(Das mit dem Tagebuchbloggen steckt noch ein bisschen drin in mir.)
Am Montag mal wieder Bahnenziehen im Olympiabad. Vor einigen Wochen hatte ja eine Mitschwimmerin behauptet, die abgeteilten Schwimmbahnen seien reserviert, und der Belegungsplan gab ihr recht. Brav schwamm ich also neben den reservierten Bahnen – zwischen plaudernden Damen und eher Nichtschwimmern. Doch es kam mir arg komisch vor, dass das halbe Becken nahezu durchgehend für Berta Normalschwimmerin unerreichbar sein sollte. Also fragte ich beim Verlassen des Bades das Personal (in Münchner Bädern an Polohemden in, haha, Schwimmbadtürkis erkennbar). Ergebnis: Ist es nicht, die Bahnen sind „für die Öffentlichkeit nutzbar“, die sportlich schwimmen will. Vereine sperren sich eigene Bahnen daneben ab.
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Für einen größeren Fleischtransport hatte mir mein Bruder seine Familien-Kühlbox geliehen – dummerweise war unterwegs der Henkel gebrochen. Eine Kühlbox ist so weit weg von meinem Alltag, dass ich die Twittergemeinde fragen musste, wo ich wohl Ersatz kaufen kann (solch ein sperriges Ding wollte ich nicht im Internet kaufen). Man schickte mich ins neue Globetrotter-Kaufhaus. (Mag eine Generationensache sein, dass das Gebäude für mich immer Rieger-Pelze sein wird. Nicht, dass ich je dort eingekauft hätte – die damalige Radiowerbung hat bleibende Spuren hinterlassen.) Im Erdgeschoß des riesigen Ladens bekam ich tatsächlich die Kühlbox.
Unklar ist mir das Unbehagen, das ich in dieser Art Geschäft spüre. Liegt das an dem geballten Haufen Hightech ausgerechnet für Menschen, die ihre Naturliebe beteuern? Spricht daraus ein Kräftemessen von Naturgewalten gegen zivilisatorische Errungenschaft? (Dabei hat letztere doch mit dem Auftauchen der Trekking-Sandale bereits ihre ultimative Niederlage erlitten?) Oder ist es schlicht der Horror, den globetrottender Zelturlaub für mich bedeuten würde?
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Eines der damals transportierten Fleischstücke wurde abends zu einer köstlichen Rindersuppe. Ich hatte sie mit dem letzten Rest Chilisalz gewürzt und damit eine ganz wunderbare leichte Schärfe erzielt – merke ich mir für künftige Rindersuppen.
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Seit gestern habe ich eine neue Hausärztin (ich finde ja, Hausärzte müssen ihre Praxis in Altbauwohnungen mit Flügeltüren haben). Eigentlich gehe ich immer direkt zum Facharzt, möchte aber doch, dass die Unterlagen an einem Punkt zusammenlaufen. Außerdem hatte ich ein paar medizinische Fragen. Die Dame bezauberte mich aus dem Stand: Nicht nur stellte sie sich sorgfältig mit Namen vor, sondern erklärte auch die Situation der Praxis, ihren eigenen beruflichen Werdegang sowie ihren familiären Hintergrund (u.a. warum sie einen mindestens so undeutschen Namen wie ich trägt), ruhig und mit Zeit: „Sie sollen ja wissen, mit wem Sie es zu tun haben.“ Nach Schilderung meines Anliegens dachte sie laut abgewogen nach, gab mir nachvollziehbare Ratschläge, verschrieb mir nichts. Aus einer Arztpraxis bin ich schon lange nicht mehr so aufgebaut und zuversichtlich gekommen.
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Nachmittags Ausflug nach Augsburg zur Zahnreinigung (lange Geschichte). Ich nutzte die Gelegenheit, beim Lieblingsfeinkostgriechen am Stadtmarkt einzukaufen. Während meines Studiums in Augsburg gehörten seine Salate und Pasten zu den Kostbarkeiten, die ich mir trotz schmalem Geldbeutel hin und wieder als Luxus leistete, meist wenn ich Gäste hatte. Mit heute deutlich dickerem Geldbeutel geriet ich völlig außer Kontrolle.
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Apropos Augsburg: Eine spinnerte Einheimische nutzt die letzten Reste traditioneller Weberkunst der einstigen Textilmetropole für ihre Ideen (und webt zum Beispiel im Museum Jeansstoff – eine unglaubliche Geschichte). Großartige Aktion, bevor dieses Wissen völlig ausstirbt.
(via Frau Ziefle)
Bei dieser Gelegenheit lege ich Ihnen den Besuch des Augsburger Textilmuseums ans Herz. Ich war dort überwältigt von der reichen Geschichte, die das Museum ganz hervorragend aufbereitet (allein schon die Musterbücher!) – und traurig, denn es wurde ziemlich klar, dass es im 20. Jahrhundert einige Möglichkeiten gegeben hätte, zumindest einen Teil dieser Industrie zu retten, zum Beispiel durch rechtzeitige Spezialisierung auf besonders hochwertige Stoffe, durch Kooperationen mit europäischen Spitzenmodehäusern. Aber hinterher ist es immer leicht, schlau zu sein.