“Make the clackity noise until a little story falls out”

Samstag, 11. September 2010 um 9:19

Eine Hymne auf die kleinen, persönlichen Bloggeschichten von Kungfugrippe (via martini_s Getwitter). Und weil das so schön ist, weil auch ich genau diese kleinen Geschichten schätze, und weil im großen weiten Internet nur diejenigen sie lesen müssen, die sie interessieren, nehme ich mir hiermit vor, jeden Tag eine zu bloggen.

Als Jugendliche lernte und spielte ich Querflöte, mit eher geringer Lust. Der Spaß begann erst, als dieses Spielen im Ensemble stattfand: In einem Holzbläserquintett der Musikschule und im Schulorchester meines Gymnasiums. Klassische Musik mochte ich als Gymnasiastin ganz besonders, und ich genoss das Gefühl so sehr, Teil eines Gesamtklangs zu sein, dass ich sogar freiwillig dafür übte.

Allerdings, so fällt mir gerade ein, wird das die Enttäuschung meines Vaters über mein mangelndes Querflötenengagement nicht beseitigt haben: Er hatte immer davon geträumt, dass aus meinem Kinderzimmer in unserer Wohnblockwohnung romantische Melodien klingen würden – was durch die Töne untergeordneter Orchesterstimmen sicher nicht erfüllt wurde.

Die Musikschule, in der der Querflötenunterricht stattfand und in der wir uns zum Holzbläserquintett trafen, lag am am anderen Ende der Stadt, mein Gymnasium in der Stadtmitte. Also waren die Spieltage immer besonders lang: Ich blieb nach dem Nachmittagsunterricht in der Schule im sich leerenden Fahrschülerzimmer, bis es Zeit war, mit dem Fahrrad oder dem Bus zur Musikschule im alten Militärbau Turm Baur zu fahren. Hm, ich kann doch nicht all die Jahre immer an diesen Tagen Nachmittagsunterricht gehabt haben? Doch meiner Erinnerung nach war es draußen immer bereits dunkel, wenn ich zum Querflötespielen ging.

Mein Querflötenlehrer war ein kleiner, drahtiger Mann mit dunklem, kurzen Vollbart, den meine Mutter als Musiker ihrer liebsten Tanzband „Disco Sextett“ kannte – damals gingen meine Eltern noch regelmäßig auf Faschingsbälle, als ich klein war, sogar hin und wieder samstagabends in Tanzlokale. Der Herr nahm meine mangelnde Begabung und meine Faulheit gleichmütig hin; im Ohr ist mir seine ruhiges „Nommamal“ geblieben, mit dem er mich zur Wiederholung einer eben ungelenk vorgespielten Etüde aufforderte.

Die versilberte Yamaha-Querflöte habe ich noch immer, achtlos abgelegt auf dem Boden des Kleiderschranks. Musik ist praktisch völlig aus meinem Leben verschwunden.

die Kaltmamsell

4 Kommentare zu „“Make the clackity noise until a little story falls out”“

  1. Ulrike meint:

    Geht mir ähnlich mit meiner Klarinette …

  2. Buchfink meint:

    Heute hängt mein Cello an der Wand, dafür engagiere ich mich seit Jahrzehnten in Chören, wohl auch deshalb, weil ich dafür nicht so viel üben muß. Außerdem hat es mich immer genervt, wenn Hausbewohner gefragt haben: Waren Sie das gestern Abend , die die Bassgeige geübt hat?

  3. nicwest meint:

    Ich warte ja immer noch auf die erste Probe des Bloggerorchesters, das Sie mal gründen wollten.

  4. Hilka meint:

    Oh, auch diese Erfahrung teilen Sie. Ich lese schon von den Anfängen mit… Die in lila Samt versteckte Yamaha lässt sich nicht mehr spielen und es kostet einige Euronen,
    sie wieder spielbar zu machen… ( die “Anlage” Yamaha aber läuft noch…). Danke für den Gedanken!

Sie möchten gerne einen Kommentar hinterlassen, scheuen aber die Mühe einer Formulierung? Dann nutzen Sie doch den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein, Sternchen darüber und darunter kennzeichnen den Text als KOMMENTAROMAT-generiert. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken.