Archiv für Dezember 2010

Schneller Geschenktipp

Samstag, 11. Dezember 2010

Vielleicht ein Mittel gegen die einsetzende Panik, womit man dem Herrn Papa zu Weihnachten eine Freude machen könnte.

Die Platte ist nicht frisch, aber bemerkenswert: Eine Sammlung traditioneller bayrischer Volksmusik, wie sie sicher in keinem Fernseh-Stadl vorkommt. Sondern wie sie daheim oder auf Musikantentreffen erklingt (wo übrigens keineswegs Dirndl die Uniform ist, sondern durchaus auch eine Jeansträgerin an der Harfe sitzt).
Obacht! Musik aus Bayern

Info der Musikfirma:

In Zusammenarbeit mit der BR Journalistin und Volksmusik-Expertin Ulrike Zöller veröffentlicht Galileo Musik nun auf dem neu gegründeten Label Bayla Records mit „Obacht! Musik aus Bayern“ ein faszinierendes Tondokument echter traditioneller bayerischer Volksmusik, das sich speziell auch an unbedarfte Hörer wendet, die sich bisher kaum mit diesem Thema beschäftigt haben.

Die versammelten Aufnahmen stammen zum großen Teil von den Gruppen selbst, oder wurden von Organisationen wie dem Bayerischen Landesverband für Heimatpflege, der Kath. Erwachsenenbildung im Lkr. Regen oder den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten produziert und sind so einem größeren Publikum bisher kaum zugänglich gewesen. Darüberhinaus konnten Aufnahmen von Trikont, Mako Records, SonyBMG und EMI für „Obacht“ gewonnen werden. Besonderer Fokus wurde bei der Auswahl auf die Authentizität der Aufnahmen gelegt, um den besonderen Charme der bayerischen Volksmusik zu vermittlen.

Meine Beschreibung: Ausgesprochen herzerfrischend! Aus dieser Musikecke kommt auch die Biermösl Blosn, das hört man (Dudelsack!). Besonders freut mich, dass ein Couplet unter den Stücken ist (“s’Tröpferlbad” von der Familienmusik Hoffmann). Die Aufnahmen sind oft nicht perfekt, da spielt schon auch mal eine Geige oder eine Trompete a bissl daneben. Macht gar nichts, fördert eher die Herzerfrischung.

Reinhören können Sie hier.

steht vor der, naht, alle Jahre, ist wieder so weit …

Samstag, 11. Dezember 2010

Frau Charming Quark hat mich drauf gebracht: ein ganz besonders schönes Arrangement des Carol-Klassikers von Annie Lennox und ein wundervolles Video. Die ganze Platte, A Christmas Cornucopia, klingt gerade durch mein Wohnzimmer.

Einmal quer durchs SZ-Magazin genöhlt

Freitag, 10. Dezember 2010

Berlusconi auf dem Titel? Jetzt hat er’s wirklich geschafft.

§

Das Inhaltsverzeichnis riecht schwer nach Dominiks Resterampe: Einmal durch die Schreibtischschubladen gefegt, bevor der Chefredakteur zum Stern wechselt. Mir war die Dicke des Heftes aufgefallen und ich hatte sofort einen dicken Werbungsblock in der Mitte vermutet. Aber nein: Die Anzeigenabteilung hat zwar ganze Arbeit geleistet, die Ernte aber übers Heft verteilt.

§

„Sagen Sie jetzt nichts“ mit der Kasperltheaterfigur Nina Hagen. Oh mei, danke der Nachfrage: In meinem Leben spielt Jesus eine durchaus große Rolle. Er hat mich gezeugt und nach bestem Wissen und Gewissen großgezogen. Aber einer reicht mir, wirklich.

§

Oh, sie haben eine Redakteurin, die jung genug ist, sich beim Hinterfragen der Geschenkform Gutschein originell zu fühlen.

§

Über Erlinger kann ich nicht nöhlen, seine Argumentation finde ich immer interessant. (Bitte lass das „Dr. Dr.“ ironisch sein.)

