Tag 6 – Ein Buch, das du nur einmal lesen kannst (egal, ob du es hasst oder nicht)
Donnerstag, 7. Oktober 2010William Golding, Hermann Stiehl (Übers.), Der Herr der Fliegen (apropos Literaturnobelpreis).
Damals verzeichnete ich noch das Kaufdatum eines Buches auf der Innenseite, und dort steht „Weihnachten 1983“. Ich habe es also aus dem Jahr, in dem Golding den Nobelpreis für Literatur bekam. Und glaube mich zu erinnern, dass ich es mit dem Gutschein für die Buchhandlung Schönhuber bezahlte, den meine Taufpatin mir zu Geburtstagen und zu Weihnachten schenkte. Damals war ich der meterweisen Jungmädchenbücher aus der Stadtbibliothek restlos überdrüssig und hungerte nach etwas Ordentlichem. Da ich keinerlei Beratung und Orientierung bei der Auswahl meiner Lektüre hatte (ich wäre nie auf die Idee gekommen, meine Deutschlehrer zu fragen, und weder ich noch meine engsten Freundinnen kamen aus lesenden Familien), orientierte ich mich halt am Nobelpreis als Qualitätskriterium. Schließlich hatten mir die zwei Romane von Pearl S. Buck aus Mutters Buchregal durchaus gefallen…
Ich weiß sicher, dass es eines der besten Bücher war, das ich jemals gelesen habe (dass nicht alle mit Nobelpreis ausgezeichneten Werke in diese Gruppe gehören, lernte ich erst später). Doch ich fand die Handlung so zwingend und unausweichlich, dass ich mit Bedrückung daran zurückdenke. Ich wusste gleich nach Beenden der Lektüre, dass ich das nicht nochmal erleben möchte.