Tag 4 – Dein Hassbuch

Dienstag, 5. Oktober 2010 um 11:11

Also ein Buch, das ich ganz gelesen habe, obwohl ich es zum Kotzen fand? Das ich nicht nur schlecht fand, sondernd das mich so richtig wütend gemacht hat, vielleicht weil mich Lob aus sonst vertrauenswürdiger Quelle zur Lektüre gebracht hatte? Oder vielleicht, weil es das Lieblingsbuch vieler Menschen ist und ich das beim besten Willen nicht verstehe?

Unter diesen Voraussetzungen habe ich zwei Kandidaten für mein Hassbuch:

1. Orhan Pamuk, Gerhard Meier (Übers.), Das Museum der Unschuld
Von der Süddeutschen Zeitung wie ja alles von Pamuk hysterisch gelobt, es gab gar eine Sonderausgabe der Wochenendbeilage dazu. Ausgelesen habe ich es lediglich, weil wir in meiner kleinen Leserunde darüber sprechen wollten. Resultat damals:

Wenn ich nach 300 Seiten voller Aufzählung solcher noch eine einziges weiteres Detail der Besuche bei Füsun hätte lesen müssen, wäre ich in einen Weinkrampf ausgebrochen.

2. Marion Zimmer Bradley, Die Nebel von Avalon. Kein Scan des Titels, denn ich habe das Buch schnell ausgemistet. Übersetzer weiß ich auch nicht mehr. Zwar kann ich mich nicht erinnern, warum ich bis zum Ende durchgehalten habe. Nur zu gut erinnere ich mich aber an das immer stärker werdende Kopfschütteln über stereotype und sprachlich immer gleiche Beschreibungen sowie Charaktere, hanebüchene Handlung ohne Überaschungen, eine klebrige Mädchenzimmeratmosphäre (billiger Chagall-Druck an der Wand inklusive). Fanatsy-Literatur hat seither bei mir gründlich ausgeschissen.

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die Kaltmamsell

23 Kommentare zu „Tag 4 – Dein Hassbuch“

  1. Sus meint:

    Bezgl. Nebel von Avalon: Das ist schade! Ich gebe zu, dieses Buch fand ich auch ziemlich unterirdisch, obwohl ich damals alles von MZB verschlungen habe, aber deswegen Fantasy im Allgemeinen zu verdammen?

    Liebe Grüße, Sus

  2. Melody meint:

    Da hänge ich mich mal bei Sus an, ausgerechnet diesem nebligen Buch ein ganzes Genre opfern, das muss wirklich nicht sein.

    Aber was empfehlen? Ui, so viel Verantwortung :-) persönlich schmolle ich gerade, weil der Folgeband von The Name of The Wind http://tinyurl.com/38pecpq erst in einem Jahr erscheint, aber es gibt so viel hin- und mitreissende gute Fantasy …

    Mein persönliches Hassbuch forever and ever ist “Die weiße Massai”.

  3. Hammwanich meint:

    Hmm, da waren Melody und Sus schneller …
    Im Fantasy-Regal steht leider wirklich zu 90 % Schrott und dieser leider meist auch in der ersten Reihe. Aber ein paar Perlen gibt es wirklich: Eine der schönsten hat Melody bereits genannt, ansonsten kann ich noch “Jonathan Strange und Mr. Norell” von Susanna Clarke empfehlen. Ein für das klassische Fantasy-Genre sehr untypisches Buch, das mich in seiner Erzählweise immer ein bisschen an Dickens erinnert hat. Und das man, sofern man es denn lesen möchte, prima im Herbst und Winter lesen kann (es ist definitiv kein Sommer-Buch).
    Nur ein “Manko” haben beide Bücher und das haben sie mit dem Genre gemein: Die Helden sind Männer. Zumindest fällt mir spontan kein Roman mit einer weiblichen Titelfigur ein. Muss ja auch nicht sein, wenn keine Stereotype im Buch beschrieben werden, aber schön wäre es schon mal …

  4. croco meint:

    Mit Pamuk werd ich auch nicht warm.
    Als übles Buch empfehle ich “Eat, Pray,Love” von Elisabeth Gilbert.
    Grauenhafte Selbstfindungsliteratur voller Banalitäten.

  5. kittykoma meint:

    oh ja, die nebel von avalon, grauslich.
    ohne sie bekehren zu wollen, versuchen sie mal ursula k. leguin. die mag ich sehr. (falls sie sie nicht schon kennen)

  6. winnie meint:

    Ich muss zugeben, dass ich auch nicht so der fantasy fan bin, mit lord of the rings kann man mich zum Beispiel jagen. Neulich habe ich mich aber an meinen ersten Terry Pratchett Roman, Pyramids gewagt und es war sehr lustig, unterhaltsam, gelungen. Bestimmt nicht mein Letzter.

    Es ist schlimm genug, ein schlechtes Buch zu lesen. Lassen Sie sich davon nicht gleich ein ganzes Genre verderben.

  7. bookie meint:

    Ich habe kein einziges Hassbuch, ich habe eine Hassautorin. Die Frau heißt Gudrun Pausewang und hatte in den 80ern anscheinend Spaß daran, Kinder mit allerlei verschiedenen Weltbedrohungsszenarien zu schockieren. Das ist so abstrus geschrieben (vgl. “Der Schlund”, klischeebesetzte Familienkonstellation), dass ich als 12-jährige echt sauer war, dass ich mir so einen Mist reinziehen sollte. Soweit ich weiß, werden die Bücher von Frau Pausewang auch immer noch gerne in deutschen Klassenzimmern gelesen. Mir unverständlich, dass eins ihrer Bücher sogar verfilmt werden musste. Gefahrensensibilisierung schön und gut, aber bitte nicht so, wie Frau Pausewang das getan hat. Kein Buch danach hat mich so sehr auf die Palme gebracht.

  8. AnkeD meint:

    Endlich mal jemand, der Die Nebel von Avalon auch so grässlich fand wie ich, und gleich noch mehrere Menschen, die sich anschließen. Ich liebe dieses Blog! Echt auf die Palme gebracht haben mich Die Purpurnen Flüsse von Jean-Christophe Grangé. Und schlwchte Übersetzungen, wie z. B. die deutsche Version von Hannibal (Thomas Harris) oder die Mutter aller lausigen Übersetzungen: Cash von Richard Price. Ds Buch kann im Original gut sein, aber die Übersetzerin hat irgendwas mit Babelfisch versucht und dabei derartigen Blödsinn entstehen lassen, dass das Buch unlesbar geworden ist, man weiß nicht, was die Sätze bedeuten sollen: “…würgend unter ihrer unschuldigen Pracht sah die Rezeptionistin…”, “…und fächerte eine Diashow über Ike auf, die dem Vater wie mit einem Taser die Wirbelsäule geradeschockte…” “…er wippte auf seinem Stuhl vor und zurück, als würde er einen der lange verstorbenen Toraleser channeln…” nur so als Beispiele. GROTTE!

  9. saumselig meint:

    Ein wirklich abscheuliches Buch zuende lesen ist eine ganz schlimme Sache. Frau Kaltmamsell , Sie haben mein Mitgefühl. Mein Hassbuch ist von Paolo Coelho- den Titel habe ich verdrängt. Ich bekam dieses Machwerk von einer, damals noch guten, Freundin geschenkt und fühlte mich verpflichtet es zu lesen. Die Aggressionen und den Ekel, die die Lektüre bei mir auslösten, sind den Menschen in meiner Umgebung noch in schlechter Erinnerung: verstörtes Kind und gekündigte Freundschaft.
    Schreibt Neil Gaiman Fantasy? Den hab ich neulich entdeckt und die Bücher haben mir viel Spaß gemacht.

  10. Musiker meint:

    Ist Artusstoff Fantasy?

  11. Ms K meint:

    Mein Hassbuch: Paolo Coelho – Der Alchemist.
    Meine Kollegen und ich haben es einst alle zu Weihnachten von der Chefin geschenkt bekommen. Die meisten haben es geliebt, ich musste mich dazu zwingen, es fertigzulesen. Ich kann mich nur noch erinnern, dass mich diese 0815-Pauschalweisheiten wahnsinnig gemacht haben.
    Runner-up: Chris Cleave – Little Bee. Empfohlen von Amazon.com aufgrund anderer Buecher, die ich bestellt hatte. Grauenhaft geschrieben.

  12. Dokse meint:

    Also Pamuk erschliesst sich mir auch nicht. Ich bemüh mich ja immer, man will ja mitreden. Aber gerade die sogenannte Weltliteratur ist doch sehr beschwerlich. Liegt vielleicht an meiner Trashigkeit, ich les ja auch jeden Tag Bildzeitung und guck die Vorabendsendungen….
    Die ganzen Fantasysachen geben mir sowieso nix. Dann doch lieber Hesse. Selbst die Kathedrale des Meeres hat sich bei mir aufgrund der ganzen historischen Romane, die ich schon las, nicht besonders abgehoben.
    Wird man anspruchsvoller, Frau Kaltmamsell, wenn man mehr kennt? Also ich bemerke sowohl bei Ihnen wie bei mir eine zunehmende Dünnhäutigkeit und dazu steh ich. Ich lass mir nicht mehr um jeden Preis alles unterjubeln. Irgendjemand muss ja kritisch bleiben.

  13. maz meint:

    Was Vergiftetes vom Epimenides:
    Mein großes Hassbuch ist Thomas Manns Buddenbrooks.
    Thomas Mann erschließt sich mir nicht. Seine Erzählweise finde ich zum Kotzen und denke, dass an ihm ein Nobelpreis verschwendet wurde.
    Auf der anderen Seite bin ich ein Durchschnittsidiot, der alles niederschreibt, das seinen Horizont überschreitet. Ich bin heilfroh, dass sich niemand für meine Literaturempfehlungen interessiert.
    Es verhält sich bei mir irgendwie so ähnlich wie mit dem berühmten Kreter… irgendwie.

  14. Tanja meint:

    Ich kann mich bei beiden Titeln vom Hasspegel her anschliessen, muss aber gestehen, dass ich beides nur angelesen habe. “Avalon” war die erste richtig grosse Lese-Community, die ich als Buchhändlerin erlebt habe. Das haben die Leute einander empfohlen – ohne Buchhändler, ohne Presse.

    “Das Museum der Unschuld” hatte sehr geschmackvolle Werbung innherhalb der Buchbranche. Ich lege Bücher in meiner Hirn-Kartei auch immer möglichst mit so einer Ergänzung ab: “Ach das ist doch dieses Unlesbare von Pamuk – dafür mit dem schönen Buchplakat im Grün der Fünfzigerjahre…”

  15. kecks meint:

    Oh ja, Paul. Der ist Giftschrank und gänzlich ungenießbar. Hassbuch forever.

    Marion geht, wenn man zwölf Jahre alt ist und ein angehender Freak.

    Wer ordentliche Fantasy lesen möchte: Neil Gaiman. Erzählt sehr schön.

    Wer etwas Lustiges aus diesem Genre zu schätzen weiß: Pratchett und Gaiman erzählen gemeinsam die Apokalypse nach. Auch nicht übel.

  16. trillian meint:

    “Nebel von Avalon” habe ich damals verschlungen. Aber ich hatte auch gerade erst das Abi und war stolz, so ein dickes Buch durchgelesen zu haben… Danach las ich noch eines von Frau Bradley – der Titel ist mir entfallen, irgendetwas mit “Amazone”. Und das war so triefend schlechte Lesbenliteratur, dass ich hernach weder von Frau Bradley, noch von Rita Mae Brown je wieder etwas lesen möchte.

  17. Kai meint:

    Die allerschlechteste aller Dichtungen stammt immer noch von Paula Nancy Millstone-Jennings aus Greenbridge, Essex, England…

  18. isabo meint:

    Mit den Nebeln von Avalon hat mich eine Freundin schwer beeindruckt. Sie liest sonst die englische Literatur des 18./19. Jahrhunderts rauf und runter und bekam von einer Bekannten die Nebel von Avalon geschenkt, verbunden mit den wärmsten Empfehlungen. Und so las sie es und wartete darauf, dass es gut wird und dass es endlich spannend oder sonstwie toll wird, quälte sich durch endlose Mengen von Seiten, das Buch hat ungefähr 1000. Nach 980 Seiten beschloss meine Freundin: jetzt wird es auch nicht mehr gut. Die letzten zwanzig Seiten werden es nicht mehr rumreißen, und da hat sie es genüsslich in die Ecke gefeuert. Fand ich imposant, sich durch 980 Seiten zu quälen und die letzten 20 nicht mehr zu lesen.

