Tron: Legacy
Sonntag, 30. Januar 2011 um 15:18Vor zwei Wochen sah ich mir den ersten Tron zur Auffrischung und Vorbereitung noch mal an: Hat sich nicht gut gehalten. Die Optik ist immer noch einzigartig, wenn auch von der Sorte, die nicht stilbildend wurde. Aber der Rest: Handlung? Welche Handlung? Haarsträubend gestelzte Dialoge, Rumgeier zwischen Kinder- und Nerdfilm.
Und, was ich ganz vergessen hatte: Es wird ja gar nicht mit den Mechanismen und Besonderheiten der Computerwelt gespielt (Ausnahme: das Bit.). Doch Festplatte, Oberfläche, Programmiersprachen – nichts davon ist in der Handlung verwendet. Das einzige Element, aus dem sie sich bedient, sind die damaligen Computerspiele.
Und auch wenn ich die Fortsetzung Tron: Legacy für weniger zeitgebunden und deutlich besser halte: Das hat sich nicht geändert, sogar das Bit ist weggefallen. Die Welt, in der sich selbst der alltäglichste Computeruser heute bewegt, hat keinerlei Spuren in der virtuellen Welt des Films hinterlassen. Allerdings macht gerade das Tron: Legacy zur echten Fortsetzung von Tron. Es handelt sich eben nicht um eine allegorische Darstellung von Computerabläufen.
Wieder epochal und aus der Zeit gefallen ist das Design – das allerdings auch ohne 3D funktioniert hätte. Dass die Grundstruktur des Grid nicht den heutigen Stand der IT und der Computertechnik widerspiegelt, erklärt sich durch den Handlungsrahmen des Films: Flynn ist 1989 im Grid verschwunden, einem abgeschlossenen System. Und so muss das System auf dem technischem Stand von 1989 bleiben. Wir sehen immer noch hauptsächlich simple Computerspiele, zumindest erweitert um eine dritte Bewegungsdimension.
Die Dialoge sind signifikant besser geworden, pathetische Anklänge werden durch feine Ironie entschärft (“You’re messing with my Zen thing, man!”).
Dass ich beim Anblick des Hauptdarstellers Garrett Hedlund ständig an Klaus Augenthaler denken musste (ja mei, auch eine Fußballignorantin hat ihre inneren Bilder), kann ich dem Film sicher nicht vorwerfen; Hedlund macht seine Sache sehr gut.
Doch möglicherweise ist es nicht das Aussehen, das Film so besonders und gut macht, sonders sein Klang. Die Filmmusik von Daft Punk ist so speziell, dass ich sie mir sofort geholt habe. Sie lässt die Synthesizer der 80er, die Computerspiele der Zeit und das gesamte Filmgenre anklingen, ohne platt zu werden. Es steckt viel Koyaanisqatsi drin, aber auch Mozart und New Wave. Dazu kommt ein sehr kreatives Sounddesign. Bewegung, Geschwindigkeit, Zerstörung sehen im Grid nicht nur anders aus als in der Kohlenstoffwelt, sie klingen auch völlig anders.
Für sein Sound Editing ist Tron: Legacy Oscar-nominiert. Zum ersten Mal kann ich nachvollziehen, warum.
Zu meckern habe ich schon auch was. Der Film hat Längen, manche Inhalte hätte ich lieber gezeigt als erzählt bekommen, und der gute alte Tron selbst kommt mir zu wenig vor.
die Kaltmamsell3 Kommentare zu „Tron: Legacy“
Sie möchten gerne einen Kommentar hinterlassen, scheuen aber die Mühe einer Formulierung? Dann nutzen Sie doch den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein, Sternchen darüber und darunter kennzeichnen den Text als KOMMENTAROMAT-generiert. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken.
30. Januar 2011 um 19:29
Ich kann Dir 100% zustimmen, was den neuen Film angeht. Zum Original allerdings gebe ich zu bedenken, dass die deutsche Version eine ganz andere Tonlage hat, weil man damals anscheinend einfach nur das Dialogdrehbuch übersetzte – inklusive aller IT-Referenzen, die in der Linearübersetzung unverständlich wurden bzw. einfach gleich ganz verschwanden. Man versuchte eben, die Handlung noch irgendwie verständlich zu halten, was schwer ist, wenn man das Fachvokabular nicht versteht. Man bekam es dann aber doch hin, allerdings um den Preis, dass die Geschichte dadurch noch naiver wurde als im O-Ton.
30. Januar 2011 um 19:46
ah! der soundtrack! den hab ich mir immer noch nicht besorgt, danke fürs dran erinnern. hab großen spaß an dem film gehabt, fand allerdings auch die 3D-effekte super. das original hab ich vor jahren mal im tv gesehen und unglaublich toll gefunden. die story fand ich diesmal auch ziemlich hanebüchen, aber im grunde ist das ganze ja nur ein überlanges prominent besetztes musikvideo, das passt also schon.
11. Februar 2011 um 7:12
Hm, ich finde, in den Bildern steckt ein Widerspruch in sich. Wenn es sich wirklich um das selbe Grid wie 1989 handelt, dann müsste es auch so aussehen und nicht diesen fotorealistischen Look haben. Und warum sollte ein Rechner aus den 80ern die Kapazität haben, physikalische Effekte wie Staubaufwirbelung, Wolken, Gewitter und unnötige Dekoelemente in Räumen zu rendern. Sorry, aber das zerstört die ganze Atmosphäre.