§

„Nicht immer auf dem Boden bleiben! Ein Plädoyer für Romantik statt Realismus in der Liebe.“ Jessas. Na, wenigstens haben sie die Geschichte nicht den Praschl schreiben lassen, der seit einiger Zeit für die Nicht-Themen im Heft zuständig zu sein scheint und mich in der scheppernden Schmarrigkeit seiner Riemen fast vergessen lässt, wie sehr ich einst seine Blogpostings schätzte.
Die These: Alle Liebesgeschichten müssen heutzutage belastbar für die Ewigkeit sein, sonst ernten die Liebenden Hohn und Spott. „Die Regeln, wie die Liebe auszusehen hat, sind strenger denn je: Sie muss sich lohnen und erfolgreich sein.“ Ach?! Hatten wir nicht eben im selben Magazin launige Kolumnen über die Gesellschaft, die sich vor lauter Jugendwahn bis ins hohe Alter auf nichts festlegen will, schon gar nicht auf eine Partnerschaft? Die sich lustig macht über Paare, die einfach nur nebeneinander sitzen wollen?
Oh mei, dieser Artikel der Restrampe hatte sich aus guten Gründen zerknittert ganz hinten in der untersten Schublade versteckt, eigentlich für die Seite 96 der damals noch existierenden Amica geplant, jetzt friedlich mit drei kupfernen Büroklammern spielend.

§

Jetzt aber ein richtiger Knaller: Mit den heutigen Handys wird gar nicht mehr so viel telefoniert, sondern mehr ins Internet gegangen. Für Menschen, die die vergangenen zwei Jahre abgeschnitten von jeder Zivilisation auf einer Insel im Pazifik verbracht haben, sicher epiphanisch.

Geschrieben von Max Scharnigg, für dessen Auftritt und Text beim diesjährigen Bachmannpreislesen das Wort underwhelming eigens erfunden wurde.

§

Gleich noch ein schmissiges IT-Thema: Till Krause findet heraus, dass im Internet Inhalte auch dann noch zu sehen sind, wenn der Autor schon tot ist. Wie furchtbar! Das ist ja fast so, fast so – wie das Fotoalbum, in dem Bilder von Menschen eingeklebt sind, DIE GAR NICHT MEHR LEBEN!

§

Eine Bilderstrecke über einen lustigen Künstler. Wobei man beim Lachen über Kunst ja mal besser aufpasst: Oft ist lustige Kunst gar nicht lustig gemeint.

§

Eine Fußballgeschichte. Die Geschichte kann nichts dafür, dass mir Fußball sehr egal ist. Aber es handelt sich um die Geschichte der Beziehung eines Fußballfans zu seinem befanten Fußballverein, und dieser Fußballfan ist der Autor der Geschichte, Mitglied der SZ-Magazin-Redaktion. Bin das bloß ich, deren Hirn vor lauter Selbstreferenzialität des Konstrukts Purzelbäume schlägt?

§

Und nun die Titelgeschichte. Sein’S ma net bös, aber ich hab’ a Kusine in Italien, die begeisterte Berlusconi-Wählerin ist: Alles, was ich über die Motivation der Italiener, diese weitere Kasperletheaterfigur zu ihrem Regierungschef zu machen, nie wissen wollte, habe ich bereits von ihr gehört.

§

Die Gerichtsgeschichte ist im Inhaltsverzeichnis zusammengefasst mit „Ohne das Internet hätten Mandy G. und Nadine E. wohl nie Verbrechen begangen“. Ein weiteres Oh mei. Lassen Sie uns raten: Heiratsschwindelei über Online-Kontaktbörse? Ebay-Betrug? 0180-Abzocke? Aber das sind zum einen strafrechtlich sehr wahrscheinlich keine Verbrechen, zum anderen hätte man dazu das Internet nicht unbedingt gebraucht.

Aha: Schlicht eine weitere Nicht-Geschichte. Die beiden stehen wegen Internetbetrug vor Gericht – mit Fug und Recht lässt sich behaupten, dass sie ohne Internet keinen Internetbetrug hätten begehen können. Woher der Schluss kommt, dass sie also nie straffällig geworden wären (nein, es handelte sich nicht um ein Verbrechen), lässt die Geschichte nicht erkennen, auch wenn sie alle Klischees über Onliner aneinanderreiht (u.a. zurückgezogen lebende Menschen, viele Katzen, soziale Kontakte übers Internet).

