Ausbeute zweier Urlaubstage
Mittwoch, 4. Mai 2011 um 7:42(Das mit dem Tagebuchbloggen steckt noch ein bisschen drin in mir.)
Am Montag mal wieder Bahnenziehen im Olympiabad. Vor einigen Wochen hatte ja eine Mitschwimmerin behauptet, die abgeteilten Schwimmbahnen seien reserviert, und der Belegungsplan gab ihr recht. Brav schwamm ich also neben den reservierten Bahnen – zwischen plaudernden Damen und eher Nichtschwimmern. Doch es kam mir arg komisch vor, dass das halbe Becken nahezu durchgehend für Berta Normalschwimmerin unerreichbar sein sollte. Also fragte ich beim Verlassen des Bades das Personal (in Münchner Bädern an Polohemden in, haha, Schwimmbadtürkis erkennbar). Ergebnis: Ist es nicht, die Bahnen sind „für die Öffentlichkeit nutzbar“, die sportlich schwimmen will. Vereine sperren sich eigene Bahnen daneben ab.
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Für einen größeren Fleischtransport hatte mir mein Bruder seine Familien-Kühlbox geliehen – dummerweise war unterwegs der Henkel gebrochen. Eine Kühlbox ist so weit weg von meinem Alltag, dass ich die Twittergemeinde fragen musste, wo ich wohl Ersatz kaufen kann (solch ein sperriges Ding wollte ich nicht im Internet kaufen). Man schickte mich ins neue Globetrotter-Kaufhaus. (Mag eine Generationensache sein, dass das Gebäude für mich immer Rieger-Pelze sein wird. Nicht, dass ich je dort eingekauft hätte – die damalige Radiowerbung hat bleibende Spuren hinterlassen.) Im Erdgeschoß des riesigen Ladens bekam ich tatsächlich die Kühlbox.
Unklar ist mir das Unbehagen, das ich in dieser Art Geschäft spüre. Liegt das an dem geballten Haufen Hightech ausgerechnet für Menschen, die ihre Naturliebe beteuern? Spricht daraus ein Kräftemessen von Naturgewalten gegen zivilisatorische Errungenschaft? (Dabei hat letztere doch mit dem Auftauchen der Trekking-Sandale bereits ihre ultimative Niederlage erlitten?) Oder ist es schlicht der Horror, den globetrottender Zelturlaub für mich bedeuten würde?
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Eines der damals transportierten Fleischstücke wurde abends zu einer köstlichen Rindersuppe. Ich hatte sie mit dem letzten Rest Chilisalz gewürzt1 und damit eine ganz wunderbare leichte Schärfe erzielt – merke ich mir für künftige Rindersuppen.
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Seit gestern habe ich eine neue Hausärztin (ich finde ja, Hausärzte müssen ihre Praxis in Altbauwohnungen mit Flügeltüren haben). Eigentlich gehe ich immer direkt zum Facharzt, möchte aber doch, dass die Unterlagen an einem Punkt zusammenlaufen. Außerdem hatte ich ein paar medizinische Fragen. Die Dame bezauberte mich aus dem Stand: Nicht nur stellte sie sich sorgfältig mit Namen vor, sondern erklärte auch die Situation der Praxis, ihren eigenen beruflichen Werdegang sowie ihren familiären Hintergrund (u.a. warum sie einen mindestens so undeutschen Namen wie ich trägt), ruhig und mit Zeit: „Sie sollen ja wissen, mit wem Sie es zu tun haben.“ Nach Schilderung meines Anliegens dachte sie laut abgewogen nach, gab mir nachvollziehbare Ratschläge, verschrieb mir nichts. Aus einer Arztpraxis bin ich schon lange nicht mehr so aufgebaut und zuversichtlich gekommen.
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Nachmittags Ausflug nach Augsburg zur Zahnreinigung (lange Geschichte). Ich nutzte die Gelegenheit, beim Lieblingsfeinkostgriechen am Stadtmarkt einzukaufen. Während meines Studiums in Augsburg gehörten seine Salate und Pasten zu den Kostbarkeiten, die ich mir trotz schmalem Geldbeutel hin und wieder als Luxus leistete, meist wenn ich Gäste hatte. Mit heute deutlich dickerem Geldbeutel geriet ich völlig außer Kontrolle.
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Apropos Augsburg: Eine spinnerte Einheimische nutzt die letzten Reste traditioneller Weberkunst der einstigen Textilmetropole für ihre Ideen (und webt zum Beispiel im Museum Jeansstoff – eine unglaubliche Geschichte). Großartige Aktion, bevor dieses Wissen völlig ausstirbt.
(via Frau Ziefle)
Bei dieser Gelegenheit lege ich Ihnen den Besuch des Augsburger Textilmuseums ans Herz. Ich war dort überwältigt von der reichen Geschichte, die das Museum ganz hervorragend aufbereitet (allein schon die Musterbücher!) – und traurig, denn es wurde ziemlich klar, dass es im 20. Jahrhundert einige Möglichkeiten gegeben hätte, zumindest einen Teil dieser Industrie zu retten, zum Beispiel durch rechtzeitige Spezialisierung auf besonders hochwertige Stoffe, durch Kooperationen mit europäischen Spitzenmodehäusern. Aber hinterher ist es immer leicht, schlau zu sein.
- Bleiben nur noch fünf aromatisierte Salze, die ich in den vergangenen Jahren geschenkt bekommen habe und für die ich eigentlich keine Verwendung weiß. [↩]
16 Kommentare zu „Ausbeute zweier Urlaubstage“
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4. Mai 2011 um 8:29
mhhmmmm! sieht das lecker aus.
4. Mai 2011 um 9:00
a) schwestern im geiste im bezug auf trekkingsandalen. leider keine verwandschaft mit mir, da ich diese sandalen eigentlich sehr schätze (ja, wirklich), aber mir immer verschiedene ausprägungen des ungefähr gleichen kommentars anhören muss, und:
b) hatte ich die zahnarztinfo weilant weitergegeben?
4. Mai 2011 um 9:27
Textilmuseum vor der Haustür? Warum wußte ich das bloß nicht??? DANKE Ihnen sehr für den Tip! Und: erinnern Sie sich noch an den stinkenden HEIN ESSER im RiegerpelzeHaus?
4. Mai 2011 um 10:35
Mögen Sie mir den Namen Ihrer Hausärztin verraten? Tausche auch gegen hervorragenden Zahnarzt in München Schwabing.
4. Mai 2011 um 10:50
Der Name der Ärztin würde mich auch interessieren, könnte evt. mit einem Orthopäden dienen.
4. Mai 2011 um 11:33
ich hätte im tausche gegen die hausarztadresse einen guten augenarzt, einen ordentlichen orthopäden, einen grandiosen kieferchirurgen, eine famose zahnärztin und eine sympathische gynäkologin zu bieten :) (mei, kein wunder, dass wir deutschen statistisch die meisten arztbesuche vorweisen können…)
4. Mai 2011 um 11:43
Ui, hättens mich gefragt, woher Sie am besten eine Kühlbox in Familiengröße bekommen, dann wäre Ihnen die traumatische Erfahrung im Natur-ist-in-Nirwana erspart geblieben. In türkischen Haushaltswarengeschäften gibt es alles, was man für einen Ausflug zum Grillen oder fürs Picknick braucht – zu fairen Preisen und in guter Qualität. Ich habe hier in Wien im 15. Bezirk beispielsweise schon die selben Modelle von Picknickrucksäcken (4x “ck” liest sich irgendwie eigen) zum halben Preis gesehen, verglichen mit jenen in Geschäften in Innenstadtlage.
4. Mai 2011 um 12:03
*patsch* Ach walküre, ich hätte wirklich Sie fragen sollen – schließlich lebe ich mitten in Müncher Klein-Istanbul! Beim nächsten Mal aber.
Die Zahnarztinfo hatte ich, adelhaid, vielen Dank. Aber dann war es beim letzten Zahnarztbesuch in Augsburg gar so lauschig mit dem Herrn (5 Minuten Gebiss-Check, 30 Minuten Ratschen), dass ich ihn gerne weiter einmal im Jahr sehen möchte. Wie soll ich denn sonst herausfinden, ob nun tatsächlich eines von den drei Kindern, die er mit einer Zahnärztin hat, auch Zahnarzt wird?
4. Mai 2011 um 14:01
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Gerne gelesen
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5. Mai 2011 um 8:37
Das Leben ist wirklich ausserordentlich viel einfacher, wenn man sein Wohlbefinden nicht davon abhängig macht wie anderer Leute Schuhe aussehen. Wirklich, versprochen. Versuchen Sie’s doch mal.
5. Mai 2011 um 8:49
Wenn das so einfach wäre, Musiker:
https://www.vorspeisenplatte.de/speisen/2010/05/bruder-haas.htm
5. Mai 2011 um 9:42
Erbitte höflichst das Rezept für die Rindersuppe. Danke.
5. Mai 2011 um 15:14
Hm, Frau Klugscheisser, ich zumindest mache Rindsuppe so:
Ich hole mir bei einem guten Metzger etwa ein Kilo Suppenfleisch (z.B. Zwerchrippe – aber ein guter Metzger berät da).
Außerdem besorge ich zwei Bündel Suppengrün (diese Bündel aus einem Stück Knollensellerie, einer gelben Rübe, einem Stück Lauch, ein paar Stengel Petersil).
Das Suppengrün putze und schäle ich, schneide es in Stücke.
In einen großen Topf lege ich das Fleisch und das Suppengrün, ein paar Pfefferkörner, ab sofort hin und wieder eine getrocknete Chilischote.
Ich gieße genug Wasser an, dass alles gerade mal bedeckt ist.
Die Salzmenge hängt vom gewünschten Resutat ab: Will ich eine möglichst schmackhafte Brühe, salze ich das Wasser wenig. Will ich möglichst aromatisches Suppenfleisch, salze ich viel. (-> osmotischer Druck)
Das Ganze langsam zum Kochen bringen, evtl. Schaum abschöpfen (für klarere Brühe), bei geringstem Köcheln etwa zwei Stunden kochen.
5. Mai 2011 um 15:47
Das Rezept dürfte schon beim Lesen allen das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen, die gern Suppen kochen ;-)
Ein Detail würde ich noch ergänzen. Ich halbiere ganz am Anfang vier Zwiebeln und lege sie mit der Schnittfläche nach unten in den trockenen Topf. Ich lasse die Schnittflächen leicht karamellisieren. Das kleingeschnittene Suppengrün kommt danach erst in den Topf, dann gleich das Wasser, das Suppenfleisch und die Pfefferkörner.
Da ich fast immer die aromatische Brühe haben möchte, verzichte ich in dieser Phase auf das Salz und salze erst am Ende.
Abgepacktes Suppengrün kaufe ich nie — lieber einen ganzen Beutel mit den einzelnen Zutaten, damit kann ich nebenbei noch in zwei Töpfen Gemüsefond kochen.
5. Mai 2011 um 16:55
Toll. Vielen Dank. Wird umgehend ausprobiert.
Gez. ein Suppenkasperl.
6. Mai 2011 um 19:30
Wegschauen kann so schwer nicht sein. ;-)
(Ich glaube nicht an “ich bin halt so”.)