Tag 30 – Warum zur Hölle wurde dieses Buch noch nicht verfilmt?
Sonntag, 31. Oktober 2010 um 8:50Zu jedem Buch, das etwas taugt, gibt es bereits Filmbilder: die in meinem Kopf. Deshalb vermisse ich keine.
Doch grundsätzlich wundere ich mich darüber, dass in England die Klassiker aus dem 19. Jahrhundert alle paar Jahre neu und meist spannend verfilmt werden, und dass das in Deutschland höchst selten passiert. Dass es Dutzende Filme gibt, die auf den Motiven von Shakespeare-Dramen basieren und kaum deutsche Filme die großen deutschen Dramen durchscheinen lassen. Mag das mit der unumstößlichen Wahrheit zu tun haben, dass Material, das im Schulunterricht behandelt wurde, danach gehasst wird? Was ist zum Beispiel mit Faust? Großartiges Material, klasse Motive – warum gibt es keinen halben Meter mit DVDs der Verfilmungen, ob nun direkt, entlehnt oder verwurstet?
die Kaltmamsell15 Kommentare zu „Tag 30 – Warum zur Hölle wurde dieses Buch noch nicht verfilmt?“
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31. Oktober 2010 um 19:14
http://www.faustderfilm.com/
ich weiss jetzt nicht, ob der gut ist. aber im Untergrund passiert schon mal das eine oder andere. Glücklicherweise.
31. Oktober 2010 um 19:16
Es gibt einen Film. Eigentlich gibt es sogar zwei.
Den mit Gründgens und den von Dorn.
http://de.wikipedia.org/wiki/Faust_%281960%29
http://de.wikipedia.org/wiki/Faust_%E2%80%93_Vom_Himmel_durch_die_Welt_zur_H%C3%B6lle
Dem älteren gebe ich den Vorzug.
31. Oktober 2010 um 19:20
Wahrscheinlich gibt es sogar noch irgendeinen Stummfilm.
Tatsächlich. Von Murnau.
31. Oktober 2010 um 19:38
Abgefilmtes Theater lasse ich nicht als Verfilmung gelten. Und selbst dann: Bisschen wenig für 100 Jahre Filmgeschichte – da gibt es von jedem einzelnen Austen-Roman mehrfach mehr Spielereien.
31. Oktober 2010 um 20:06
Vor 45 waren Klassikerverfilmungen gar nicht so selten. Die Vergangenheit ist heute einfach nicht mehr präsent.
Aktuelle Dramenadaptionen haben immer etwas sehr Bemühtes, vermittlungszwanghaften Schulbuchcharakter. Die Regisseure, die es doch versuchen, reißen sich ein Bein aus, zu vermitteln wie “gegenwärtig” oder “spannend” doch das Geschehen sei, Verrenkungen, die in England oder den USA nicht nötig sind, weil es da nicht diesen Erinnerungs-Bruch gibt.
Interessanterweise gibt es eine ganze Reihe gelungener Verfilmungen der “Wahlverwandtschaften”: die Geometrie der Liebesverhältnisse ist zeitlos.
31. Oktober 2010 um 20:40
Japp, DAS hab ich mich auch schon gefragt, zumal ich Faust nun wirklich nicht “staubtrocken” finde.
(@karlssondach
Stimmt, und gerade davon gehört eine zu meinen Lieblingsfilmen. =) Ich finde Faust/den Wunsch nach allumfassendem Wissen allerdings auch zeitlos. )
31. Oktober 2010 um 20:42
Über die Stoffe, die in Deutschland verfilmt werden, entscheiden in den meisten Fällen die Menschen, die in den Gremien sitzen, die die Fördergelder verteilen. Deshalb werden meist nur solche Stoffe eingereicht, die diesen Menschen gefallen könnten – die Präferenzen dieser Leute sind in der Branche ziemlich gut bekannt. Klassiker gehören nicht dazu.
31. Oktober 2010 um 20:47
Im Gegensatz zu Austen ist Faust kein Stoff fürs Kino.
31. Oktober 2010 um 20:54
War diese neue Buddenbrooks-Verfilmung nicht im Kino?
Deutsches Kino kann man bis auf wenige Ausnahmen vergessen.
31. Oktober 2010 um 22:08
Och, die Idee finde ich gut.
Auerbachs Keller und der Blocksberg geben doch einiges her.
Dass sich da noch keiner traute, wundert mich.
Ich habe ihn gerne gelesen und meinen Popo flachgedrückt auf den Sitzen des Stuttgarter Staatstheaters: die Bilder der Inszinierung von Peymann habe ich immer noch im Kopf. Und ich halte Martin Wuttke immer noch für eine Fehlbesetzung.
Trotzdem: Große Teile des jugendlichen Publikums umjubelten die Darsteller
1. November 2010 um 0:26
könnte es am vorurteil gegenüber dem medium liegen? irgendwie kriegt die deutsche cineastische welt seit murnau kaum die kurve. die qualitativ hochwertige, rühmliche, sodass die welt im laufbahn bleibt und nicht nur mit einmaligen eruptionen wie herzog oder fassbinder ab und an mal bebt.
und was die austen-wiederverfilmmanie betrifft: jede neue version verlangt eine mutprobe ab, denn die kritiker sind eifrig beim stimmbänder ölen und feder spitzen. (colin firth-pö!) und. austen ist nicht goethe und pride and prejudice ist nicht faust. und. wie chris kurbjuhn bereits erwähnte: ein faust wird sicherlich kein blockbuster.
1. November 2010 um 11:22
Oh, der Faust-“Film” von Dorn ist großartig!
1. November 2010 um 19:22
Oskar Roehler droht uns ja bereits eine neue Verfilmung an. Mit Moritz Bleibtreu. Ich sach mal nix.
2. November 2010 um 15:02
Das immer erneute Verfilmen von Klassikern halte ich für eher fragwürdig: siehe neu Verfilmung Effi Briest – die dann als sogenannte starke Frau in Berlin landet, wie abgeschmackt.
3. November 2010 um 8:57
@kubelick: Ich meinte haargenau das Gegenteil. In den Fördergremien geht es eben nicht um potenzielle Blockbuster sondern um die persönlichen Vorlieben der Gremienmitglieder.