    @AnkeD: ich habe Cash noch nicht gelesen und die Rezensionen nur am Rande verfolgt – aber wenn ich es richtig verstanden habe, ist das doch gerade der Witz an dem Buch, dass es sprachlich etwas speziell ist. Das darf die Übersetzerin natürlich nicht begradigen, sondern muss es auch auf Deutsch beibehalten.

  19. KochSchlampe meint:

    Meine beiden Hassbücher sind ‘Guns, Germs and Steel’ von Jared Diamond – ein Buch hervorragend geeignet, meinen Blutdruck in die Höhe schnellen zu lassen und Milan Kunderas ‘Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins’, was bei mir schlicht unerträglich war.

    Während ich die Nebel von Avalon geliebt habe. Darf ich entschuldigend anführen, dass ich das Buch mit 13 oder 14 gelesen habe?

  20. Jutta meint:

    Mein zurzeit allergrößter Hassautor ist Stieg Larsson. Ich habe den zweiten Band gelesen und mich wirklich gekrempelt vor Ärger über diese dreiste, unverschämte, volksverdummende Werbung für alle möglichen Produkte. Wenn ich einen Ikea-Katalog lesen will, dann nehme ich den Katalog und keinen Krimi.

    Ich habe mir dann – rein zu Forschungszwecken – Band 1 als Hörbuch in der Bücherei ausgeliehen. Dito. Band 3 tu ich mir nicht mehr an. Zumal die Story derart an den Haaren herbeigezogen ist (ich verweise auf das absolut bescheuerte Ende von Band 2), dass es wirklich eine Beleidigung darstellt. Keine Ahnung, wieso Leute dafür Geld ausgeben. Wie kommen bloß die guten Kritiken zustande? Unfassbar, was geschieht, wenn die Werbemaschinerie anläuft.

    Coelho kann ich auch nicht ausstehen :-)

  21. kubelick meint:

    die nebel von avalon fand ich nach 5 minuten als hörbuch schon unverdaulich. ich hoffe, ursula kann die genre für sie noch retten, frau mamsell. s. clarke fand ich interessant, aber nur als jane austen sans wit. nach 150 seiten fehlte dann irgenwie doch die wit und messerscharfe cleverness von jane.
    lem, wells, zelazny, phillip k. dick, lovecraft, poe- alles tolle schriftsteller. alles fantastische lit.
    aktuelles hassbuch “die knoblauchrevolte” – igid.
    -> musiker: ja

  22. the-sun meint:

    Args, Avalon. Ja, das hat mir als 16 Jährige auch erstmal viel Fantasy verleidet. Bradleys Amazonenbuch war lustig und gehört eben in eine gewisse Zeitepoche, hihi. Habe es gerade neulich aus dem Regal sortiert wg nicht mehr lesbar.

    Als Erwachsene verlor ich dagegen rein zufällig mein Herz an Bradleys Darkover-Zyklus und finde ihre alten Planetensachen auch nicht schlecht.

    Wer seltsame Fantasy in Zyklen mag: Die magische Welt ‘Xanth’ von Pierce Anthony.

    Lg, Britta

  23. Lila meint:

    Avalon hat mir die nette Frau geschenkt, bei der ich als Studentin das Haus geputzt habe. Keine Ahnung, wo es geblieben ist – als Währung für geputzte Fenster und Badezimmer war es annehmbar. Mehr weiß ich nicht mehr.

    Coelho ist so gräßlich, daß es einen beim Lesen richtig innerlich kratzt. Kundera – puh, Besserwisserliteratur.

    Wieso liest man manche Bücher zu Ende? Ich weiß es auch nicht. Um sich gründlich zu ärgern? Wozu man ja sonst nie Gelegenheit hat…?

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