Tag 13 – Ein Buch, bei dem du nur lachen kannst
Donnerstag, 14. Oktober 2010 um 6:37Eigenartig fomuliertes Kriterium: Ein Buch, das mich durchgehend zum Lachen bringt? Oder das von vorne bis hinten lächerlich ist? Kiki hat sich für erstere Interepretation entschieden, nehme ich sie eben auch. Mir fallen zwei Bücher aus den letzten Jahren ein, die mich immer wieder auflauchen ließen, unkontrollierbar, auch wenn ich sie gerade in öffentlicher Umgebung las (war mir eher peinlich):
Lynne Truss, Eats, Shoots, & Leaves habe ich hier beschwärmt.
Alan Sokal, Jean Bricmont (Übers. Johannes Schwab, Dietmar Zimmer), Eleganter Unsinn. Wie die Denker der Postmoderne die Wissenschaften mißbrauchen. Zwei Physiker hatten es endgültig satt, dass sich die Geisteswissenschaften für Metaphern und Konzepte an der Begrifflichkeit der Naturwissenschaften bedienten, ohne sie auch nur ansatzweise wissenschaftlich korrekt zu verwenden. Sie bastelten aus schwurbligen Zitaten anerkannter zeitgenössischer französischer Denker einen Aufsatz („Die Grenzen überschreiten. Auf dem Weg zu einer transformativen Hermeneutik der Quantenschwerkraft“), den sie ernsthaft bei einer Fachzeitschrift einreichten – die ihn tatsächlich veröffentlichte. Doch das war nur der Anfang.
In Eleganter Unsinn nehmen Sokal (Physiker und Mathematiker) und Bricmont (Professor für Theoretische Physik) kapitelweise die angesagten Lieferanten der theoretischen Grundlagen fast aller geistenwissenschaftlichen Fächer der 90er auseinander, unter anderem Lacan, Kristeva, Baudrillard, Deleuze. Und damit die Moden des Relativismus in der Wissenschaftstheorie und die postmoderne Wissenschaft. Dass ich das Buch unter „großes Gelächter“ abgespeichert habe, belegt die hochamüsante Weise, in der Sokal und Bricmont das tun. Vielleicht aber können nur Leser, die Ende der 80er, Anfang der 90er mit Leidenschaft Geisteswissenschaften studiert haben, so herzhaft darüber lachen. (Selbst nutzte ich lieber die Ansätze der reader response theory, z.B. von Wolfgang Iser und Stanley Fish. Nein, waren schon zu meiner Zeit nicht mehr angesagt.)
5 Kommentare zu „Tag 13 – Ein Buch, bei dem du nur lachen kannst“
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14. Oktober 2010 um 9:28
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14. Oktober 2010 um 12:01
Lynn Truss kann man nur still genießen, bestenfalls mit Gleichgesinnten beschwärmen … ansonsten gilt man gaaaaanz schnell als plemplem. Nicht, daß mich das stören würde, aber naja. Neulich übrigens entdeckt: “Zwiebel’n” – ganz logisch, wenn der Apostroph als Pluralmarker benützt wird wie in CD’s …. grrrrr grrrr grrrrr
14. Oktober 2010 um 23:16
Terrry Pratchett: Disk World novels…
Bei denen zerkugle ich mich immer…
14. Oktober 2010 um 23:18
Ach ja und
…”de Jaculatione Tomatonis in Cantatricem”
von Georges Perec…
und natürlich, wie konnte ich es nur vergessen: PDQ BAch (autor vergessen)
14. Oktober 2010 um 23:51
Sie lachen ja über Sachen. Aber schöne Beobachtung zur Bosna im Nebenlink (die offenbar auch in Salzburg Kult ist, zumindest nahm mich mal eine Feinschmecker-Redakteurin da mit zu einem Stand. Aber so recht erinnere ich sie nicht mehr, also, den essentiellen Unterschied).