Israelische Ingenieurskunst oder: Nahost-Versöhnung in meiner Küche
Montag, 13. Dezember 2010 um 20:29Ich esse sehr gerne Granatäpfel. Doch nach dem Entkernen von einer oder zweien dieser Früchte sehen ich und meine Küche aus, als hätte ich darin ein Schwein geschlachtet. Die Unterwassermethode, die man mir immer wieder als Alternative verkaufen will, lehne ich ab, weil ich damit genauso viel Saft verliere.
Als ich also vor ein paar Wochen bei meinem Lieblingsobsthändler am Kurfürstenplatz einkaufte und der Ladenherr mit Schälchen frischer Granatapfelkerne aus dem Hinterzimmer kam, machte ich „Mmmh!“, fragte dann aber: „Und wie sieht die Küche aus?“ Der Herr, ein türkischer Einwanderer, schmunzelte, sagte: „Ich hab da was“, ging zurück ins Hinterzimmer und kam mit einem Schüsselchen samt Siebaufsatz und Gummikappe zurück. Ein Granatapfelentkerner.
Mein Begeisterungsruf auf Twitter brachte mir umgehend den Hinweis auf einen erwerbbaren Granatapfelentkerner ein, eine isrealische Erfindung.
Ich kaufte gleich zwei ein – Weihnachtsgeschenk für den ebenfalls Granatäpfel liebenden Papa. Heute testete ich mein Exemplar mit einem beim Libanesen ums Eck gekauften Granatapfel.
Granatapfel halbieren, mit Schnittfläche auf das Sieb legen.
Diaphragma überstülpen, mit einem Löffel beklopfen, bis die Kerne in die Schale gefallen sind. Das kann durchaus eine Weile dauern, deswegen beim Libanesen gleich eine Dose von den köstlichen gewürzten Mischnüssen mitnehmen, die man nebenher knabbern kann.
Voilá.
die Kaltmamsell23 Kommentare zu „Israelische Ingenieurskunst oder: Nahost-Versöhnung in meiner Küche“
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13. Dezember 2010 um 20:49
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13. Dezember 2010 um 20:57
So etwas gibt es? Wunderbar.
Ich säge die immer in vier Stücke und knabbere die Viertel aus.
Und sehe danach aus wie ein Vampir.
Dankeschön für den Tip .
13. Dezember 2010 um 21:34
Ha! Grossartig! Wieso ist mir jener Ausruf auf Twitter entgangen? So ein grossartiger Küchenhelfer!
(Drei Ausrufezeichen. In vier Sätzen. Ich. Huah, mich graust. Aber das muss so.)
13. Dezember 2010 um 22:41
Du weißt schon, dass das auch ohne Diaphragma geht, nur mit einem kräftigen Holzlöffel schlagend? Via Martha Stewart (jetzt bitte nicht ganz so kräftig schlagen):
http://www.myspace.com/video/vid/48099680
13. Dezember 2010 um 23:04
Den Entkerner kannte ich gar nicht.
Da mir aus irgendeinem unerklärlichen Grund das Obstschälen zufällt, und ich die Sauerei allzugut kenne, die Granatapfelentkernen verursacht, bin ich für diesen Tipp dankbar.
13. Dezember 2010 um 23:10
@stattkatze und kurz weg vom Thema: Ich freu mich so, dass Sie wieder bloggen!
Die Klopfmethode war die meine, bis ich Granatäpfel einfach auf einer Zitruspresse (passend für Grapefruits) auspresste. Mir gehts mehr um den Saft als um die Kerne und das klappt wunderbar.
14. Dezember 2010 um 6:57
Sind das nichts verdächtig viele Schnitte im Film, stattkatze? Hast du das ausprobiert?
14. Dezember 2010 um 9:57
Bei mir sah die Küche nach dem letzten Mal so schlimm aus, dass wir sie streichen mussten. Ich brauche schnell so ein Gerät! Sonst ist bald der Friede zwischen den Geschlechtern unseres Hause nicht mehr nachhaltig gesichert..;))
14. Dezember 2010 um 10:01
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14. Dezember 2010 um 10:51
Weiß garnicht, warum sich alle so anstellen.
Blüte quadratisch umritzen, von den so entstandenen Ecken ausgehend 4 Schnitze durch die Schale nach unten (natürlich ohne bis in die Kerne zu schneiden). Blüte rausbrechen, dann Granatapfel durch die Anritzungen unterstützt in 4 Segmente zerbrechen und Kerne segmentweise in der richtigen Richtung! (dann zerplatzen sie dabei auch nicht) rauslösen. Bei mir spritzt da jedenfalls nix und es ist ne Sache von <10 min.
Wenn man ganz sicher gehen will, eben beim Kernauslösen die Auffangschüssel in die (leere) Spüle stellen, dann werden auch die durch Anfängerpech vllt. doch entstehenden Spritzerchen problemlos wegwischbar und nicht der Rest der Küche renovierungsbedürftig.
14. Dezember 2010 um 15:03
@stattkatze
Danke für das Video. Ich mache es auch immer so, allerdings klopfe ich nur mit der Hand drauf. Nächstes Mal nehme ich auch einen Kochlöffel, schont die Hand.
14. Dezember 2010 um 17:31
Das hat irgendwie was gynäkologisches, finde ich.
14. Dezember 2010 um 17:57
Oh ja!
14. Dezember 2010 um 18:45
Sie meinen das Elephantendiaphragma?
Oja.
14. Dezember 2010 um 19:18
@Kaltmamsell: Nein, nicht ausprobiert, aber ich werde. Und berichten. Schnitt für Schnitt. :) Ein iranischer Koch hat mir mal gesagt, man solle die Granaten vorher immer gut rollen, weil sie sich dann besser von der Schale lösen.
