über die richtige Art von Blödsinn breche ich erst dann nicht mehr verlässlich in Kichern aus, wenn ich schon am Baum hänge. Am Freitag auf Sheng-Fui.de:
Heilkraft der Edelsteine (6): Der Urinstein

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Eine weitere Beobachtung in meinem Arbeitsleben, die einer systematischen Untersuchung harrt (hallo? Herr Mai?): Nur weibliche Mitarbeiter lagern Lebensmitteleinkäufe im Kühlschrank zwischen. In diesem Bürohaus arbeiten zu fast 50 Prozent Frauen, doch ich habe noch nie erlebt, dass einer der männlichen Kollegen Lebensmitteleinkäufe zwischenlagern hätte müssen. Das wurde mir klar, als ich heute die benachbarte Bereichleiterin (wir erinnern uns: was ganz Hohes) mit ihrer Supermarkttüte in die Teeküche gehen sah. Mögliche Erklärungen:
a) Die hier arbeitenden Frauen sind in größerer Zahl als die Männer alleinstehend und müssen ihre Futtereinkäufe mit den Arbeitszeiten abstimmen.
b) Die männlichen Kollegen lassen sich in höherem Anteil als die Kolleginnen von Partnern oder Partnerinnen mit Nahrung versorgen.
c) (Vorschlag von Twitterin Umienne) Männer betreiben mehrheitlich Photosynthese.

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Und nun noch eine Lieblingsepisode aus The IT Crowd, auf Deutsch, weil ich diese Version einbetten durfte. Ich mag die Serie unter anderem deswegen so gerne, weil sie es schafft, die ahnungslose und aufgeblasene Abteilungsleiterin Jen nicht deswegen doof ausschauen zu lassen, weil sie eine Frau ist. Sondern weil sie eine ahnungslose und aufgeblasene Führungskraft ist. Und weil Katherine Perkinson sie absolut großartig spielt – hier ein Interview mit ihr: