Die Schlacht von Lepanto? Kindergarten.
Mittwoch, 10. November 2010 um 11:52Am Ausgang des Olympiabades warf ich dann einen letzten Blick hinunter ins Becken und zählte nach, wie viele Schwimmer auf den drei freigegebenen Bahnen paddelten: jeweils zwischen 12 und 15 Stück. Das erklärt alles.
Vor etwa zwei Monaten war ich schon mal abends unter der Woche beim Schwimmen gewesen: Das Becken war zwar deutlich geschäftiger als an meinen Samstagmittagen, an denen fünf Schwimmer pro Bahn bereits viel sind. Doch ich war entschlossen, mich zu arrangieren: Würde ich halt keine speziellen Übungen schwimmen, die mich langsamer machen, sondern lediglich bahnenweise Zweierschlag mal nach links, mal nach rechts schwimmen, bei genügend Puste hin und wieder zwei Dreierbahnen einlegen. Doch gestern herrschte Krieg: Die einen schwammen lustig ihre Wasserballett-ähnlichen Kraftübungen (hier einige Beispiele) oder mit Spielzeug und wirkten dadurch als Pfropf im Wasser. Die anderen sprinteten alles nieder und brachten mich mit ihren Rollwenden zu erschreckten Sätzen zur Seite. Auf Nebenbahnen lebten Schwimmer ihr Schmetterlingskönnen aus, was nicht nur der raumgreifendste Schwimmstil ist, sondern auch gehörig Wellen erzeugt.
Nachdem ich mehrfach in schneckige Wasserballettschwimmer gedotzt und immer wieder von überholenden Schaufelraddampfern gerempelt worden war, dreimal Bahnen abgekürzt hatte, um bestimmte Schwimmer zu umgehen und mehrfach nach üblem Verschlucken japsend an der Bahnabgrenzung gehangen hatte, wollte ich das Ganze nur noch hinter mich bringen: 200 Meter in Torpedotempo und ohne links und rechts zu schauen, dann nichts wie raus hier. Womit leider Schwimmen als Ersatz für Aerobic am Abend gestorben wäre.
die Kaltmamsell8 Kommentare zu „Die Schlacht von Lepanto? Kindergarten.“
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10. November 2010 um 13:14
Na, dann empfielt sich doch ein Umzug in das Museum Brandhorst, um die Meditation über die Schlacht von Lepanto dort unter weit weniger Publikum fortzusetzen:
http://www.museum-brandhorst.de/de/multimedia/innenansichten/2.html
10. November 2010 um 13:17
Oh, super Tipp, Sabine! Selbst bin ich ja mit dieser Darstellung aufgewachsen:
http://www.ingolstadt.de/stadtmuseum/scheuerer/ing/lep-mons.htm
10. November 2010 um 14:25
Oh, prima, die Monstranz muss ich mir mal anschauen. Zum Brandhorst: das Museum ist eine sehr durchwachsene Sache, aber der Lepanto-Raum und auch das große Kritzel-Bild von Cy Twombly sind wirklich ausgesprochen ergreifend und allein den teuren Besuch schon wert. Die Klos sind auch schön.
10. November 2010 um 15:05
Ich habe eine Frage zu Seniorenschwimmen. Ich schwimme immer langsamer, aber ich nehme nur eine Bahn ein. Zunehmend sehe ich Damen und Herren, die rückwärts beide Arme gleichzeitig bei etwa 10 und 2 Uhr ausbreiten und zwei Bahnen abdecken. Natürlich schauen sie nicht vorher, ob die Bahn frei ist. Vor ein paar Jahren schwammen solche Leute rückwärts ohne die Arme zu benutzen. Auf Anfrage sagte eine Dame “das habe ich mir selbst beigebracht”. Ich verstehe diese Schwimmart nicht – aber vielleicht gibt es solche Leute im Olympiabad nicht. Weiß jemand, wo das herkommt oder wie es heißt.
10. November 2010 um 15:40
@MM: eine ähnliche Version des Rückenschwimmens habe ich mir notgedrungen auch beigebracht nach einem schwierigen Schulterbruch. Seitdem kriege ich den Arm nicht mehr in die volle Umdrehung. Ich nenne es den 100-Millionen-Dollar-Krüppel-Schwimmstil, falls jemand fragt, komme mir dabei aber selbst vor wie Donald Duck im Rückwärtsgang.
@Frau Kaltmamsell: bei Rush-hour im Becken wär ich ebenfalls dankbar für ein paar einfache Verkehrsregeln. Vielleicht sollte man manche Testosteron-Hirsche doch nochmal zum Seepferdchen schicken. Aber Rücksichtnahme oder Umsicht ist generell nicht des Deutschen größte Tugend. Bei uns meint ein jeder, nur “Ich zuerst” würde gewinnen, an der Ampel, im Supermarkt und im Bade. Anderswo wär sowas nur peinlich.
10. November 2010 um 16:13
Gibt es nicht ein Hotelschwimmbad in Ihrer Wohnnähe? Die hat man meist für sich alleine. Oder ist das lästig, das häufige Wenden wg. kleinerer Becken. Vielleicht ne naive Frage, hier.
Wenn Senioren im Cosimabad schwimmen, hat das seinen speziellen Charme. Wagt man, hinter jemandem herzuschwimmen heißt es: “das ist aber meine Bahn”.
10. November 2010 um 20:37
@MM: Das nennt man Altdeutsch-Rücken (http://de.wikipedia.org/wiki/Schwimmsport#Altdeutsch-R.C3.BCcken). Ziemlich uneffektiv.
10. November 2010 um 22:30
@generator: Jetzt habe ich ein ganz schlechtes Gewissen. Natürlich ist das was anderes. Nach Brust-OP ist der Arm auch oft eingeschränkt, zum Glück bei mir nicht.
@ Angel: Vielen Dank, das hört sich richtig an, das Bild zeigt es. Ich wäre nie daraufgekommen. Wikipedia sagt, es sei erwägenswert in öffentlichen Schwimmbädern, weil man nach hinten schauen kann. Ich habe noch nie einen dieser Leute gesehen, der nach hinten schaute!