§

Ein origineller Illustrator zeichnet physikalische Grundgesetze anhand des Alltags eines Vaters mit kleinem Kind. Gymnasiallehrerhumor.

§

Interview mit von Donnersmarck. Seit dieser Begebenheit interessiert mich der Herr eigentlich nicht mehr. Lektüre hebe ich mir für morgen auf.

§

Die erste Geschichte der Rubrik „Stil leben“ wird angekündigt mit „Der Uhrenexperte Ralf Meertz verrät, was eine gute Uhr ausmacht“. Antwort aus meiner Sicht: Sie ist öffentlich, sehr gut sichtbar und zeigt die korrekte Uhrzeit an. Doch den Illustrationen zufolge geht es um Armbanduhren, die ich per se hässlich finde. Die Illustrationen selbst, altmodische Linolschnitte, gefallen mir allerdings gut.

§

Und dann doch noch ganz explizit: Das Weihnachtsgeschäft. Interview mit einem Hauptbeglitzerer deutscher Fußgängerzonen, unter anderem mit seiner Drogeriekette Douglas. Lese ich auch morgen. Bin gespannt, ob mein olfaktorischer Eindruck der vergangenen Wochen zutrifft und das 80er-Männnerparfüm Fahrenheit in dieser Schenksaison eine Revival erfährt.

§

Auch Hacke steigt ein mit „Es naht Weihnachten“. Mein tiefes Mitgefühl gilt allen Redaktionen weltweit, die sich Jahr für Jahr bergeweise Weihnachtsthemen aus den Fingern saugen müssen. Wie es wohl in den Redaktionsräumen des SZ-Magazins aussieht? Motivieren sich die Redaktionsmitglieder für diese schweren Wochen, indem sie sich in einen Rausch glitzerdekorieren, stollenfressen und glöcksaufen? Oder darben dort derzeit eisern beherrschte Scrooges?

(Grottenschlechte Laune. Ausgewogene Betrachtunsweise erst wieder morgen.)

Neues aus Fitnessstudios

Mittwoch, 8. Dezember 2010

Erinnern Sie sich noch daran?

Oder hieran?

Dann ist die Erinnerung an dieses hier unvermeidlich.


Las Ketchup – Asereje
Hochgeladen von Galiza. – Musikvideos, Sänger Interviews, Konzerte und mehr.

Doch angefangen hat alles selbstverständlich damit:


Ententanz – MyVideo

Eine Mischung aus den oben angeführten Bewegungsformen und Rhythmen hat nun die Fitnessstudios der Nation erobert und nennt sich Zumba. Zu festgelegter Musik werden festgelegte Schritte getanzt, immer dieselben zum jeweiligen Musikstück. Erfahrene Zumbasten, darunter meine Mutter, weisen darauf hin, dass es nach einer Weile im Grunde nicht mal mehr eine Vorturnerin braucht. Ich habe das heute mal ausprobiert (ich habe den Turnsaal noch nie so voll gesehen), schwitzte sehr, versank in Erinnerungen an Thomas Brennicke selig und seine Schlager der Woche Freitagabend auf Bayern 3 und sehe mich jetzt optimal vorbereitet auf das Rentenalter und Seniorennachmittage (dafür wird man das Tempo allerdings deutlich reduzieren müssen).

Surhaxl

Montag, 6. Dezember 2010

Fleisch esse ich sehr gerne. Dass dafür ein Lebewesen getötet werden muss, ist mir bewusst, schließlich war ich schon in jungen Jahren an Hausschlachtungen von Schweinen beteiligt (Sau bei Papas teilzeitbäuerlich-ländlichem Arbeitskollegen über den Winter „hochg’fuadad“, Bolzenschuss, entborsten, ausnehmen, Därme reinigen, zerteilen, Wurst machen, Würstl und Streichwurst im Glas im Kessel garen, Kesselsuppe mit Schwarzbrot und viel Schnaps). Allerdings halte ich es für unethisch und völlig unnötig, dass die zum Verzehr geborenen Tiere ein qualvolles Leben führen oder einen qualvollen Tod sterben. Das fand ich zwar schon immer, aber erst seit ein paar Monaten versuche ich, wirklich Konsequenzen daraus zu ziehen: Ich esse nur Fleisch von Tieren, die verlässlich gut gelebt haben und respektvoll getötet wurden. Meine einzige überzeugende Quelle in München ist der Herrmannsdorfer. Die Folge: Ich esse selten Fleisch (womit übrigens der deutlich höhere Preis, den ich für Fleisch nach oben genannten Kriterien zahle, mehr als kompensiert wird). Und auf das freue ich mich jedesmal sehr.

Als ich am Samstag beim Herrmannsdorfer am Viktualienmarkt für den Fleischeinkauf anstand, hatte ich eigentlich einen Braten aus dem Schweinehals geplant. Doch dann sah ich ganz unten hinten in der Theke eine große Haxe liegen, die sehr nach Eisbein aussah. Das bestritt der junge Metzger zwar, der mich später bediente: „Naa, des is a Surhaxl.“ Seine Kollegin schaltete sich moderierend ein, und so einigten wir uns darauf, dass es sich um regional unterschiedliche Bezeichnungen desselben gepökelten Stücks Schwein handelte. Ich plante umgehend um, und so gab es gestern als Sonntagsbraten Surhaxl mit Kraut. Ist diese Haxe (1,5 Kilo) nicht eine Pracht?

Bei der Zubereitung ließ ich mich von meiner Mutter beraten. Ich garte das Fleisch erst anderthalb Stunden in zwei Finger hoch Wasser, das ich mit Lorbeerblatt, Wacholderbeeren und Pfefferkörnern würzte. Dann gab ich zwei geschälte Äpfel in Schnitzen, eine gehackte Zwiebel, eine zerteilte Knoblauchzehe und eine große Dose Sauerkraut dazu. Das Ganze ließ ich weitere anderthalb Stunden garen.

Ich servierte mit frischen Salzkartoffeln.

Nachtrag: Während ich ein Stück totes Herrmannsdorfer Schwein aß, hat Ilse lebendige Schweine in Herrmannsdorf besucht.

Zweiter Advent 2010

Sonntag, 5. Dezember 2010

Diesjähriger Geniestreich meiner deko-affinen Mutter, die unsere Wohnung wieder adventlich verschönerte: Girlanden auf den Balkonen – aber in Blickrichtung der Fenster.

Und so sah es heute im Morgengrauen an der Isar aus.

Für zwischendurch: Neues zum Feminismus

Sonntag, 5. Dezember 2010

Damit mein Blog nicht demnächst vor lauter Inaktivität das Zugangsdaten-Cookie löscht, eine schnelle Leseempfehlung für zwischdurch: Malte Welding zum tatsächlichen Stand der Gleichberechtigung der Geschlechter.

(Die Frau) hat demnach die Wahl zwischen einem Dreifachjob, also Hausarbeit, Kindererziehung und Beruf zu dreiviertel der Bezüge des Mannes – oder sie bleibt zu Hause und lernt das Gesamtwerk Benjamin Blümchens kennen.

(…)

Langweilt es Sie, wenn Skandinavien dauernd als Vorbild hingestellt wird? Dann müssen Sie da jetzt durch: Schweden verhält sich beim Thema Emanzipation zu Deutschland, wie Deutschland sich beim Erfinden von immer schnelleren Autos zu Burkina Faso verhält.

(…)

Eine Frau begibt sich mit der Geburt ihres Kindes nicht einfach in ein Dilemma, sie begibt sich ins tiefe Tal der Dilemmata, dort, wo niemals die Sonne scheint und man nur noch vor sich hinstolpert. In diesem tiefen Tal ist die Frau dann unzufrieden.

Bitte ganz lesen.
Und dann diese Erkenntnis in Karikaturenform. (War mir zum Beispiel völlig neu.)