@ Sam: Danke. War aber eigentlich nur sehr kurz weg, ein Jahr oder so. Zählt insgesamt also kaum :)
15. Dezember 2010 um 1:46
Sie retten mich, Madame! Dieses Gerät wird sofort bestellt. Und dann kaufe ich Granatäpfel. Über die Feiertage werde ich dieses Jahr nicht singen, sondern klopfen.
15. Dezember 2010 um 21:27
Aber warum das Diaphragma? Was bewirkt das Dings im Vergleich zum Festhalten mit der nackigen Hand? Schön sieht das ja nicht aus. (Ich betrachte das Ganze natürlich immer auch vom cineastischen Blickwinkel!) Aber guten Appetit. Soweit ich mich dunkel erinnere, schmecken die Dinger nicht schlecht. Ich staune, dass hier so selbstverständlich darüber gefachsimpelt wird, als ginge es um Kartoffeln oder Zwiebeln. Offenbar ist diese exotische Frucht ohne Weiteres überall erhältlich. Wahrscheinlich übersehe ich die Dinger einfach, wegen der Erinnerung an umständliche Handhabung. Ich bin nun geneigt, mich einem zweiten Selbstversuch mit der geviertelten Klopfvariante auszusetzen. Einen Kochlöffel hab ich nämlich. Und für ganz Doofe wie mich: anders als bei anderem Obst (also zum Beispiel Äpfeln ohne Vornamen), schmeißt man nicht die Kerne weg, sondern den Rest, richtig? Obwohl ich irgendwo auch gelesen habe, dass das Fruchtfleisch für irgendwas verwendet wird. Woanders steht wieder, das wäre für nichts gut, weil bitter.
15. Dezember 2010 um 23:49
Wir machen das so wie Karoshii. Geht sehr gut.
16. Dezember 2010 um 11:43
noch einfacher als @karoshii es beschreibt: die Frucht quer zum Blütenansatz durchschneiden und die Hälften mit ein bissi Gefühl in Segmente brechen, diese nach außen biegen, dann fallen bei wirklich reifen Früchten die Kerne von selbst raus, bei nicht ganz so reifen Exemplaren muss man vorsichtig kraulend nachhelfen – das Ganze über einer Schüssel, geht schnell und spritzt überhaupt nicht!
16. Dezember 2010 um 12:17
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16. Dezember 2010 um 22:54
Erlebnisbericht:
heute Abend dunkelroten Granatapfel im Supermarkt gekauft, die Stattkatze-Empfehlung befolgt, die Frucht ordentlich auf der geriffelten Spül-Ablage gerollt, wie man das auch gerne mit Zitronen macht. Ursprünglich wollte ich eine dieser Schnitttechniken praktizieren. Durch das kräftige Abrollen, was übrigens sehr lustige Knackgeräusche gibt, die sich auch percussionmäßig einsetzen lassen könnten, hat das Früchtchen einen Riss bekommen, aus dem ein kleines bißchen rote Flüssigkeit geronnen ist. Wie Blut! Ich habe das schon bereitliegende Messer dann gar nicht benutzt, weil ich erst die Blutung stillen wollte! Erste Hilfe eben! Bei der Gelegenheit habe ich die Wunde näher untersucht und mit der bloßen Hand den Bauchraum geöffnet. Über einer Schüssel. Irgendwie hat es sich so ergeben, dass sich der Granatapfel bei der Operation freiwillig in drei Stücke geteilt hat, aus denen die meisten Kerne von selber gefallen sind, ich hab ein bißchen mit dem Kochlöffel nachgeklopft und bin dann aber drauf gekommen, dass sie leichter rauskommen, wenn man wie von suseganz beschrieben, die gewölbten Segmente in die andere Richtung wölbt. Zack fallen sie raus! Den Rest dann mit den nackten Fingern aus den Rillen schaben, ging ganz geschmeidig und schnell. Hat keine Flecken gemacht, alles in der Schüssel gelandet. Und es ging insgesamt ganz schön schnell. Ungefähr zwei Minuten, wenn überhaupt. Zuerst hat mich der Geschmack nicht so umgehauen, sehr sauer, was ich eigentlich mag, aber gleichzeitig so zuckrig süß, was ich nicht so mag. Ein bißchen wie rote Johannisbeeren in Zuckerwasser. Ich hab dann immer weiter gekostet und es hat mir immer besser geschmeckt, weil ich plötzlich diese irrwitzige Lebenskraft in den kleinen roten Bomben gespürt habe. Powerfood erster Kategorie, schon klar, aber extrem spürbar. Nach ein paar Löffeln hab ich den Rest mit Joghurt und Seitenbacher-Müsli 107 verrührt und gegessen. Das war sehr delikat. Beim Essen hab ich dann googelnd gleich verifiziert, warum ich schon bei den ersten Löffeln gemeint habe zu spüren, dass da eine besondere Frucht in der Schüssel ist. Mein Verdacht hat sich bewahrheitet: der Granatapfel ist der Rolls Royce unter den Zellschutz-Früchten. Mein Forschungsgebiet! Kauf ich morgen gleich wieder. Vielen Dank für den wertvollen Hinweis auf diese wunderbare Frucht. Jetzt kann ich bestimmt nicht einschlafen, vor lauter Wunderkraft!
17. Dezember 2010 um 6:25
Vielen Dank, Gaga, für den Selbstversuch. Alle sonst beschriebenen Methoden – außer Nachhelfen von außen mit einem Kochlöffel – habe ich natürlich probiert, sie liegen ja nahe. Ergebnis: Schlachthaus. Es muss also an mir liegen.
17. Dezember 2010 um 12:42
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